Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Live!

Live!

Titel: Live! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
Vom Netzwerk:
bin. Dann reden wir weiter!«
    Mit einemmal sehe ich Adriani vor mir. Jetzt ist mir klar, warum sich die beiden so blendend verstehen.

24
    A ls der Wolkenbruch niederging, befanden wir uns am Eingang einer Unterführung. Zwei Minuten später waren die Athener Straßen heillos verstopft, und das Hupkonzert brach los. Erst nach etwa zwanzig Minuten tauchten wir wieder aus der Unterführung nach oben, doch der heftige Platzregen drohte den Mirafiori wieder zurückzupeitschen. Die Scheibenwischer mühten sich redlich, aber zwecklos, denn der Regen hatte eine undurchdringliche Nebelwand gebildet, durch die man nicht weiter als drei Meter weit sehen konnte.
    Ich beschloß, zuerst Koula nach Hause zu bringen, da ich sie bei diesem Wetter nicht an der Bushaltestelle aussetzen konnte, und danach zum Treffpunkt mit Sotiropoulos zu fahren. Auch Sotiropoulos würde bestimmt nicht rechtzeitig dasein. Zum Glück hatte ich meinem Mirafiori die Treue gehalten. Er ist hoch, wie fast alle alten Modelle, und das Wasser reicht nicht an ihn heran. Die neuen Wagen sind niedriger, und sobald sich Athens Straßen in Sturzbäche verwandeln, schaukeln sie wie Boote auf dem Wasser.
    Ich lasse Koula in Gysi aussteigen, und nun fahre ich noch mal den Kifissias-Boulevard zum Flocafé hoch, wo ich mich mit Sotiropoulos verabredet habe. Nach wie vor prasselt der Regen nieder, aber nicht mehr ganz so heftig. Der Parkplatz hinter dem Flocafé ist voll besetzt. Der Wächter wirft einen abschätzigen Blick auf den Mirafiori und betrachtet es als Zumutung, für ihn ein Auge zuzudrücken. Erst als ich ihm meinen Ausweis zeige und erkläre, daß ich dienstlich hier sei, gibt er klein bei.
    Sotiropoulos kommt eine halbe Stunde nach mir. Auf seiner Harley-Davidson ist er klatschnaß geworden.
    »Sie sind mir einen Zacken zu altmodisch, mein Freund«, schnaubt er. »Der Leiter der Mordkommission ohne Handy! Unfaßbar!«
    »Was soll ich denn damit? Meinen Sie, die Opfer rufen an, um mich darüber zu informieren, daß sie gerade umgebracht werden?«
    »Nein, aber ich könnte Sie informieren, daß aufgrund des Regens unser Termin ins Wasser fällt.«
    Er hängt sein Jackett zum Trocknen über die Stuhllehne und bestellt einen doppelten Whisky zum Aufwärmen.
    »Ich habe gestern abend Ihre Sendung gesehen. Hat mir gefallen.«
    Er blickt mich spöttisch an. »Wenn ich mich recht erinnere, gehe ich Ihnen doch normalerweise auf die Nerven.«
    »Gestern abend haben Sie die anderen genervt, und das habe ich genossen.«
    Er lacht auf und stürzt einen kräftigen Schluck Whisky hinunter. »Deshalb habe ich Sie angerufen«, meint er. »Wegen der Sendung.«
    Ich sehe ihm an, daß er mir gleich eine hochexplosive Neuigkeit auftischen wird.
    »Erinnern Sie sich, daß es an einem gewissen Punkt der Diskussion darum ging, ob und inwieweit Favieros mit Stefanakos in Verbindung stand?«
    »Ich erinnere mich.«
    »Um elf haben wir für einen kurzen Nachrichten- und Werbeblock unterbrochen. Da sagte Andreadis, einer der beiden Abgeordneten der Opposition, zum Minister: ›Aber wie kann es sein, daß sie keinen Kontakt hatten, wenn sie doch miteinander Geschäfte gemacht haben, genauer gesagt Favieros mit Stefanakos’ Frau?‹«
    Bei Sotiropoulos’ Worten sind der Platzregen und die Verkehrsstaus vergessen. Zum ersten Mal habe ich einen Hinweis darauf, daß es sich bei Favieros und Stefanakos nicht nur einfach um Bekannte oder Freunde handelte, sondern daß sie zusammenarbeiteten. Ich weiß nicht, ob ich mich darüber freuen soll, denn möglicherweise wird auf diese Weise der Fall nur noch verwickelter. Aber diese Frage vertage ich auf später, statt dessen frage ich Sotiropoulos: »Wer ist Stefanakos’ Frau?«
    »Lilian Stathatou, haben Sie schon von ihr gehört?« Der Name sagt mir etwas, doch ich kann mich nicht genau erinnern. »Sie ist die Tochter von Argyris Stathatos.«
    Beim Namen des Vaters fällt bei mir der Groschen. Argyris Stathatos war einer der Günstlinge der Obristenregierung. Es war ihm gelungen, eine Reihe von teils legalen, teils illegalen Baugenehmigungen zu erlangen und in Attika und auf den benachbarten Inseln zum größten Hotelier aufzusteigen. Unter der Junta war er reich geworden, aber seine Hotels waren mit Gefälligkeitsdarlehen errichtet worden, und nach dem Sturz der Militärregierung wollten die Banken ihr Geld wieder zurückhaben, und Stathatos hatte alles verloren.
    »Gibt es Stathatos eigentlich noch?«
    Sotiropoulos lacht auf. »Na, schöne

Weitere Kostenlose Bücher