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Live!

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Titel: Live! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Karajorgos sprechen? Wollen Sie Ihre Karten offenlegen? Dann trompeten das am nächsten Tag alle Fernseh- und Radiosender sowie sämtliche Tageszeitungen lautstark durch die Gegend.« Er macht eine kleine Pause und fährt dann bedächtig fort: »Sie sind zu impulsiv. Wieder ganz der alte.«
    Im Grunde hat er recht. Ich verfüge tatsächlich nicht über hinreichende Indizien, um Karajorgos zur Rede zu stellen. Und wenn die Ermittlungen an die Presse durchsickern, dann packt mich nicht nur Gikas am Kragen, sondern auch Sotiropoulos, der auf seine Exklusivrechte pocht.
    »Dann muß ich Sie um einen anderen Gefallen bitten.«
    »So einen à la Karajorgos?«
    »Nein. Können Sie mir eine Aufzeichnung von Vakirtsis’ Sendung vom 21. Mai beschaffen, von der Stefanakos behauptet, er würde darin erpreßt?«
    »Wenn sie archiviert ist, mache ich sie ausfindig.«
    »Morgen schicke ich Koula los, um Vakirtsis’ Computer zu durchsuchen. Wenn sie auf Schwierigkeiten stößt, melde ich mich bei Ihnen.«
    »Tun Sie das.«
    Das Klima ist wieder freundlich, doch als ich mich zum Gehen wende, gibt er noch einen Warnschuß ab: »Passen Sie auf, Kostas. Wir vollführen einen Drahtseilakt ohne Netz, und beim kleinsten Fehltritt stürzen wir in die Tiefe. Sie haben ja gesehen, wie es dem Ministerialdirektor ergangen ist.«
    Darauf entgegne ich lieber nichts, weil ich mich nicht festlegen möchte. Sein Vergleich unserer Aktion mit einem Drahtseilakt findet jedoch meinen uneingeschränkten Beifall.

39
    A llem Anschein nach entwickelt sich das Green Park zum Stammlokal meiner konspirativen Treffen mit Sotiropoulos. Im Winter hätten wir uns an einen abgeschirmten Tisch im Lokalinneren zurückgezogen. Doch jetzt ist Sommer, und wir haben uns für ein Tischchen ganz hinten, unter den Parkbäumen, entschieden, um keine indiskreten Blicke auf uns zu ziehen.
    Ich habe ihn um das Treffen ersucht, weil Koula und ihr Cousin Spyrakos keine Firma auf Vakirtsis’ Namen oder mit ihm als Teilhaber in Erfahrung bringen konnten. Spyrakos schaffte es sogar, das Computerprogramm der griechischen Steuerbehörde zu knacken, aber ohne Ergebnis. Langsam kamen mir Zweifel an Logaras’ Glaubwürdigkeit. Aber dann dachte ich: Er weiß schon, was er schreibt, nur wir wissen nicht, wo wir suchen sollen. So beschloß ich, wieder bei Sotiropoulos Zuflucht zu suchen, der als Vakirtsis’ Berufsgenosse möglicherweise mehr als das Handelsregister oder das Computerprogramm der Steuerbehörde weiß.
    Doch diesmal habe ich es nicht mit dem sonst so lockeren Sotiropoulos zu tun. Er nimmt einen Schluck von seinem Frappé und blickt mich verkniffen an.
    »Was Sie von mir verlangen, ist nicht einfach. Sie wollen, daß ich die Geheimnisse eines Kollegen ans Licht bringe, der auf tragische Weise ums Leben gekommen ist.«
    »Geheimnisse oder Schmutzwäsche? Denn Logaras, der über alles Bescheid weiß, redet eher von Schmutzwäsche.«
    Er schweigt und trinkt noch einen Schluck von seinem Kaffee. »Da ist noch etwas«, sagt er dann noch verkniffener. »Vakirtsis gehörte demselben ideologischen Spektrum an wie ich.«
    »Na und?« Das Gerede über ideologische Spektren sagt mir gar nichts, und ich versuche zu begreifen, worauf er hinauswill. Scheinbar faßt er meine Bemerkung als abschätzig auf, denn er reagiert genervt.
    »Sie haben ganz recht. Mein Fehler, daß ich mich auf Ideologie berufe«, meint er sarkastisch. »Ihr Bullen habt keinen Schimmer davon, was es heißt, solidarisch und Gesinnungsgenossen zu sein.«
    Nach etlichen Wochen kommt wieder der alte Sotiropoulos zum Vorschein. Nur, daß wir uns mittlerweile viel zu gut kennen und sich das Kräfteverhältnis gewandelt hat.
    »Sotiropoulos, wissen Sie, wie ich Sie früher genannt habe, bevor wir uns näher kennenlernten?«
    »Wie?«
    »Robespierre im Armanianzug, noch dazu mit dieser kleinen runden Brille, die früher einmal Hitlers Schlächter, dieser Himmler, getragen hat und die jetzt Sie und Intellektuelle Ihres Schlages aufsetzen.«
    Er blickt mich einen Augenblick lang perplex an, dann bricht er in Lachen aus. »Damit liegen Sie gar nicht so falsch.«
    »Eine Sache habe ich Ihnen immer hoch angerechnet.«
    »Und die wäre?« fragt er mit aufrichtiger Neugier.
    »Daß Sie in Ordnung sind. Kann sein, daß Sie Druck ausüben, um eine Sensationsmeldung aufzuspüren, oder die Nachrichten aufblähen oder uns als unfähig darstellen. Aber Sie tun es nicht aus Eigennutz. Sie erpressen oder terrorisieren niemanden, damit

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