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Ihre Firmen absahnen.«
Er blickt mich mit Genugtuung an. »Freut mich, daß Sie das anerkennen«, meint er schlicht, aber sein Blick leuchtet.
»Welche Beziehung hatten Sie denn zu Vakirtsis, daß Sie ihn decken? Haben Sie sein Haus nicht gesehen?«
»Doch.«
»Und da haben Sie noch Zweifel?« Ich möchte ihm nicht von den Notizen erzählen, die wir auf Stefanakos’ Laptop sichergestellt haben. Denn das würde seinen Appetit anregen. »Ich habe noch nicht herausgefunden, wie und wo er abgezockt hat, aber sicher hatte er seine Finger überall im Spiel. Warum faseln Sie dann von Solidarität? Was für eine Art Solidarität ist das denn? Eine Art ideologischer Reflex?«
»Die Solidarität der Bonvivants vielleicht«, entgegnet er mit einem bitteren Lächeln. »Was soll’s …« Er schweigt kurz, dann fügt er hinzu, ohne mich anzublicken: »Vakirtsis hatte einen Bruder, Menelaos Vakirtsis.«
M. aus Stefanakos’ Aufzeichnungen, sage ich mir. Hier beginnt sich eine ganze Clique Gleichgesinnter abzuzeichnen. Favieros und seine Gattin, Stefanakos und Lilian Stathatou sowie die Brüder Apostolos und Menelaos Vakirtsis. Letztere waren vermutlich eher Randfiguren, da sie ihre Position durch Drohungen und Nötigung sicherten.
»Vielleicht haben Sie von Menelaos Vakirtsis in seiner Eigenschaft als Bürgermeister schon gehört«, fährt Sotiropoulos fort. »Aber er ist auch Unternehmer. Einer von denen, die ständig unter dem Verdacht von Veruntreuung und Korruption stehen. Offiziell jedoch kommt nie etwas ans Tageslicht. Ganz im Gegenteil, er wird weiterhin als Kandidat für das Bürgermeisteramt aufgestellt und weiterhin alle vier Jahre gewählt. Böse Zungen behaupten, die Vertuschung der Skandale und seine Kandidatur gingen auf den Einfluß seines Bruders zurück.« Sotiropoulos’ Blick hat seinen Spott wiedergefunden. »Warten Sie, wenn Sie wollen, noch mal drei Jahre ab. Wenn er bei den kommenden Gemeinderatswahlen nicht wieder kandidiert und reihenweise Anzeigen gegen ihn erstattet werden, heißt das, die bösen Zungen hatten recht.«
»Das ist aber noch lange hin.«
»Dann nehmen Sie Menelaos Vakirtsis jetzt schon unter die Lupe.«
»Sie wissen nicht, mit welcher Art von Unternehmen er befaßt war?« frage ich in der Hoffnung, bei ihm Auskunft zu erhalten und dadurch Zeit zu sparen.
»Nein, und ich glaube nicht, daß ich mich in Zukunft damit auseinandersetzen werde. Seit Vakirtsis’ Tod interessiert mich der Bruder nicht weiter. Entweder setzt er sich als Unternehmer durch, oder er kommt auch als Bürgermeister unter die Räder.«
Kurz kommt mir der Gedanke, Gikas darum zu ersuchen, ein Gespräch mit Menelaos Vakirtsis zu arrangieren, aber ich weise ihn schnell von mir. Ich weiß noch nicht, ob Menelaos Vakirtsis auch nach dem Tod seines Bruders auf Unterstützung von oben zählen kann. Und es wäre falsch, Gikas auf einen protegierten Politfunktionär anzusetzen. Er würde es höchstwahrscheinlich sowieso ablehnen und wenn nicht, so hätte er bestimmt zuviel Respekt vor ihm und würde ihn mit Glacéhandschuhen anfassen.
Ich will schon auf Koula und ihren Cousin zurückgreifen, als mir Samanis einfällt. Er weiß bestimmt, ob Favieros mit Menelaos Vakirtsis zusammengearbeitet hat. Ich erinnere mich auch an etwas anderes aus Stefanakos’ Notizen: Seine Frau habe ein Vermögen an M. bezahlt. Nicht ausgeschlossen, daß damit gemeint ist, daß sie ein Vermögen in Menelaos Vakirtsis’ Wahlkampf gesteckt hat. Genausowenig ist auszuschließen, daß auch Favieros ihm Geld gegeben hat. Davon könnte Samanis etwas wissen.
Meine Aktien stehen, wie ich von der Janneli weiß, bei Samanis zwar nicht sonderlich hoch im Kurs, aber das kümmert mich wenig. Ich suche nach Antworten, und es ist mir gleichgültig, ob sie mir lächelnd oder mißmutig gegeben werden.
Andererseits tue ich gut daran, Koula darauf anzusetzen, mehr über Menelaos Vakirtsis’ Aktivitäten zu erfahren, damit ich Samanis gut vorbereitet gegenübertreten kann.
»Entschuldigen Sie mich kurz«, sage ich zu Sotiropoulos und ziehe mich für ein Telefonat mit Koula zurück.
Als ich zurückkehre, hat Sotiropoulos sein Kaffee-Frappé ausgetrunken und ist bereit zum Aufbruch, doch ich halte ihn zurück.
»Eine Frage noch. Glauben Sie, daß Favieros und Stefanakos’ Frau den Wahlkampf von Vakirtsis’ Bruder finanziell unterstützt haben?«
»Durchaus wahrscheinlich«, meint er ungerührt. »Aber was haben Sie davon, wenn Sie das rauskriegen?
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