Little Secrets - Vollkommen verliebt: Roman (Little-Reihe) (German Edition)
dir und Ashton. Wehe, du rührst sie noch mal an. Das gilt für euch alle. Lasst sie in Frieden! Keiner hier weiß, was passiert ist, und es geht auch niemanden etwas an. Hört auf, euch wie ein Haufen Idioten aufzuführen, und lasst sie in Ruhe.«
Füße schlurften um mich herum, und das Gelächter verwandelte sich in gedämpftes Flüstern, als die Meute genau das tat, was Sawyer befohlen hatte. Prinz Sawyer hatte gesprochen. Er hatte zwar eine Woche dafür gebraucht, aber schließlich hatte er die Schikane beendet. Seine Hand erschien vor meinem Gesicht, und ich starrte sie einen Moment lang an, ehe ich sie ignorierte und allein aufstand. Ich sah ihn weder an, noch dankte ich ihm. Sein Eingreifen war längst überfällig gewesen, ich verspürte also keinerlei Ergebenheit. Ich machte mich daran, meine zerstreuten Bücher einzusammeln.
»Nimmst du mich wenigstens mal zur Kenntnis?«, fragte Sawyer, als er meinen Rucksack aufhob und ihn öffnete. Ich zuckte mit den Schultern und sah ihn kaum an, als ich die Bücher in die Tasche schob, die er für mich aufhielt.
»Du hast dir das irgendwie selbst zuzuschreiben, weißt du.«
Okay, jetzt reichte es. Ich hatte genau fünf Tage lang als jedermanns Sandsack hergehalten. Ich riss meinen Rucksack aus seinen Händen und starrte wütend in die blauen Augen, die ich früher so schön gefunden hatte. Jetzt erschienen sie mir blass und nichtssagend.
»Niemand verdient das, was ich durchgemacht habe! Dass du wütend auf mich bist, okay, aber doch nicht die ganze Schule! Ich habe meinen Mitschülern nichts getan. Verzeih mir also bitte, dass ich nicht einsehe, weshalb ich dieses tagelange Mobbing verdient haben soll.«
Ich wirbelte herum und lief auf die Tür zu. Für diesen Tag hatte ich echt genug.
»Ashton, warte.« Sawyer joggte hinter mir her und griff nach meinem Arm. »Bitte warte. Hör mir zu.«
»Was?«, fauchte ich, weil ich eigentlich nur noch wegwollte.
»Es gibt etwas, das ich dir sagen muss. Also hör bitte einfach zu.«
Ich nickte, hielt aber meinen Blick fest auf die Tür gerichtet, durch die ich möglichst schnell fliehen wollte.
»Ich habe einen Fehler gemacht. Hab sie die ganze Woche lang diese schrecklichen Dinge mit dir anstellen lassen, ohne ein Wort zu sagen. Es tut mir wirklich leid! Wenn ich verletzt bin, schlage ich um mich, Ashton … Ich habe nicht nur dich verloren, sondern auch meinen besten Freund. Meinen Cousin … meinen Bruder. Alles ist auf einmal über mich hereingebrochen, und ich konnte damit nicht umgehen. Ich habe mir eingeredet, dass du das alles verdient hast und dich selbst wehren kannst. Wahrscheinlich habe ich darauf gewartet, dass du dich wieder in die kleine Furie verwandeln würdest, an die ich mich noch aus Kindertagen erinnern kann. Ich dachte, wenn ich dich so erleben würde, könnte ich besser verstehen, warum du dich für Beau entschieden hast. Aber du hast dich weiter so benommen, wie meine Ash das getan hätte. Du hast nie zurückgeschlagen oder dich gerächt. Nein, du hast es einfach hingenommen … Und Gott, das hat so wehgetan! Sie haben dich verletzt, dich, das Mädchen, das ich immer geliebt habe. Ich wollte mich ins Getümmel werfen und dich beschützen, aber die Bilder, wie Beau deine Lippen berührt oder du ihn regelrecht mit Blicken verschlingst, sind mir immer wieder durch den Kopf geschossen … Und dann wurde ich natürlich wieder fuchsteufelswild.« Er seufzte und ließ meinen Arm los. »Ich liebe dich. Stell dir vor, auch ich kenne dein wahres Ich. Du denkst vielleicht, das stimmt nicht – aber da scheinst du zu vergessen, wie ich dir als Kind wieder und wieder aus der Patsche helfen musste. Mit vierzehn habe ich nicht die ›perfekte‹ Ashton gefragt, ob sie mit mir zusammen sein will, sondern die einzige Ashton, die ich je gekannt habe. Du hast dich ganz von selbst verändert. Ich will dir nichts vormachen – natürlich war ich auch ziemlich stolz auf das Mädchen, das du geworden bist. Meine Welt war komplett! Ich hatte die perfekte Familie, die perfekte Freundin und vor mir eine vielversprechende Zukunft. Und darüber habe ich irgendwann das Mädchen vergessen, das du einst gewesen bist. Beau nicht.«
Ich versuchte, den Kloß in meinem Hals hinunterzuschlucken. Das war das Gespräch, das wir hätten führen sollen, als Sawyer im Sommer nach Hause gekommen war. Stattdessen war ich vor der Wahrheit davongelaufen.
»Ich wollte dich nie verletzen«, antwortete ich und starrte auf meine
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