Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
Vom Netzwerk:
ohne Verdacht zu erregen.«
    »Verstehe«, sagte ich. »Aber wieso das alles?«
    »Na ja, wie gesagt, wenn sie mich einsetzen, erregt das keinen Verdacht.«
    »Schon klar, aber wieso lässt du dich überhaupt auf das Ganze ein?« Ich sah ihn an. »Hast du keine Angst, sie könnten die Wahrheit über dich und Nancy rausfinden? Ich meine, wenn sie nicht hinter Nancy her sind, wenn sie keine Ahnung von deinem Dad haben … wieso redest du dann mit ihnen?« Ich schüttelte den Kopf. »Ich kapier das einfach nicht. Sie sind von der IRA … verdammt noch mal, die IRA hat deinen Vater umgebracht. Ich meine, wie kannst du dich da in einen Pub setzen und mit solchen Leuten was trinken?«
    Eine Weile antwortete er nicht, sondern saß nur da und starrte nachdenklich vor sich hin …
    Ich schaute zum Himmel. Die Sonne war wieder verschwunden, versteckt hinter einer Wand schnell dahinziehender schwarzer Wolken, und ich merkte, dass es plötzlich warm und völlig windstill war.
    »Ist irgendwie merkwürdig«, sagte William leise, während er immer noch in die Ferne jenseits des Weges starrte. »Nachdem sie meinen Vater ermordet hatten … hab ich nie groß drüber nachgedacht, wer es tatsächlich gemacht hat. Ich meine, ich wusste natürlich, dass es die IRA war … alle wussten das … aber wer derjenige war, der geschossen hat …« Er schüttelte langsam den Kopf. »Keine Ahnung … irgendwie war es nicht so richtig wichtig. Wer immer es war … na ja, er hatte eben einen Befehl ausgeführt … er hatte getan, was ihm befohlen wurde. Ihm die Schuld am Tod meines Vaters zu geben, schien mir genauso sinnlos, wie die Waffe zu verurteilen, die er benutzt hatte, oder die Kugel, die meinen Vater getroffen hatte …« William sah mich an. »Kannst du das nachvollziehen?«
    »Ja …«, sagte ich. »Ich glaub schon.«
    Er nickte nachdenklich. »Eine Zeit lang war das irgendwie irritierend, verstehst du … du hast diese schreckliche Wut im Bauch und möchtest sie an irgendwem oder irgendwas auslassen, aber innerlich weißt du genau, es ist zwecklos. Ich meine, klar könnte ich für den Rest meines Lebens Franky Hughes beschuldigen oder den Mann, der geschossen hat, oder den Brigadekommandanten, der den Befehl gegeben hat oder die ganze scheiß Philosophie der IRA … aber was hätte ich davon?« Er schüttelte wieder den Kopf. »Es würde nichts ändern. Es würde mir davon nicht besser gehen. Denn es brächte mir ja Dad nicht zurück, oder?«
    »Nein …«
    »Es gibt keine andere Möglichkeit als weiterzuleben, dich zu arrangieren. Nicht mehr nach jemandem zu suchen, dem du die Schuld geben kannst, nicht mehr an Rache und Gerechtigkeit und den ganzen Scheiß zu denken … sondern einfach voll und ganz für die Menschen da zu sein, die du liebst. Auf sie zu achten, für sie zu sorgen, dein Bestes für sie zu geben …« Er schwieg einen Moment und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, dann seufzte er schwer und sprach weiter. »Doch dann begegnest du eines Tages drei IRA-Leuten aus Derry. Und am Anfang interessiert dich nur, ob sie eine Bedrohung für Nancy und Joe sein könnten … denn das ist die einzige Frage, die zählt. Es spielt keine Rolle, dass die Männer aus Derry kommen und dass du weißt, die Belfast-Brigade der IRA heuert manchmal Außenstehende an, um Hinrichtungen auszuführen, und dass nach der Ermordung deines Vaters gemunkelt wurde, der Mann, der ihn erschossen habe, sei ein gewisser Donal Callaghan aus Derry gewesen …« William unterbrach sich wieder und schaute mich traurig an. »Als ich herausbekam, dass sich einer der drei aus dem Pub Donal nennt, da hab ich mich einfach gefragt … du weißt schon …«
    »Ob er vielleicht der Mann sein könnte, der deinen Dad umgebracht hat?«
    William zuckte die Schultern. »Nicht so direkt, aber … ich meine, nur weil sich jemand Donal nennt und zufällig aus Derry kommt … na und? Es gibt in der Stadt garantiert Tausende, die Donal heißen. Und wahrscheinlich ist es nicht mal sein richtiger Name. Aber trotzdem … keine Ahnung. Ich kann nur einfach nicht lockerlassen. Ich muss es herausfinden, verstehst du … nur für alle Fälle. Ich muss einfach wissen, dass er es nicht ist.«
    »Und deshalb hängst du die ganze Zeit mit ihnen rum? Weil du rausfinden willst, ob dieser Mann deinen Dad umgebracht hat?«
    »Ja …«
    Ich sah ihn an. »Und wenn er es ist …? Ich meine, wenn du rausfindest, dass er tatsächlich der Mann ist … was machst du dann?«
    »Keine Ahnung,

Weitere Kostenlose Bücher