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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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harmlos.«
    »Ja, klar …«
    William hatte sich eine feuchte und zerdrückte Zigarette aus der Hosentasche geangelt, die er glatt zu streichen versuchte. Ich sah zu, wie er an ihr herumfummelte – das feuchte Ende abbrach, um das Übrige rauchbar zu machen –,bis er schließlich einen etwa drei Zentimeter langen Stummel hatte, der fast trocken und kaum zerdrückt war. Er steckte sie zwischen die Lippen, zog ein Feuerzeug aus der Tasche und zündete sie vorsichtig an.
    »Egal«, fuhr er fort. »Jedenfalls haben mir ein paar von denen vor etwa einem Jahr von diesen drei irischen Typen erzählt, die sie in einem Pub an der Green Lanes getroffen hatten. Die Jungs meinten, die drei hätten zwar nicht nach Nancy oder mir gefragt, aber sie wären neu in der Gegend und niemand schiene sie zu kennen. Deshalb hätten sie gedacht, vielleicht würde mich die Nachricht interessieren. Was natürlich ganz richtig war. Also fragte ich die Kids, wie die drei Typen aussähen und ob sie regelmäßig in dem Pub auftauchten. Und dann fing ich an, sie zu beobachten. Beim ersten Mal ging ich nicht in den Pub rein, sondern wartete draußen, bis sie herauskamen, damit ich sie mir genau anschauen konnte – du weißt schon, um zu sehen, ob ich sie wiedererkannte. Aber das war nicht der Fall. Ich hatte die drei noch nie gesehen. Als ich dann reinging, um sie genauer unter die Lupe zu nehmen, saßen sie an einem Tisch in der Ecke, redeten leise und tranken, und auch wenn ich kein Wort von dem verstand, was sie sprachen, wusste ich doch von ihrem Akzent her, dass sie nicht aus Belfast kamen, sondern aus Derry.«
    William nahm die Zigarette aus dem Mund und betrachtete sie. Sie war ausgegangen. Es war einfach zu nass zum Rauchen. Er warf sie weg.
    »Damals wusste ich noch nicht genau, ob sie IRA-Leute waren«, fuhr er fort, »aber ich war mir ziemlich sicher …«
    Williams Stimme verlor sich, als ein großer schwarzer Collie den Weg entlanggetrottet kam, gefolgt von einemschmuddelig wirkenden jungen Mann und einer hübschen jungen Frau mit wild abstehenden blonden Haaren. Beide aßen ein Eis am Stiel. Der Collie lief mit wedelndem Schwanz auf uns zu. William begrüßte ihn und streichelte ihm den Kopf.
    »Wie heißt er?«, fragte er den jungen Mann.
    »Floyd«, antwortete der.
    Der Hund trottete weiter und auch das junge Paar ging an uns vorbei. William wartete, bis sie außer Sicht waren, dann fuhr er fort.
    Er erzählte mir, wir er langsam mit den drei Männern aus Derry Kontakt bekommen hatte. Wie es mit einer Zigarette anfing, die er eines Abends im Pub von ihnen schnorrte, was er nur getan hatte, damit sie wussten, dass er aus Belfast war … und danach hatte er die Dinge sich einfach entwickeln lassen. Er nickte ihnen jedes Mal zu, wenn er in den Pub kam … sie nickten zurück; ab und zu sprach er sie an … sie wechselten ein paar Worte; eines Abends spendierten sie ihm sogar einen Drink … später revanchierte er sich, sie luden ihn ein, sich mit an den Tisch zu setzen, und begannen, über dies und das zu reden …
    »Ich erzählte ihnen, dass die protestantischen Milizen meinen Vater ermordet hätten, als ich fünf war«, sagte William. »Und dass meine Mutter mit mir nach London gegangen sei, um hier bei ihren Eltern zu wohnen.« Er lächelte mich an. »An den Fragen, die sie stellten, konnte ich sehen, dass sie eindeutig IRA-Leute waren, und genauso deutlich war, dass sie nicht nach Nancy oder mir suchten … aber ich wusste, dass sie irgendwas vorhatten. Also hielt ich sie eine Weile hin, du weißt schon … ließ sie glauben, dass ich ein armer, heimatloser Belfaster Junge war, der Loyalisten undProtestanten hasste und alles tun würde, um sich an den Schweinen zu rächen, die seinen Vater umgebracht hatten … und nach drei oder vier Monaten merkten sie, dass sie mich brauchen konnten.«
    »Was meinst du damit?«, fragte ich. »Dich brauchen wozu?«
    »Keine Ahnung – eben für das, was sie vorhatten. Ich meine, sie trauten mir immer noch nicht so richtig und warteten noch mal eine ganze Weile, bevor sie zum ersten Mal rausließen, dass sie tatsächlich IRA-Leute waren, aber sogar da sagten sie nicht, was sie planten, sondern fragten mich nur, ob ich bereit wäre, ihnen dann und wann mal zu helfen.« William sah mich an. »Weißt du, für die bin ich einfach ein unbeschriebenes Blatt. Jemand ohne kriminelle Vergangenheit, jemand, der bisher nicht als IRA-Kämpfer in Erscheinung getreten ist, jemand, den sie benutzen können,

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