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Little Miss Undercover - Ein Familienroman

Little Miss Undercover - Ein Familienroman

Titel: Little Miss Undercover - Ein Familienroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Lutz
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nicht, die wir Post nennen. Weißt du überhaupt, wie sie funktioniert?«
    »Nein. Ich fahre nach Tahoe. Befragungen führe ich nun mal nicht gern am Telefon durch. Da kann ich nicht sehen, was die Leute mit ihren Händen anstellen.«
    »Mit einer Hand halten sie vermutlich den Hörer.«
    »Mir geht’s aber um die andere.«
    »Wo hast du eigentlich diesen merkwürdigen Humor her?«, fragte meine Mutter. Ihre Verblüffung wirkte echt.
    »Du hast mir den Fall übertragen, Mom, und ich arbeite daran. Bis nachher.«

D ER F ALL S NOW
K APITEL 2
    Bevor ich an diesem Morgen aus dem Haus ging, hatte ich Abigail Snow angerufen. Ich wollte wissen, ob sie Andrews Jahrbücher aus der Highschool-Zeit aufbewahrt hatte. Das hatte sie tatsächlich, und nachdem ich harte Überzeugungsarbeit leisten und ihr hoch und heilig versprechen musste, sie danach nie wieder zu kontaktieren, erklärte sie sich bereit,die Jahrbücher für mich herauszusuchen. Auch wenn Marin County nicht gerade auf dem Weg nach Tahoe lag, fuhr ich lieber gleich dorthin, ehe Mrs. Snow es sich anders überlegte.
    Sie öffnete mir die Tür in einem Kleid, das, vom Muster abgesehen, mit dem letzten identisch war, und überreichte mir die Jahrbücher, ohne mich ins Haus zu bitten.
    »Ist Mr. Snow da?«, fragte ich.
    »Leider nicht.«
    »Spielt er wieder Golf?«
    »Ja, zufälligerweise.«
    »Dann sind Sie ja eine richtige Golfwitwe.«
    »Wie bitte?« Mrs. Snow klang beleidigt.
    » Golfwitwe . So nennt man Frauen, deren Ehemänner ständig Golf spielen. Weil Golf sich so lange hinzieht und man die Männer dann nie ...«
    »Ich verstehe«, warf Mrs. Snow mit ausdrucksloser Miene ein.
    »Danke für die Jahrbücher«, sagte ich. In Gedanken war ich immer noch beim golfversessenen Mr. Snow.
    Vor meinem Aufbruch hatte ich den Wetterbericht nicht gehört, und nun musste ich für die letzten dreißig Kilometer unterwegs noch Schneeketten kaufen. Statt drei dauerte die Fahrt fünfeinhalb Stunden, aufgrund eines Schneegestöbers, das von einem heftigen Wind angefacht wurde. Im Gegensatz zu mir hatte Mom den Wetterbericht gehört, drei Mal rief sie mich an, um sicherzugehen, dass ich nicht von der Straße abgekommen und tödlich verunglückt war. Die Anrufe spielten sich alle drei nach dem gleichen Muster ab:
    »Hallo?«
    »Wie ist deine Fahrgeschwindigkeit?«
    »Etwa sechzig Stundenkilometer.«
    »Zu schnell.«
    »Ich passe mich den anderen an.«
    »Isabel, ich kann die Vorstellung nicht ertragen, dass du vor mir stirbst.«
    »Ich geh ja schon vom Gas, Mom.«Von unterwegs rief ich Daniel an und versuchte, so zu tun, als ob nichts wäre – meine bevorzugte Taktik, um einen Streit zu beenden. Ich sprach ihm eine Nachricht auf Band, die in etwa so klang:
    »Hi, Daniel, ich bin’s, Isabel. Ich würde gern mal vorbeikommen, heute Abend oder morgen oder vielleicht Anfang nächster Woche, wann immer es dir passt. Und dann koche ich für dich. Es gibt da diese eine Mini-Max- Folge, die ich mir unbedingt noch mal ansehen muss, als dieser Doktor Max was ins Weinglas schüttet, und dann stellt sich raus, das ist die Karte, die zu Melnicks Uranmine führt, allerdings klappt das nur, wenn Max achtundvierzig Stunden lang auf den Beinen bleibt, danach soll die Karte nämlich auf seiner Brust erscheinen, wie ein Ausschlag. Leider wollen Max und 99 am nächsten Tag heiraten, und niemand glaubt Max, als er die Hochzeit verschieben will, alle denken, er hat bloß kalte Füße gekriegt. Und dann wird Max von KAOS 25 -Agenten als Geisel gehalten, die wollen nämlich an die Karte ran, wenn sie auf Max’ Brust erscheint, und dann wollen sie Max’ Selbstmord simulieren. Ein echter Klassiker. Ruf mich an.«
    Ich erwischte Captain Meyers auf dem Weg zum Lunch. Er nahm die Snow-Akte mit und lud mich ein, ihm Gesellschaft zu leisten. Das Restaurant hatte eine unverkennbar maskuline Aura: holzgetäfelte Wände, lodernder Kamin und ein Haufen toter Tiere, die aus ihren ewigen Jagdgründen auf uns herunterstarrten. Trotz der Tageszeit war die Beleuchtung ziemlich schummrig, so dass es mir fast wie ein Date vorkam, überall Kerzenlicht, und dann noch Captain Meyers, der mir den Stuhl zurechtrückte.
    Viel Neues konnte mir der Mann nicht mitteilen. Wir tauschten uns eine Weile über die Snows aus und fanden beide, dass die recht kontrollsüchtige Mutter sich merkwürdig verhielt. Meyers kam aber nicht nur Abigail verdächtig vor, sondern die ganze Familie. Er erzählte, dass Mrs. Snow in den ersten Tagen

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