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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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hast.«
    Er schaute mich eine Weile nachdenklich an und sagte nichts und ich fragte mich, was ich wohl täte, wenn er sagen würde, das geht dich nichts an. Würde ich wirklich einfach verschwinden und ihn in Ruhe lassen? Würde ich es wirklich schaffen , einfach zu verschwinden?
    »Nicht hier«, sagte William.
    »Wie bitte?«
    »Ich kann es dir hier nicht sagen, mitten auf der Straße.«
    »Okay, wie ist es mit dem Café, von dem du erzählt hast?«
    »Noch schlechter«, sagte er und blickte sich um. Ich sah, wie er über die Straße zum Eingang des Friedhofs schaute und dann zurück zu mir. »Warst du schon mal da drin?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Er lächelte. »Ist ein wunderschöner Ort … schön still, ruhig, friedlich …«
    »Ist ein Friedhof«, sagte ich. »Da wimmelt es von Toten.«
    »Genau.«
    Ich hatte zwar schon vom Abney-Park-Friedhof gehört und ein paarmal im Vorbeifahren den Eingang gesehen, aber keine Ahnung davon, wie riesig er war, und als ich William durch das von Säulen gerahmte Tor folgte und wir einen moosgedämpften, grün überwachsenen Weg entlanggingen, brauchte ich eine Weile, um alles aufzunehmen. Es war ein erstaunlicher Ort. Ein endloses Labyrinth aus Bäumen und Wegen mit einer üppigen Vegetation, die wild über die alten Gräber und Steine wucherte … ich fühlte mich wie in einem Zauberwald. Neben den vielen Grabsteinen gab es auch zahllose steinerne Monumente und Statuen – Engel, Heilige, Löwen und Kreuze. Manche waren nur noch von Flechten und Moos überwachsene bröselnde Ruinen, andere neigten sich zwischen den Bäumen und Stauden gefährlich dem Boden entgegen. Auch wenn es nicht mehr regnete, war doch der ganze Friedhof von Nässe erfüllt – Regentropfen fielen aus den Bäumen, der süße Geruch feuchter Erde tränkte die Luft. Doch das Überraschendste – und Wunderbarste – andiesem Friedhof war seine Stille. Wir befanden uns mitten in London, direkt neben einer belebten Hauptverkehrsstraße, und trotzdem hörte ich, nachdem wir ein paar Minuten gegangen waren, nur noch das Singen der Vögel und das Tröpfeln des Regens von den Bäumen.
    Es war wirklich wunderschön.
    »Sollen wir uns da hinsetzen?«, fragte William und zeigte auf eine hölzerne Bank am Wegrand.
    Ich nickte und ließ mich nieder.
    William setzte sich neben mich.
    »Schön hier, nicht?«, sagte er und ließ den Blick schweifen.
    »Ja, sehr schön.« Ich sah ihn an. »Woher kennst du all diese Orte? Das Café … und das hier? Kennst du jemanden hier in der Gegend?«
    Er zuckte die Schultern. »Nein … ich lauf nur gern rum … nicht speziell hier, obwohl ich auch manchmal hier bin. Aber ich mag es, durch London zu laufen …«
    Ich nickte. »Ist eine gigantische Welt.«
    Er lächelte. »Ja …«
    Ich sah ihn wieder an. »Viele Orte, viele Menschen …«
    Er schaute zurück. »Erinnerst du dich an die Party, als ich dir von meiner Mum und meinem Dad und so weiter erzählt hab?«
    »Ja.«
    »Und wie du mir versprochen hast, mit niemandem über das zu reden, was ich dir erzählt habe?«
    »Ja …«
    »Du musst mir das Gleiche auch heute versprechen.«
    Ich antwortete nicht, sondern sah ihn bloß weiter an.
    Er sagte: »Nur dann kann ich dir die Wahrheit erzählen, Lili.«
    »Okay.«
    »Versprochen?«
    Ohne den Blick von ihm zu wenden, streckte ich die Hand aus. Er hielt meinem Blick noch eine Weile stand, wieder mit dieser Spur von Traurigkeit in seinen Augen, dann nahm er mit einem stillen Kopfnicken meine Hand, schüttelte sie und fing an, mir von den drei Männern zu erzählen.
    »Das erste Mal erfuhr ich von ihnen durch ein paar Kids aus der Siedlung«, erklärte er. »Das ist schon eine Weile her, vielleicht ein Jahr oder so. Irgendwie hatte ich einen guten Draht zu ihnen gefunden … du weißt schon, ich habe ein paar Sachen mit ihnen zusammen gemacht, wir haben uns gegenseitig geholfen, so was in der Art … und ich hatte allen gesagt, wann immer jemand käme und nach Nancy oder mir fragte, sollten sie mir Bescheid geben. Vor allem, wenn es Iren waren.« William zuckte die Schultern. »Das war keine große Sache für die Siedlungs-Kids, denn vor Fremden sind sie sowieso auf der Hut … die würden nie mit jemandem reden, der von außerhalb kommt.«
    »Ja, ich weiß«, sagte ich. »Die haben es mir echt schwer gemacht.«
    William grinste. »Hab schon gehört … das war übrigens Mikey. Der Schwarze, mit dem du gesprochen hast.«
    »Der meine Uhr wollte?«
    »War nur ein Spiel. Der ist echt

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