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Live!

Live!

Titel: Live! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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uns ja schließlich hierhergeführt hat. Aber er kennt sie inzwischen und amüsiert sich.
    »Werte Frau Adriani, ich habe dich zur Abkühlung hierher ausgeführt. Ich weiß, daß dein Essen ein ganz anderes Niveau hat.«
    »Lieber Fanis, ich muß dir sagen: Im Vergleich zu all dem ekligen Zeug, das man sonst so vorgesetzt bekommt, ist dieses Essen hier zumindest genießbar«, meint Adriani, die großzügig reagiert, solange ihre Autorität unangetastet bleibt.
    »Nach der Höllenhitze in unserer Wohnung fühle ich mich hier wie im Paradies«, sage ich, dem Haarspaltereien bekanntlich fernliegen.
    »Die Sonne knallt am Nachmittag in unsere Wohnung«, erläutert Adriani.
    »Warum laßt ihr keine Klimaanlage einbauen?«
    »Fanis, das halte ich nicht aus. Die trocknet die Luft aus und verursacht Husten.«
    »Das war bei den alten Modellen so. Die neuen haben dieses Problem nicht mehr.«
    »Erklär du es ihr, mir glaubt sie ja nicht«, melde ich mich zu Wort.
    Adriani ignoriert mich und entgegnet, an Fanis gerichtet: »Hinausgeworfenes Geld, lieber Fanis. Ich komme wunderbar mit dem Ventilator zurecht. Was Kostas betrifft, so treibt der sich sowieso den ganzen Tag auf den Straßen herum. Was meinst du, sollten wir auch in seiner Rostlaube eine Klimaanlage einbauen?«
    Aufgrund der Bullenhitze bin ich gereizt, und ich warte nur darauf, Dampf ablassen zu können. Doch ein Flüstern, das sich plötzlich in der Taverne erhebt, gebietet mir Einhalt. Die Leute lassen ihr Essen stehen und rennen ins Innere der Wirtschaft. Wir blicken uns um, ohne zu begreifen, was los ist.
    »Sagen Sie mal, ist was passiert?« fragt Fanis den Kellner, der in diesem Augenblick mit einem Tablett an uns vorüberläuft und sich am Tisch stößt, weil er ins Lokal blickt.
    »Stefanakos hat sich umgebracht.«
    »Wer? Der Parlamentarier?« frage ich.
    »Ja.«
    »Wann?«
    »Gerade eben. Im Fernsehen, während eines Interviews. So wie dieser Bauunternehmer – wie hieß er noch mal?«
    Er hat Favieros’ Namen vergessen, doch nun wird dieser, dank Stefanakos, dem Vergessen wieder entrissen. Denn auch Loukas Stefanakos gehörte der Generation des Studentenaufstandes im Polytechnikum an, saß lange im Gefängnis, in den Kellerlöchern und Folterkammern der Militärpolizei. Nur war er der Politik treu geblieben und nicht in Unternehmerkreise umgestiegen. Er war zur Zeit einer der populärsten Politiker mit den höchsten Umfragewerten. Morgens hörte man ihn am Radio, abends am Fernsehen und zwischendurch im Parlament, wo ihn alle Fraktionen fürchteten, da er mit seiner Meinung nie hinter dem Berg hielt, selbst seinen Parteigenossen gegenüber nicht. Sogar ich wußte, daß er als der heißeste Kandidat für die Nachfolge des jetzigen Parteivorsitzenden gehandelt wurde.
    Die Tische haben sich fast ganz geleert, und die Leute drängeln sich drinnen im Lokal, wo weit oben an der Wand ein Fernsehgerät montiert ist.
    »Wollen wir sehen, was passiert ist?« fragt Fanis.
    »Ich sehe mir das lieber zu Hause in Ruhe an.«
    »Dann gehe ich zahlen, denn jetzt bringt uns kein Kellner die Rechnung nach draußen.«
    Im Gegensatz zur Herfahrt über den Pentelis-Boulevard ist der Rückweg frei und nur sporadisch tauchen Wagen auf. Fanis will schon das Radio anmachen, aber ich halte ihn zurück. Ich möchte die Szene im Fernsehen sehen, ohne zuvor Beschreibungen im Radio gehört zu haben.
    Vor den Geschäften auf dem Dourou-Platz, in denen Fernsehgeräte verkauft werden, hat sich eine Menschenmenge angesammelt und verfolgt lustvoll dieselbe Szene auf etwa zwanzig Bildschirmen gleichzeitig.
    »Glaubst du, daß ein Zusammenhang mit Favieros’ Selbstmord besteht?« fragt Fanis.
    »Dafür muß ich zunächst sehen, wie er sich umgebracht, hat und was seine letzten Worte waren. Aber auf den ersten Blick sieht es ganz danach aus.«
    »Was für einen Grund hatte ein so erfolgreicher Politiker wie Stefanakos für einen solchen Schritt?«
    »Was für einen Grund hatte Favieros?«
    »Stimmt«, gibt Fanis zu. Ich setze mich neben ihn, während Adriani auf dem Rücksitz Platz nimmt. Fanis wirft mir bei der Fahrt einen Blick zu und fragt: »Hast du nichts über Favieros herausfinden können?«
    »Nichts Wesentliches.«
    »Auch nicht aus seiner Biographie?«
    »An einer Stelle läßt der Autor eine Bemerkung über dunkle Punkte in seinem Geschäftsleben fallen, aber es ist noch zu früh, um zu beurteilen, ob das der Grund für den Selbstmord war.«
    »Wenn ihr meine Meinung hören

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