Little Lies - Vollkommen vertraut: Roman (Little-Reihe) (German Edition)
Beau vor Ashtons Tür, als ich schließlich ankam. Der ernste Ausdruck auf seinem Gesicht überraschte mich. Mit Ashton hatte er doch hoffentlich alles klären können? Oder glaubte sie ihm etwa nicht?
»Hey, alles klar?«, fragte ich.
»Hängt ganz von dir ab.«
»Was?!«
»Ashton ist sauer, aber nicht auf mich, sondern auf sich selbst. Zu dir zu rennen, wenn es Probleme gibt, war einfach ihre erste Reaktion – so wie früher eben. Du hast uns ja immer aus dem Schlamassel rausgeholt. Ich warne dich also: Wehe, du beschuldigst sie, schreist sie an oder wirfst ihr auch nur einen schiefen Blick zu, wenn du da jetzt reingehst. Sie war einfach durcheinander, und was da als eine Art Kettenreaktion passiert ist, ist nicht ihre Schuld. Klar?«
»Worauf zum Teufel willst du hinaus, Beau?«, fragte ich und wurde langsam nervös. Ich stieß ihn zur Seite und marschierte ins Haus. Ashton stand mit rot verquollenen Augen in der Küche und kaute an ihrer Unterlippe.
»Was ist denn nur los mit euch?«, fragte ich vollkommen verwirrt. »Ich bin nur wegen Lana hier. Was auch immer ihr sonst noch für Probleme habt, ich bin raus aus der Nummer. Das müsst ihr selbst hinkriegen.
»Oh nein. Oh nein, oh nein, oh nein«, murmelte Ashton. Sie warf Beau einen hilfesuchenden Blick zu.
»Gib’s ihm einfach, Ash«, sagte Beau sanft.
»Mir was geben?«, fragte ich. Dann sah ich das Blatt Papier in ihrer Hand. Ich ging zu ihr und riss es an mich. Eine perfekte, wohlgeformte Handschrift füllte die ganze Seite. Ein Brief. Als mein Blick auf die Unterschrift fiel und ich Lanas Namen las, hörte mein Herz auf zu schlagen. Nein, nein, nein, nein. Bitte, lieber Gott, sag, dass das nicht wahr ist, betete ich stumm.
Ashton,
lass mich zuallererst DANKE sagen. Diesen Sommer habe ich einfach eine Pause von meinem verrückten Leben gebraucht. Du hast mir das ermöglicht. Du warst für mich da, und ich konnte mit dir über meinen Dad sprechen, darüber, wie es mir geht. Das hat nie zuvor jemand für mich getan. Glaub mir: Das Wissen darum, dass sich jemand um mich sorgt, ist wie ein kostbares Geschenk für mich.
Aber leider habe ich mich auch jemandem geöffnet, der nie dasselbe für mich fühlen wird. Ich wusste, dass Sawyer dich liebt. Ja, ich weiß das, seit wir Kinder waren. Ich habe geglaubt, dass es vielleicht genügt, seine Aufmerksamkeit zumindest für eine kurze Zeit zu gewinnen. Ich habe mich getäuscht.
Ich bin als Kind zweier Eltern aufgewachsen, die bei ihren Entscheidungen nie Rücksicht auf mich genommen haben. Für meine Gefühle haben sie sich nie interessiert. Wer weiß, vielleicht ist das auch meine Schuld. Ich habe ja nie mit ihnen darüber gesprochen. Stattdessen habe ich den Schmerz und den Ärger einfach immer heruntergeschluckt, jahrelang. Ich wollte stark sein, weil ich wusste: Meine Eltern sind schwach. Und jetzt habe ich das so unendlich satt. Habe die Schnauze voll davon, immer nur die zweite Wahl zu sein. Ich brauche jemanden, der mich liebt.
In Grove kann ich nicht bleiben. Ich habe mir viel zu viele falsche Hoffnungen gemacht, wurde immer wieder verletzt. Ich kann nicht bei jemandem bleiben, der mich … vielleicht irgendwann zerstört.
Bitte richte deinen Eltern meinen Dank aus!! Es tut mir leid, dass ich mich nicht ordentlich verabschiedet habe, aber ich glaube, du verstehst, weshalb ich so schnell wie möglich wegmusste. Du hattest schon immer (und jetzt wieder) den besseren der beiden Vincent-Jungs. Betrachte ihn diesmal nicht als selbstverständlich. Er liebt dich auf eine Art, von der ich hoffe, dass sie irgendwann auch mir zuteilwerden wird. Für dich würde er alles aufgeben. Und wenn du jemanden so Besonderen und Unglaublichen hast, der dich liebt, dann lass ihn nicht gehen. Das ist deine zweite Chance. Ergreife sie! Sawyer war immer der, für den es sich zu kämpfen lohnt. Er ist einzigartig.
Alles Liebe,
Lana
»Und sie sagt nicht, wohin sie verschwunden ist? Ist sie heimgefahren? Aber wie denn überhaupt?« Mir war plötzlich total schlecht. Tränen traten mir in die Augen, und ich versuchte, den Kloß in meinem Hals hinunterzuschlucken. Mann, ich hatte jetzt keine Zeit, wie ein Baby zu heulen. Ich musste Lana finden, sofort!
Sorgfältig faltete ich den Brief, steckte ihn in die Hosentasche und zückte mein Handy. Bei Lana ging sofort die Mailbox ran. Mist.
»Hast du denn versucht, sie anzurufen? Oder ihre Mom?«, herrschte ich Ashton an, während ich Lanas Nummer erneut wählte.
»Vorsicht,
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