Little Secrets - Vollkommen verliebt: Roman (Little-Reihe) (German Edition)
Mittagspause waren mir die Bücher so oft aus den Händen geschlagen worden, dass ich das Zählen irgendwann aufgegeben hatte.
Einmal war Kayla stehen geblieben, um sie aufzuheben und mir nochmals zu erklären, wie dringend ich einen Bodyguard bräuchte. Die Hausmeisterin hatte das Schließfach gereinigt, und der gesamten Schülerschaft war mit einer Suspendierung gedroht worden, falls jemand dabei erwischt würde, wie er das Schuleigentum beschädigte. Und so hatten sie jetzt damit angefangen, mir Post-its mit gemeinen Kommentaren ans Fach zu kleben. Ich hatte aufgehört, sie zu lesen, sobald mir klar geworden war, dass auch sie nur eine Art von Bestrafung waren.
Sawyer hatte seelenruhig dabei zugesehen, wie meine Mitschüler den ganzen Tag meine Bücher auf den Boden warfen. Nachdem ich mein Schließfach von der neuesten Kommentar-Attacke befreit hatte und er nichts anderes getan hatte, als einfach wegzugehen, beschloss ich, dass auch ich ihn jetzt ein bisschen hassen durfte. Er war jedenfalls nicht der perfekte Heilige, für den ich ihn gehalten hatte. Vielleicht hatte auch ich mir ein verklärtes, unrealistisches Bild von ihm gemacht. Der Sawyer, den ich gekannt hatte, hätte nicht tatenlos zugesehen, wie jemand so schikaniert wurde. Ich konnte hinter der Fassade jetzt eine andere Seite von ihm erkennen, die mir nicht besonders gut gefiel.
In der Mittagspause konnte ich es kaum erwarten, mein Tablett ausgehändigt zu bekommen, draußen allein in Frieden zu essen und ein wenig die Ruhe zu genießen. Als ich zur Warteschlange ging, beachtete ich niemanden um mich herum. Es war zu meiner Strategie geworden, mit niemandem Blickkontakt zu haben. Leider schien das alle dazu anzustacheln, sich nur noch schlimmer aufzuführen. Stattdessen setzte ich also meinen Tunnelblick auf – und sah wahrscheinlich deswegen die Cola nicht, die mir kurz darauf über den Kopf geschüttet wurde. Ich kreischte auf, als das Eis an meinem Gesicht herablief und das braune Zeug mir in den Augen brannte. Die Flüssigkeit rann an meinem Hemd herunter und klebte mir das Haar an den Kopf. In der Cafeteria brachen alle in grölendes Gelächter aus. Nicole stand mit ihrem leeren Glas vor mir und grinste hämisch.
»Uuups«, sagte sie so laut, dass jeder ihrer Zuschauer sie hören konnte, ehe sie auf ihren Absätzen herumwirbelte und auf die bewundernde Meute zustöckelte.
Ich stand da und überlegte, wie ich mich verhalten sollte. Kayla hatte gesagt, ich solle härter im Nehmen werden, aber ich hätte gar nicht mehr die Kraft dazu gehabt. Ich wollte einfach nur, dass Beau nach Hause kam. Ich wischte mir die Cola aus den Augen und strich mir das triefende Haar aus dem Gesicht. Dann ging ich auf die Flügeltür zu, die hinaus zum Korridor führte. Jetzt konnte ich heimgehen. Das hier reichte als Entschuldigung.
Noch ehe ich bei der Tür angekommen war, öffnete sie sich, und mein Blick traf auf Sawyers. Seine blauen Augen, die ich einst geliebt hatte, weiteten sich vor Schreck, als er sah, wie ich zugerichtet war. Es war nicht seine Schuld. Nicht wirklich.
»Dürfte ich?«, fragte ich, so höflich ich konnte, ging um ihn herum und lief den Gang hinunter zum Sekretariat. Obwohl ich seinen Blick auf mir spüren konnte, schaute ich nicht zurück. Vielleicht brachte diese Aktion auch für ihn endgültig das Fass zum Überlaufen. Oder auch nicht.
L ieber Beau,
ich vermisse dein Lächeln. Ich vermisse dein Lachen. Ich vermisse den Anblick von dir in einem Paar Jeans. Ich vermisse das verschmitzte Glitzern in deinen Augen, wenn du wieder mal etwas ausheckst. Ich vermisse DICH !! Bitte komm heim! Ich denke Tag und Nacht an dich … Das raubt mir wirklich den Schlaf, weißt du? Vergangene Nacht lag ich auf dem Dach, dachte an all die Nächte, die wir da zusammen verbracht und dieselben Sterne angesehen haben. Damals, ehe alles durcheinandergeriet. Ehe ich den falschen Vincent-Jungen ausgesucht habe.
Sawyer wird dir verzeihen. Ich glaube, ihm wird klar werden, dass er und ich uns nicht geliebt haben. Nicht richtig. Er hat mein wahres Ich nicht gekannt, und ich habe herausgefunden, dass es mir bei ihm umgekehrt genauso ging. Die Dinge, die ich an ihm geliebt habe, halten der Realität irgendwie nicht stand. Na ja. Er ist nicht du. Das war er nie. Andererseits kann es in einer Stadt eben auch nur einen nahezu lächerlich heißen Bad Boy geben. Ist wahrscheinlich eine Quotenregelung. Ach, ich mache nur Spaß … Du bist nicht »bad«! Du hast so
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