Little Lies - Vollkommen vertraut: Roman (Little-Reihe) (German Edition)
einließ, konnte einem leidtun. Jewel war dafür einfach nicht geschaffen … Egal, dafür war sie eine gute Freundin. Vielleicht nicht die beste auf der Welt, aber immerhin die einzige, die ich je gehabt hatte. Und jetzt gerade war sie meine ganz persönliche Lebensretterin.
»Muss mich nur schnell umziehen, dann komm ich einfach nach«, sagte ich.
Sie nickte und wandte sich schon zum Gehen. Da fiel mir plötzlich meine Mom wieder ein.
»Hey, Jewel«, rief ich.
Sie drehte sich mit dieser absolut sorglosen Miene, die sie stets wie eine Art Krone trug, zu mir um. »Yep?«
»Erzähl meinen Eltern nicht, dass ich hier bei dir bin, okay?«
Jewel nickte. »Mach dir da mal keinen Kopf. Wenn das meine Erzeuger wären, würde ich mich vor denen auch verstecken!«
»Na ja, und wenn Ashton anruft … Die braucht es auch nicht zu wissen.«
Jewels Augen weiteten sich vor Überraschung. »Wow, echt? Was hat denn deine überperfekte Cousine verbrochen? Wenn’s nötig ist, fahre ich zu ihr und zieh sie an ihrem langen blonden Engelshaar. Die ist mir sowieso viel zu brav und niedlich.«
Ich schüttelte den Kopf, konnte mir ein Grinsen aber nur schwer verkneifen. Tja, es konnte zwar passieren, dass Jewel sich an deinen Typen ranschmiss oder sich zur Beichte anzog wie eine Schlampe, um den Pfarrer zu verführen – aber im Zweifelsfall stand sie hinter einem.
»Ashton kann nichts dafür. Ich habe sie immer noch gern, aber grade brauche ich ein bisschen Abstand von Grove, inklusive all seiner Einwohner.«
Jewel machte einen Flunsch, als wollte sie noch etwas fragen und müsste sich selbst davon abhalten. Schließlich nickte sie aber.
»Okay, habe verstanden. Ich werde keiner Menschenseele verraten, dass du hier bist. Alright. Jetzt schnapp dir deinen Bikini und crem dich ordentlich mit Sonnenschutz ein. Mehr Sommersprossen brauchst du weiß Gott nicht!«
Es nervte mich, dass ich mein Handy nicht benutzen konnte. Ich wollte am Strand irgendwas lesen, aber die App war nun mal ohne mein Telefon nicht verfügbar. Ein Buch hatte ich nicht dabei, und auf die Zeitschriften, in denen Jewel immer schmökerte, hatte ich keine Lust. Dass die Tipps aus diesen Magazinen nichts brachten, wusste ich längst. Schließlich hatte ich die meisten von ihnen schon ausprobiert.
Jewel, die eine grellpinke Pilotensonnenbrille trug, winkte mir fröhlich zu, als sie mich entdeckte. Hier draußen gab es die perfekte Ausstattung für einen Tag am Strand. Zwei Liegestühle standen neben einem großen Sonnenschirm, der so eingestellt war, dass er der freien Liege Schatten spendete. Jewel selbst lag in der prallen Sonne, auf dem Schoß eine Zeitschrift, in der Hand ein großes Cocktailglas.
»Wow, heiß siehst du aus, Lana Banana!«, rief sie und pfiff anzüglich.
Jewels Kommentare machten mich schon längst nicht mehr verlegen. Ich setzte mich auf die Liege, lehnte den Kopf zurück und seufzte. Puh, war das angenehm. Die leichte Brise, das beruhigende Rauschen des Ozeans …
»Hier, nimm einen Schluck. Ist eine Mischung aus Orangensaft, Ananassaft, Ginger Ale und Wodka. Echt super.«
Ich wollte schon den Kopf schütteln, griff dann aber doch nach dem Glas und beschloss, darauf zu pfeifen.
Jewels tropisches Gebräu schmeckte ziemlich lecker. Ich hätte locker den ganzen Drink hinunterkippen können. Aber dann ließ ich es doch sein, weil ich halbwegs zurechnungsfähig bleiben wollte. Meine Probleme einfach wegzusaufen wäre eine ziemlich schwache Leistung.
Ich gab Jewel den Drink zurück. »Yammi. Danke.«
Jewel machte Anstalten aufzustehen. »Behalt ihn ruhig, ich mache noch einen.«
»Nein, danke, ich will nicht zu viel trinken. Zumindest jetzt noch nicht.«
Jewel runzelte die Stirn und ließ sich wieder auf ihrer Liege nieder. »Erzählst du mir denn, was passiert ist?«
Nein, besser nicht.
»Ich will nicht drüber reden«, erwiderte ich.
Jewel seufzte. »Na, meinetwegen. Aber ich warne dich, damit wirst du nicht lange durchkommen. Irgendwann musst du mich schon mal auf Stand bringen.«
Okay, irgendwie hatte sie recht. Sie hatte mir bei meiner Flucht geholfen und hielt noch dazu absolut dicht. Wenn ich irgendwann bereit dazu war, hatte sie wirklich eine Erklärung verdient.
Das Handy in ihrem Schoß begann, Circus von Britney Spears zu dudeln. Jewels Klingelton.
Sie linste aufs Display. »Deine Mom.«
Darauf hatte ich mich schon eingestellt. »Na los, heb ab. Tu einfach so, als hättest du keinen blassen Schimmer.«
Jewel grinste.
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