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Live!

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Titel: Live! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Gehwege pflasterte und kleinere Kanalisationsarbeiten im Auftrag der Öffentlichen Wasserwerke durchführte. Nach einem Zeitraum von sieben Jahren befand sich die DOMITIS AG in seinem Besitz, zudem hatte er sich auf die Herstellung von Fertigbeton und Abflußrohren aus Asbestzement spezialisiert. All das verdankte er, seinem Biographen zufolge, neben seinen Verbindungen zur Regierungspartei vorwiegend seinem unternehmerischen Instinkt, der effektiven Funktionsweise seiner Unternehmen, den wagemutigen Neugründungen und der Fähigkeit, seine Führungskräfte gut auszuwählen. Sein Unternehmen war die erste Baufirma, die nach dem Fall des sozialistischen Regimes ihren Aktionsradius auf den gesamten Balkanraum ausdehnte. Heute verfügt sie über Baustellen in allen Nachbarländern. Logaras wiederholt im Grunde genau das, was Favieros vor seinem Selbstmord gesagt hat. Statt Anhaltspunkte zu liefern, die Favieros’ Selbstmord erklären könnten, bestärkt die Biographie nur das allseits Bekannte: nämlich, daß er keinerlei Motiv hatte, sich umzubringen. Alles in allem entwirft Favieros’ Biographie das Bild eines Helden ohne Fehl und Tadel.
    Nur ganz am Schluß läßt Logaras eine Andeutung bezüglich nicht ganz astreiner Geschäfte fallen. In insgesamt zwei Absätzen spricht er von einem undurchsichtigen Offshore-Unternehmen mit zahlreichen internationalen Verflechtungen. Obwohl Logaras dieses Thema mit Samthandschuhen anfaßt und nicht weiter darauf eingeht, bildet das einen unmerklichen Fleck auf Favieros’ ansonsten tadellos weißer Weste. Schon eigenartig, denn im übrigen weiß er über alle Einzelheiten aus Favieros’ Leben Bescheid. Es sieht fast so aus, als wolle er einen verdeckten Fingerzeig geben.
    Ich klappe das Buch zu und blicke auf die Uhr. Es ist kurz vor fünf. Ich frage mich, ob mir dieses Offshore-Unternehmen irgendeinen Hinweis liefern könnte. Ich müßte Koula morgen erneut zur DOMITIS AG schicken, damit sie Samanis noch etwas auf den Zahn fühlt. Unsere Hartnäckigkeit wird ihn stutzig machen, aber egal. Im Notfall werde ich ihn an Gikas weiterverweisen.

14
    S chließlich habe ich die ganze Nacht im Sitzen verbracht. Ich weiß nicht, wann ich eingeschlafen bin, doch als ich die Augen aufschlage, sehe ich, daß das Buch neben mir auf den Fußboden geglitten ist. Die Sonne knallt bereits durch die halbgeschlossenen Rolläden. Ich blicke auf die Uhr und springe auf. Es ist schon neun, und Koula muß gleich kommen. Ich spritze mir schnell ein wenig Wasser ins Gesicht, dann lasse ich mir die nächsten Schritte durch den Kopf gehen. Ich werde bei Favieros’ Offshore-Unternehmen ansetzen müssen. Es gibt – wenn auch nur theoretisch – einen Hoffnungsschimmer, das Motiv für den Selbstmord unter den offenen oder verdeckten Aktivitäten des Offshore-Unternehmens zu finden. Das ist die einzige Dissonanz, die Logaras in Favieros’ Leben anklingen läßt. Und da Logaras diesen Punkt im Halbdunkel läßt, sollte dem nachgegangen werden. Ich frage mich, was besser ist: im Handelsregister danach zu suchen oder Samanis direkt darauf anzusprechen. Im Handelsregister werde ich leicht fündig werden, nur: Was nützt mir ein trockener Eintrag? Ich wäre doch gezwungen, wieder bei Favieros’ Mitarbeitern vorstellig zu werden. Ich entscheide mich also für die zweite Lösung, aber in leicht abgewandelter Form. Ich werde nicht persönlich hingehen, sondern Koula schicken. So verleihe ich der Amtshandlung kein besonders verdächtiges Gewicht. Anschließend oder besser gesagt parallel dazu muß ich Logaras, Favieros’ Biographen, ausfindig machen. Das läßt sich leicht mit einem Besuch bei seinem Verlag bewerkstelligen.
    Die Küche ist leer. Mein Kaffee wartet bereits auf dem Küchentisch auf mich. Er ist mit der Untertasse zugedeckt, damit er nicht kalt wird. Als ich gerade den ersten Schluck trinken will, kommt Adriani mit den Einkaufstaschen aus dem Supermarkt.
    »Guten Morgen. Hast du gut geschlafen?« fragt sie zuckersüß.
    »Nein. Mich hat der Schlaf im Sessel übermannt.«
    »Morgen bestelle ich dir ein Nagelbett, damit du wie ein Fakir schlafen kannst.«
    Ich schlucke die sarkastische Bemerkung herunter und trinke meinen Kaffee weiter, der trotz allen Bemühungen lauwarm geworden ist. Als Koula kommt, führe ich sie gleich ins Wohnzimmer und beginne ihr von Favieros’ Offshore-Unternehmen zu berichten.
    »Ich möchte, daß Sie noch einmal zur Firma DOMITIS gehen und mit Samanis oder Favieros’

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