Little Secrets - Vollkommen verliebt: Roman (Little-Reihe) (German Edition)
wie sie mich behandeln sollten. Und ja, Beau ignorierte mich komplett. Es war unmöglich, das zu übersehen. Irgendwann würden sich bestimmt alle wieder entspannen, und irgendeine mutige Seele würde den Vorstoß wagen … Ich hatte echt keine Lust, dass das während der Mittagspause passierte. Meine Lunchtüte war gepackt, und oben wartete die leere, friedliche Bibliothek auf mich.
»Kommst du rein?«
Ich drehte mich um und sah Kayla neben mir stehen, die die Hand an der Tür hatte. Mein Herzschlag beschleunigte sich, und ich entschied mich dagegen. Ich war noch nicht bereit, mich der Meute da drinnen zu stellen.
Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht.«
»Warum? Keiner wird dir nach Beaus Auftritt heute Morgen ein Haar krümmen. Never ever.«
Darauf wollte ich mich irgendwie noch nicht verlassen.
»Was ist los?« Beaus Stimme schreckte mich auf. Ich wirbelte herum und sah ihn vor mir stehen, ein gebieterisches Schimmern in den Augen.
»N-nichts«, stotterte ich und wollte schon an ihm vorbeigehen. Er griff sanft, aber bestimmt nach meinem Arm, sodass mir nichts anderes übrig blieb, als stehen zu bleiben.
»Wo willst du hin? Zur Cafeteria geht’s da lang.«
»Sie will in die Bibliothek. Seit Nicole die Cola über ihr ausgeschüttet hat, versteckt sie sich dort, um in Ruhe essen zu können.«
Kayla verpetzte Nicole mit offensichtlichem Vergnügen. Ich wusste, dass sie Beau nicht mir zuliebe informierte, sondern nur, um eine Reaktion zu provozieren. Als sie sah, dass Beaus Augen zornig aufblitzten, grinste sie breit und verschwand dann in der Cafeteria.
»Ash, du wirst dich nicht in der Bibliothek verstecken, verdammt noch mal. Wer dich auch nur schief anschaut, bekommt es mit mir zu tun.« Zum ersten Mal seit heute Morgen sah Beau mich direkt an. Gierig sog ich dieses kleine bisschen Aufmerksamkeit auf. Gott, wie erbärmlich.
»Okay«, antwortete ich. Es war unmöglich, Nein zu sagen.
Er langte an mir vorbei und stieß die Tür auf. »Los, gehen wir.«
Ich ging vor ihm hinein, und sofort senkte sich Stille über den gesamten Raum. Irgendwie fand ich das noch schlimmer als das Gelächter und Gekichere.
»Brauchst du noch irgendwas vom Buffet?«, fragte Beau und nahm mich am Ellbogen. Ich schüttelte den Kopf und suchte die Menge nach irgendeinem Anzeichen von Sawyer ab.
»Wo steckt Sawyer eigentlich?«, flüsterte ich, als ich ihn nirgendwo entdecken konnte.
»Zu Hause. Er hat eine Gehirnerschütterung.« Ich erstarrte und sah ihn an.
»Was?«, fragte ich erschrocken.
Beaus Gesicht verfinsterte sich noch mehr. »Tja, Pech gehabt. Er hätte eben nicht zulassen dürfen, dass sie dich mobben. Es war sein Fehler. Er weiß das … jetzt.«
»Beau!«, sagte ich entsetzt und riss mich von ihm los. Genau deswegen konnte ich nicht haben, was ich wollte. Meinetwegen hatte Beau seinem Cous… – nein, seinem Bruder eine Gehirnerschütterung verpasst. Ich durfte das nicht zulassen. »Bist du verrückt geworden? Warum hast du das gemacht? Geht es ihm gut?«
»Er ist in Ordnung. Du kannst das ja nach der Schule mal überprüfen.« Er verstummte, und sein Kiefer verkrampfte sich. »Nein, das nehme ich zurück. Ich bin mir nicht sicher, ob ich jetzt damit klarkomme, dass du dir Sorgen um ihn machst. Dafür werde ich noch ein bisschen brauchen.«
»Beau, ich –«
»Komm, setz dich zu Kayla. Sie winkt dich zu sich. Dir kann nichts passieren, Ash.«
Er wandte sich ab, ließ mich stehen, und ich konnte ihm nur noch dabei zusehen, wie er sich ans andere Ende der Cafeteria zurückzog.
E twas, das Beau nicht wusste, konnte ihm ja wohl nichts ausmachen. Stundenlang hatte ich zu Hause gesessen und überlegt, ob ich nicht besser mal bei Sawyer vorbeischauen sollte. Schließlich hatte mein Gewissen gesiegt, und ich war zu ihm gefahren. Seiner Mutter gegenüberzutreten gehörte allerdings nicht gerade zu den Top 10 der Dinge, die ich dieses Jahr noch – oder überhaupt jemals – erleben wollte. Also fuhr ich an seiner Einfahrt vorbei und bog in die Schotterstraße ein, die zum See führte.
Sobald ich angekommen war, schickte ich Sawyer eine SMS . Wenn er mich sehen wollte, konnte er das jetzt. Während ich auf ihn wartete, beschloss ich, noch ein letztes Mal den Lieblingsplatz unserer Kindheit aufzusuchen.
Auf den Baum zu klettern fiel mir nicht so leicht wie früher, gleichzeitig war unser Lieblingsast jetzt aber auch nicht mehr so hoch für mich. Es brauchte nur einen kleinen Schwung vom Stamm aus,
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