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Little Miss Undercover - Ein Familienroman

Little Miss Undercover - Ein Familienroman

Titel: Little Miss Undercover - Ein Familienroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Lutz
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ins Zimmer.
    »Wie bist du hier reingekommen?«, fragte sie.
    »Du bist nicht die Einzige, die Schlösser knacken kann.« Ich zog den Reißverschluss wieder zu.
    »Was willst du?«
    »Ich will dir nur ein paar Fragen stellen.«
    »Schieß los.«
    »Bist du mir gefolgt, Rae?«
    »Das mach ich schon längst nicht mehr.«
    »Weiß Mom, dass du bei Daniel warst?«
    »Behalt es für dich. Das würde ihr gegen den Strich gehen.«
    »Weiß sie, dass wir wieder zusammen sind?«
    »Vor einer Woche hat sie Dad noch gesagt, dass es mit euch bestimmt vorbei ist.«
    »Mit wem ist David zusammen?«, warf ich ein. Ich wollte Rae überrumpeln, um eine ehrliche Antwort zu bekommen.
    »So kriegst du mich nicht dran«, sagte sie und schlüpfte aus ihren Schuhen.
    »Wie viel hast du für diese Kamera und das ganze Zubehör bezahlt?«
    »Ich müsste erst mal einen Blick auf die Bons werfen und ein bisschen rumrechnen.«
    »Eine grobe Schätzung genügt.«
    »Fünfhundert Dollar – in etwa.«
    »Was in etwa?«
    »Vielleicht hundert Dollar mehr oder weniger.«
    »Bist du bei der Mafia in die Lehre gegangen?«
    »Wieso? Was ist mit dir?«
    »Du bist eine Erpresserin, Rae. Erpressung ist strafbar. Warum kapierst du das nicht?«
    »Bin ich froh, dass dieser Fall ausgestanden ist.«
    »Wer sagt das?«
    »Mom. Die Mutter des Vermissten hat dich doch angerufen, damit du aufhörst.«
    »Hat sie das?«
    »Weißt du doch.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich habe Ohren am Kopf.«
    Ich packte Rae am Schlafittchen und schleuderte sie gegen die Wand.
    »Wenn du mich belogen hast, mach ich dir das Leben zur Hölle.«
    »Das tust du schon längst!«, brüllte Rae.
    »WOHER WEISST DU, DASS SEINE MUTTER MICH ANGERUFEN HAT? SPIONIERST DU MIR NACH? HAST DU AN DER TÜR GELAUSCHT? WAS DENKST DU DIR DABEI?«
    »Ich hab bloß gehört, wie Dad Mom erzählt hat, dass die Mutter des Vermissten dich angerufen hat, um das Ganze zu beenden.«
    »Das hat Dad gesagt?«
    »Ja.«
    »Wann?«
    »Gestern.«
    »Welche Uhrzeit?«
    »Weiß ich nicht mehr.«
    »Denk scharf nach.«
    »Gestern Abend. Spät.«
    »Bist du sicher?«
    »Beschwören würde ich es ni...«
    Ich packte sie noch fester. »Bist du nun sicher oder nicht?«
    »Ja, ich bin sicher. Kannst du jetzt bitte gehen?«
    Da war ich schon halb aus der Tür.
    Wutschnaubend kehrte ich in meine Wohnung zurück. Offenbar wurde ich abgehört. Nie hätte ich gedacht, dass meineEltern zu solchen Methoden greifen könnten, doch nach achtundzwanzig Jahren wurde ich eines Besseren belehrt. Selbst in den schlimmsten Zeiten der Alten Isabel hatten sie mehr Respekt für meine Privatsphäre gezeigt. Außerdem dürfen in Kalifornien Gespräche ohnehin nur mit dem Einverständnis von mindestens einem Betroffenen abgehört werden. Hätte ich mich doch bloß auf einen dieser Anwälte eingelassen, mit denen Mom mich immer verkuppeln wollte, dann hätte ich sie jetzt wenigstens verklagen können. Eines schönen Tages würden wir uns noch unter dem beziehungsreichen Motto Spellman gegen Spellman gegenüberstehen.
    Allerdings hatte ich das Telefonat, dessen Wortlaut Mom und Dad offenbar aus dem Effeff kannten, von meinem Handy aus geführt. Und meine Eltern hatten noch keine Ausrüstung, um das Funknetz anzuzapfen. Mir fiel ein, dass ich später vom Festnetz aus mit Petra gesprochen und ihr von Mrs. Snows jüngster Aktion erzählt hatte. Diese Leitung ließ sich natürlich kinderleicht abhören, nur dass ich mich damit nicht auskannte. Lauschangriffe hatten auf mich nicht den gleichen Reiz ausgeübt wie verbotene Substanzen, auch wenn sie genauso illegal waren. Aber man muss kein Experte sein, um ein Zimmer Millimeter für Millimeter abzusuchen, man braucht nur eine Engelsgeduld – die ich durchaus aufbringen konnte, wenn es darum ging, meine Eltern zu überführen. Ich verfolgte das Telefonkabel über die Anschlussbuchse und an der Wand entlang nach draußen. Dann stieg ich aus dem Fenster und die Feuerleiter runter, um das Kabel durchgehend zu überprüfen. Ein einfaches Abhörgerät kann man an jeden Punkt der Leitung setzen. In Verbindung mit einem sprachaktivierten Aufnahmegerät erlaubt diese Vorrichtung die wirksame Überwachung einer einzelnen Telefonleitung. Nach allem, was ich von Rae erfahren hatte, musste Dad mein Gespräch mit Petra abgehört haben. Möglicherweise hatte er auch nur einen Teil dieses Gesprächs mitbekommen. Und zwar meinen Part.
    Nachdem die Überprüfung der Leitung nichts ergeben hatte, suchte ich

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