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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Gewitters war beängstigend – der tosende Regen, das Peitschen des Windes in den Bäumen, die sich immer höher türmende Schwärze, die sich über unseren Köpfen zusammenballte –, doch als wir Hand in Handden Pfad entlangliefen und uns durch überhängende Äste schlugen, fühlte ich mich irgendwie auch beschwingt.
    »Hier lang«, rief William wieder und führte mich einen anderen Weg entlang. »Da drüben … komm schon.«
    Der Regeln prasselte jetzt so heftig herunter, dass ich kaum etwas sah. Ich konnte nur noch so eben erkennen, dass wir auf eine Art von Gebäude zuliefen, doch das Einzige, was ich davon wahrnahm, war eine verschwommene schwarze Silhouette, die in der Dunkelheit vor uns aufragte … eine stabile Steinwand, ein gewölbter Eingang, eine aufragende Turmspitze …
    »Pass auf, wo du hintrittst«, sagte William und führte mich zu dem Eingang.
    Während ich ihm durch die Tür und eine Steintreppe hinunter folgte, begriff ich, dass wir uns in einer verfallenen Kapelle befanden. Die Fenster waren alle vernagelt, das alte Gemäuer zerfiel, der größte Teil des Dachs war eingestürzt … es war mehr oder weniger nur noch die kaputte äußere Hülle. In den Ecken lagerten Berge von Müll, überall lagen leere Flaschen und Zigarettenkippen, die Wände waren ringsum mit Graffiti vollgesprayt …
    Ich schaute hinauf durch das dachlose Dach und sah nur den fallenden Regen. Dann wischte ich mir das Gesicht ab und schaute zu William.
    »Ist okay hier«, sagte er lächelnd. »Gleich sind wir im Trockenen. Vertrau mir …«
    Ich folgte ihm durch den Hauptteil der Kapelle und einen weiteren Türbogen. Schließlich brachte er mich zu einer Öffnung in der rechten Wand. Zwei Steinstufen führten hinauf zu der Öffnung, die ungefähr halb so groß war wie eine normale Tür, weshalb wir in die Hocke gehen und den Kopfeinziehen mussten, um durchzukommen. William ging vor, und als er durch war, drehte er sich um und streckte mir seine Hand entgegen.
    »Pass auf deinen Kopf auf«, warnte er mich und half mir durch die Lücke.
    Ich ging in die Hocke, hielt den Kopf gesenkt und kroch vorsichtig durch die Öffnung.
    »Alles okay«, sagte William, als ich durch war. »Du kannst dich jetzt wieder aufrichten.«
    Vorsichtig kam ich hoch und sah mich um. Wir befanden uns in einem kleinen steinernen Raum. Er hatte einen Steinboden, Steinwände und – zum Glück – ein einigermaßen stabil wirkendes Steindach. Der Raum war nur ungefähr einen Meter achtzig hoch, das heißt, viel Kopffreiheit gab es nicht, und ich brauchte eine Weile, bis ich damit zurechtkam, beim Stehen die Decke so dicht über mir zu haben. Ich brauchte auch eine Weile, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnten. Das einzige Außenlicht drang durch ein kleines, glasloses Fenster hoch oben in der gegenüberliegenden Wand. Wahrscheinlich spendete es schon im Normalzustand nicht allzu viel Helligkeit. Jetzt aber – bei dem Gewitter, das draußen tobte, und den Wolken, die den Himmel verdunkelten – reichte das hereinsickernde Licht gerade mal, dass ich überhaupt etwas sah.
    »Was ist das hier?«, fragte ich Wiliiam, während ich mich weiter umsah.
    »Keine Ahnung … nur eine alte Kapelle, nehme ich an.«
    »Nein, ich meine … der Raum hier.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Weiß der Himmel … vielleicht eine Art Lagerraum? Ein Weinkeller …?«
    »Bist du hier schon mal gewesen?«, fragte ich ihn und spähte durch das Dunkel auf ein paar Sackleinenreste, die ausgebreitet in der Ecke am Boden lagen.
    »Ein, zwei Mal …«
    Ich sah ihn verwundert an.
    »Ist einfach ein Ort …«, sagte er leicht verlegen. »Es gibt kein … du weißt schon, kein großes Geheimnis darum. Ich … keine Ahnung … ich komm hier bloß manchmal her, das ist alles … es gefällt mir hier einfach.« Er sah mich an, lächelte mit der ganzen Unschuld eines schüchternen kleinen Jungen. »Wahrscheinlich findest du das alles ziemlich gruselig.«
    »Ja, stimmt«, sagte ich und lächelte zurück. »Aber gruselig ist okay … gruselig gefällt mir.«
    Er lachte.
    Draußen zuckte ein Blitz und erleuchtete kurz den Raum.
    »Magst du dich hinsetzen?«, fragte William und deutete auf die ausgebreiteten Sackleinenreste in der Ecke.
    »Hm …«, antwortete ich zögernd.
    »Ist kein Problem … alles super sauber.« Er grinste. »Na gut, vielleicht nicht super …«
    »Das mein ich nicht«, sagte ich. »Es ist nur …« Und jetzt war es an mir, verlegen zu sein. »Ich … also, ich

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