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Little Miss Undercover - Ein Familienroman

Little Miss Undercover - Ein Familienroman

Titel: Little Miss Undercover - Ein Familienroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Lutz
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hatte, traf wahrscheinlich auch zu.
    Die Worte meiner Schwester blieben haften, ich konnte gar nicht einschlafen. Ich versuchte, mir die Zukunft auszumalen, eine Zukunft ohne Spellman Investigations , aber das gelang mir nicht. Mit achtundzwanzig hatte ich mein ganzesLeben unter dem Dach meiner Eltern verbracht und fast mein ganzes Leben für sie gearbeitet. Ich hatte keine anderen Pläne. Ich hatte keine anderen Fähigkeiten. Ich musste hier weg, aber es gab keinen Ausweg. Keine Tür, nicht einmal ein Fenster. Darum hörte ich auf, mir über mein Leben den Kopf zu zerbrechen, und dachte lieber über Andrew Snow nach. Ich schlüpfte in den Bademantel und ging ins Büro hinunter, um mir einmal mehr die Akte vorzuknöpfen.
    Um 2.30 Uhr in der Früh war ich immer noch dabei, als mein Vater das Büro mit einem Teller voller Käse und Kräcker in der Hand betrat. Er stellte ihn vor mir auf den Schreibtisch.
    »Rae sagte mir, du hättest Froot Loops gegessen. Dabei isst du nie Froot Loops. Du musst einen Riesenhunger gehabt haben.«
    »Danke«, sagte ich und verschlang gierig alles, was auf dem Teller lag.
    Dad tat so, als würde er arbeiten, aber es ging ihm gar nicht um die Arbeit. Er wollte mit mir eins dieser ernsthaften Vater-Tochter-Gespräche führen, die er sonst immer mit Rae veranstaltete; zu mir durchzudringen, war deutlich schwieriger.
    »Ich habe immer ein offenes Ohr für dich«, sagte er.
    »Ich weiß«, reagierte ich so sanft-ablehnend wie möglich auf sein Angebot. Schließlich wollte ich den Mann nicht verletzen, der mich gerade mit Käse und Kräckern versorgt hatte.
    »Für dich tue ich alles, das weißt du«, fuhr Dad aus tiefstem Herzen fort.
    »Würdest du für mich auch eine Bank überfallen?«, fragte ich.
    Er seufzte. »Nein.«
    »Also doch nicht alles .«
    Dad schlenderte zu meinem Schreibtisch rüber, strich mir über den Kopf und sagte: »Ich dich auch.« Dann ließ er mich allein, so dass ich mich in aller Ruhe an Andrew Snow abarbeiten konnte. Mom hatte diesen Fall mit Bedacht ausgewählt, denn natürlich würde ich den Drang verspüren, Snows Verschwindenaufzuklären – gerade weil es dafür bisher nicht die geringste Erklärung gab. Ich bin in einem Haushalt groß geworden, in dem alles und jeder nach Erklärung verlangten. Stellte jemand einen leeren Milchkrug in den Kühlschrank zurück, wurden so lange Befragungen durchgeführt, bis der Schuldige ermittelt war: Onkel Ray. Er hatte den Krug leer zurückgestellt, weil er es immer so tat. Doch lassen sich nicht alle Fälle so leicht lösen. Und manchmal lösen sich stattdessen alte Gewissheiten auf.
    Als ich am Montagmorgen das Haus verlassen wollte, bekam ich einen Wortwechsel mit, der nach einem netten Plausch zwischen meinem Onkel und meiner Schwester klang.
    »Siehst du, was ich hier mache, Rae?«
    »Bin ja nicht blind.«
    »Milch und Salz – und dann wie ein Wilder die Eier schlagen.«
    »Die Zwiebeln sind angebrannt.«
    »Prima. So schmecken sie am besten.«
    »Gleich geht der Rauchmelder los.«
    »Ich hab alles im Griff.«
    In der Küche stieß ich auf das Geräusch und den Geruch von Eimasse, die in einer Bratpfanne vor sich hin brutzelte. Dem Augenschein nach demonstrierte Onkel Ray seiner Nichte gerade die Zubereitung seines Lieblingsomeletts. Doch ich traute dem Augenschein nicht. »Was geht hier vor?«
    »Ich bringe dem Mädel bei, was man mit Eiern alles anstellen kann.«
    »Er hat mir fünf Dollar gegeben, damit ich meine Vorurteile überwinde«, erklärte Rae. Ihr letztes Ei hatte sie gegessen, als ihr Vokabular noch keine hundert Wörter umfasste.
    »Jetzt muss Käse rein. Mach schon, Rae«, sagte Onkel Ray, der dann selbst haufenweise Käse dazuschaufelte.
    »Super. So bekommst du keinen Diabetes, sondern ein echtes Cholesterin-Problem«, sagte ich zu Rae.
    »Willst du auch was?«, fragte Onkel Ray.
    »Ja!« Und so bekam ich einen Teller voll Käseomelett.
    Gerade hatte ich den letzten Bissen verputzt, als Mom in die Küche trat.
    »Isabel isst!«, rief sie in die Runde.
    »Dir entgeht aber auch nichts«, sagte ich.
    »Ich freue mich bloß. Was steht heute auf deinem Programm?«
    »Ich fahre nach Tahoe, um mit dem Police Detective zu sprechen, der damals ermittelt hat.«
    »Ist er noch aktiv?«
    »Noch drei Jahre bis zur Rente. Inzwischen ist er der Chef.«
    »Warum rufst du ihn nicht einfach an?«
    »Das ginge natürlich auch. Aber ich brauche eine Kopie der Polizeiakten ...«
    »Vergiss diese vorzügliche Einrichtung

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