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Little Miss Undercover - Ein Familienroman

Little Miss Undercover - Ein Familienroman

Titel: Little Miss Undercover - Ein Familienroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Lutz
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Begegnung mit Daniel hatten meine Eltern ohnehin alle Daten, die er ihnen so bereitwillig anvertraut hatte, für eine aufwendige Hintergrundrecherche genutzt, die selbst staatlichen Geheimdiensten zur Ehre gereicht hätte. Auch wenn sie Daniel nach wie vor nicht mochten, mussten sie doch einräumen, dass er eine blütenreine Weste hatte.
    Darum folgerte die elterliche Instanz, dass die Spritze Rae nachhaltig verängstigt haben musste, zumal in Kombination mit der negativen Zahnarzt-Propaganda, die seit Jahren in diesem Haus betrieben wurde. Mom und Dad glaubten Rae einfach nicht, vielleicht zum ersten Mal im Leben. Und so blieb sie mit ihrem Plan, mich aus den Fängen des Dentisten zu retten, ganz auf sich gestellt.
    Wie zu erwarten war, fing meine Schwester nach dem missglückten Zahnarzttermin wieder an, mich zu beschatten. Selbst wenn sie mich die ersten beiden Tage ausschließlich am Schreibtisch hocken sah, denn ich recherchierte weiterhin im Fall Snow.
    Als Mom begriff, mit welcher Art von Papierkram ich mich da beschäftigte, versuchte sie erneut, mich davon abzubringen: »Isabel, du bist vom Fall abgezogen. Such dir einen anderen Job. Meinetwegen als Kellnerin oder Sekretärin oder Barkeeperin.«
    »Wir haben eine Vereinbarung getroffen, Mom. Und ich für meinen Teil halte mich daran.«
    »Schätzchen, Martin Snow ist Anwalt. Du weißt doch, was das heißt.«
    »Etwa, dass ich mit ihm ausgehen soll?«, fragte ich und fixierte dabei den Bildschirm.
    »Nein. Aber wenn du seine Angehörigen weiterhin belästigst, wird er dich vielleicht verklagen.«
    »Darüber würde ich mir an deiner Stelle keinen Kopf machen«, sagte ich lässig.
    »Du weißt genau, dass ein Gerichtsverfahren unseren Ruin bedeuten kann. Allein die Anwaltskosten.«
    »Hör zu, Mom. Martin Snow hat etwas zu verbergen. Darum wird er diesen Fall garantiert nicht an die große Glocke hängen. Das sind bloß leere Drohungen.«
    Vermutlich wussten meine Eltern längst, dass ich die Abhörvorrichtung gefunden hatte, auch wenn sie darüber kein Wort verloren. Das hielt mich nicht davon ab, Rachepläne zu schmieden. Raes Zahnprobleme gerieten für ein paar Tage in den Hintergrund – Tage, die in meiner Erinnerung die grobe Körnung alter Filme aufweisen.
    Hätte ich meine Wut nur verrauchen lassen. Hätte ich mir und allen anderen doch nur eine Verschnaufpause gegönnt. Aber ich war nicht mehr zu bremsen. Meine Eltern hatten mir einen Fall übertragen, den sie für unlösbar hielten, während ich nach drei Wochen intensiver Nachforschungen allmählich vom Gegenteil überzeugt war.
    »Hättest du Lust, mit mir ein paar Drogen kaufen zu gehen?«, fragte ich Daniel am Telefon.
    »Gern«, sagte er, als hätte ich ihm Sahne zum Kaffee angeboten.
    »Dann hole ich dich morgen Abend um sieben ab.«

D ER D ROGENDEAL
    So richtig konnte ich nicht glauben, was ich da tat. Aber ich tat es. Kurz nach sieben hielt ich vor Daniels Wohnhaus und drückte auf die Hupe. Prompt kam er raus, im maßgeschneiderten Anzug und rosa Hemd mit offenem Kragen.
    »Netter Aufzug«, sagte ich, als Daniel seinen Aktenkoffer im Fußraum deponiert hatte und eingestiegen war.
    »Schön, dass dir meine Drogenkaufkluft gefällt.«
    »Hast du das Geld?«
    »Ja, ich habe das Drogengeld.«
    »Geld. Sag einfach ›Geld‹. Kein Schwein sagt ›Drogengeld‹.«
    »Ja, ich habe das Geld.«
    Pause.
    »Hem-hem«, soufflierte ich. Daniel hatte sein Sprüchlein vergessen.
    »Willst du eine Halstablette?«
    »Hem-hem«, wiederholte ich. Ich hatte ihm einen einzigen Satz eingeschärft. Das konnte doch nicht so schwer sein. Diesmal hüstelte ich richtig laut und sah ihn streng an.
    »Wenn du ’ne kleine Dröhnung brauchst, die kann ich dir besorgen.« Aus Daniels Mund klang es wie vom Teleprompter abgelesen.
    »Wir treffen den Dealer von Andrew Snow. Er heißt Jerome Franklin. Und er will nur mit mir sprechen, wenn ich ihm auch was abkaufe. Bleib cool, dann kann nichts schiefgehen.«
    »Es ist nicht das erste Mal, dass ich Drogen besorge.«
    »Lachgas zählt nicht.«
    »Über Drogen weiß ich ganz gut Bescheid, Isabel.«
    »Dann bist du eben der stille Teilhaber«, sagte ich.
    »Prima Idee. Ich bleib im Auto sitzen und schaue bedrohlich drein.«
    Daniel war so mies gelaunt, dass ich ihn von da an in seinem schicken Anzug schmoren ließ. Auf der Golden Gate Bridge herrschte dichter Wochenendverkehr, und da er undich uns gerade nichts zu sagen hatten, schwiegen wir die ganze Fahrt über. Als wir am

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