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Live!

Live!

Titel: Live! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Spiel unter Mitwirkung von Kariofyllis war, wurde er durch Leventojannis Aussage ausgeräumt. Unser Verdacht hat sich bestätigt, und ich will schon abschließend aufstehen, als mir Koula mit einer weiteren Frage zuvorkommt.
    »Ich würde gerne noch etwas wissen, das läßt mir sonst keine Ruhe«, meint sie zur Leventojanni. »Hat der Pontusgrieche von all dem gar nichts mitgekriegt?«
    »Was sollte der arme Teufel denn merken, junge Frau? In der einen Hand hielt er eine zusammengefaltete Plastiktüte und mit der anderen hielt er die Hand seiner Frau fest und lächelte glücklich. Sie sahen aus wie frisch verlobt, als würden sie die kleine Wohnung kaufen, um heiraten zu können.«
    »Haben Sie die Kaufsumme in bar erhalten?«
    »Nein. Der Notar hatte den Scheck schon ausgestellt. Bei der Übergabe meinte er: ›Die zahlen zwar in bar, aber zu Ihrer Erleichterung gebe ich Ihnen einen Scheck.‹ Begreifen Sie, was er gemacht hat? Er hat von dem Pontusgriechen fünfundvierzigtausend in bar einkassiert und mir einen Scheck über vierundzwanzigtausend neunhundert irgendwas übergeben … Den Rest haben er und der Makler eingestrichen.« Sie springt nochmals auf und schreit: »Die werde ich anzeigen! Die bringe ich vor Gericht!«
    In ihrer unbändigen Wut vergißt sie fast, sich von uns zu verabschieden. Aus der Ferne hören wir ab und zu einen Donnerschlag. Auf dem Weg zum Wagen denke ich darüber nach, daß Koula eine besondere Gabe dafür hat, andere zum Reden zu bringen. Und daß ich sie nach meiner Rückkehr an die Dienststelle engagieren werde, Vlassopoulos und Dermitsakis zu schulen, wie man den Leuten Antworten entlocken kann. Die beiden sind noch immer beim groben Duzen und barschen Befehlston stehengeblieben.
    »Koula, sagen Sie mal«, sage ich, als wir von der Korai- auf die Epidavrou-Straße fahren. »Wo haben Sie gelernt, den Leuten so schnell Vertrauen einzuflößen? Meines Wissens machen Sie doch in der Abteilung nur Schreibarbeiten.«
    »Bei meinem Vater«, antwortet sie lachend. »Mein Vater ist ein furchtbarer Eigenbrötler und Dickkopf. Aber wenn man ihm entgegenkommt, dann läßt er alles mit sich machen.«
    »Ja, und genau so ist Ihnen das bei meiner Frau gelungen. Innerhalb von vierzehn Tagen seid ihr unzertrennlich geworden.«
    »Na gut, das war einfach. Im Endeffekt hatten wir ein gemeinsames Interesse: die Kochkunst.«
    Eine Frage juckt mich noch, doch sie ist ein wenig grobschlächtig. Aber wenn ich sie nicht los werde, platze ich. »Eines verstehe ich aber nicht, Koula. Sie haben doch Köpfchen, wieso benehmen Sie sich im Büro ganz anders?«
    Sie dreht sich zu mir und blickt mich mit einem hintergründigen Lächeln an. »Na wie denn?«
    »Wie soll ich es ausdrücken … Irgendwie naiver …«
    Sie schüttelt sich vor Lachen. »Kommen Sie schon, Herr Charitos. Naiv? Dämlich, wollen Sie sagen!«
    »Sie übertreiben, aber warum stellen Sie sich so dar? Wegen Gikas?«
    Sie wird schlagartig ernst. »Nein, weil ich heiraten und Kinder kriegen möchte, Herr Charitos.«
    »Was hat das denn miteinander zu tun?«
    »Sehr viel. Die Männer aus den Kreisen, in denen ich privat und beruflich verkehre, ergreifen, wenn sie eine intelligente Frau sehen, die Flucht. Wenn ich zu schlau wirke, bleibe ich sitzen. Die Männer bevorzugen dämliche Ehefrauen, um ihre Ruhe zu haben.« Sie hält inne und fährt dann fort. »Schließen Sie nicht von Ihrer Tochter auf andere. Sie hat studiert, schreibt ihre Doktorarbeit, ist mit einem Arzt zusammen. Ich habe nichts von all dem.«
    »Woher wissen Sie das von meiner Tochter?« frage ich überrascht.
    »Frau Adriani hat es mir vorgestern erzählt, als wir die Auberginen Imam kochten.«
    Sicher hat sie ihr auch ihren Kummer gebeichtet, daß Katerina nicht kochen kann. »Nehmen Sie es nicht tragisch, da ist doch noch Aristopoulos«, necke ich sie.
    »Aristopoulos will mich ins Bett kriegen«, entgegnet sie nüchtern. »Er brennt darauf, die Karriereleiter hochzuklettern und würde nie etwas mit einer Polizistin anfangen. Wenn ich ihn zweimal abblitzen lasse, wird er kein drittes Mal anrufen. Wenn ich mich zweimal mit ihm treffe, wird er beim dritten Mal abtauchen, und ich sehe ihn erst im Falle seiner Verhaftung wieder.« Sie lächelt mir erneut zu. »Lassen Sie nur, ich habe alle Versionen durchgespielt.«
    »Und Sie wollen Ihr restliches Leben damit verbringen, die dumme Gans zu spielen?«
    »Aber woher denn!« entrüstet sie sich. »Warten Sie nur ab bis ich verheiratet

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