Live!
immer ich tue und sage: Es wird schwierig, Janoutsos von der Stelle zu verdrängen.«
»Ich verstehe.«
Er seufzt auf. »Warten Sie erst einmal das Ende Ihres Genesungsurlaubs ab, und dann sehen wir, wo ich Sie zu Ihrer Zufriedenheit unterbringen kann.«
Zufrieden werde ich zwar nicht sein, aber ich schätze seinen Versuch, mir entgegenzukommen. »Und was soll ich Koula sagen?«
Er zuckt mit den Schultern. »Sie braucht erst nach ihrem Urlaub wiederzukommen.«
Während ich den Vorraum auf dem Weg zum Fahrstuhl durchquere, läuft mir Janoutsos über den Weg.
»Mir ist zu Ohren gekommen, daß du die beiden Selbstmorde hintenherum untersucht hast«, stichelt er. »Du brauchst nicht weiterzusuchen, der Fall ist abgeschlossen. Du kannst jetzt die Seele baumeln lassen.«
Als ich die Tür des Fahrstuhls öffne, höre ich sein Lachen in meinem Rücken. Ich denke, wie sehr uns Gikas fehlen wird, wenn er in Rente geht und Janoutsos übernimmt seine Stelle.
Auf der ganzen Nachhausefahrt tritt mein persönliches Problem in den Hintergrund und das von Gikas in den Vordergrund. Jetzt, da ich ihn so angeschlagen und von allen verraten erlebt habe, fühle ich eine ungewöhnliche Solidarität mit ihm, und das nun schon zum zweiten Mal. Wieder quält mich die Frage, ob ich ihn vielleicht all die Jahre falsch eingeschätzt habe. Vielleicht schon, vielleicht auch nicht. Ich war ihm gegenüber stets mißtrauisch gewesen, immer bereit, ihm Hinterhältigkeit zu unterstellen. Doch damit lag ich vielleicht richtig, denn einem, der aus freien Stücken zugibt, er sei sein ganzes Leben lang ohne jeglichen Zweifel immer den Anweisungen von oben gefolgt, dem war ein Mitarbeiter wie ich doch egal. Den setzte er einzig und allein nach seinem Gutdünken ein. Ich muß mich also vorsehen und mein eigenes Spiel spielen, genauso wie auch er seine eigenen Ziele verfolgt. Solidarität, gut und schön, aber schon manch einer, der daran glaubte, hat sich eine blutige Nase geholt.
Als ich nach Hause komme, treffe ich im Wohnzimmer Fanis und Adriani bei einer angeregten Unterhaltung an. Direkt neben ihnen prüft ein mir unbekannter Typ, ein Handwerker augenscheinlich, mit seinem Blick die Zimmerwände.
»Aber Fanis, was sollen wir denn mit einer Klimaanlage! Ich habe dir doch erklärt, ich will keine, weil sie die Luft austrocknet. Wir kommen doch prima mit dem Ventilator zurecht.«
»Muß ich es dir wirklich noch einmal erklären? Dein Mann ist herzkrank. Hitze ist für Herzkranke eine tödliche Gefahr. Weißt du, wie viele Notfälle bei jeder Hitzewelle in die Ambulanz eingeliefert werden?«
»Na gut, aber wir fahren doch in ein paar Tagen weg. Wir verreisen zu meiner Schwester, auf die Insel.«
»Und was macht ihr nach eurer Rückkehr, wenn es hier noch heißer ist als jetzt?«
Der Handwerker unterbricht die Debatte, die mich, um den es hier eigentlich geht, gar nicht mit einbezieht. Denn wie bei jeder Debatte, in der es in meinem Haus um meine Person geht, werde ich ignoriert.
»Darf ich fragen, ob die ganze Wohnung klimatisiert werden soll?«
»Nein, nur das Wohnzimmer«, entgegnet Fanis.
»Dann reichen zwölftausend BTU .«
Fanis trifft allein die Entscheidung. »In Ordnung, fangen Sie an.«
Der Handwerker, der sich als Klimatechniker herausstellt, erblickt mich auf der Türschwelle und hält inne. Da erst bemerken mich Fanis und Adriani.
»Hast du was dagegen, wenn wir ein Klimagerät einbauen lassen?« fragt Fanis. »Es ist ein Sonderangebot, wobei du die Raten erst nach zwei Jahren zu bezahlen brauchst.«
»Nur zu«, entgegne ich. Nach den Entwicklungen der letzten Tage muß ich auf mein Herz achten.
Adriani läßt uns einfach stehen und verläßt das Wohnzimmer. Das tut sie immer, wenn sie ihren Kopf nicht durchsetzen kann.
Sobald sie aus der Tür ist, beugt sich Fanis vertraulich zu mir. »Es war Katerinas Idee, aber das habe ich für mich behalten, weil Adriani sonst gebockt hätte.«
Ich komme nicht dazu, ihm zu antworten, da das Telefon läutet. Sotiropoulos ist dran.
»Also, sind denn Ihre Leute noch zu retten?« fragt er, sowie er meine Stimme hört. »Die wollen den ganzen Fall diesen drei Pennern anhängen?«
»Seien Sie nicht undankbar«, meine ich ironisch. »Diese drei Penner haben Ihnen Stoff für die gestrige Sendung geliefert.«
Da sich meine Stichelei auf seine Talkrunde mit dem Thema der dräuenden rechtsextremen Gefahr bezieht, antwortet er nicht sogleich. Als er schließlich den Mund aufmacht, hört sich
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