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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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muss mal ganz dringend.«
    Er lächelte. »Ehrlich gesagt, ich auch.«
    »Eine Toilette gibt es hier drinnen sicher nicht, oder?«
    Er schüttelte den Kopf. »Wenn du zurück in den Hauptraum der Kapelle gehst und dann rechts auf die gegenüberliegende Wand zu … na ja, da gibt es zumindest eine Menge Ecken und Winkel, du weißt schon, kleine Verstecke … du kannst ja davon eins nehmen.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja, wieso nicht?«
    »Ich weiß nicht … ist doch eine Kapelle …«
    »Ja und?«
    »Keine Ahnung … kommt mir irgendwie respektlos vor, verstehst du? Pinkeln im Hause Gottes …?«
    William lächelte. »Ich bin sicher, es wird ihn nicht stören.«
    »Hoffentlich«, sagte ich und verschwand wieder durch die Öffnung.
    »Du kannst immer noch sagen, der Teufel hat dich dazu gebracht«, rief William mir hinterher.
    »Ja«, rief ich zurück. »Oder ich sag ihm, William Bonney hat mich dazu gebracht.«
    »Damit kann ich leben.«
    Während ich mir einen Weg durch den Müll bahnte, um an das andere Ende der Kapelle zu kommen, hörte ich William kichern. Und dann, als ich stehen blieb, um mir eine Spinnwebe aus dem Gesicht zu streifen, glaubte ich zu hören, wie er irgendwas vor sich hin murmelte. Es war nicht deutlich zu verstehen und ich konnte mich auch täuschen, aber ich hätte schwören können, dass er sagte, er werde »sowieso in der Hölle schmoren«.
    Als ich in den kleinen, steinernen Raum zurückkehrte, lehnte William an der Wand unter dem Fenster.
    »Alles okay?«, fragte er.
    »Ja, danke.«
    Er lächelte mich an, dann trat er auf die Öffnung zu. »Dauert nur eine Minute«, sagte er.
    Ich schaute zu, wie er verschwand, schließlich ging ich hinüber zu den Sackleinenstücken in der Ecke und setztemich hin. Durch das Fenster sah ich, dass der Regen langsam etwas nachließ. Auch das Gewitter war – obwohl es immer wieder heftig krachte – nicht mehr so nah. Doch der Himmel war weiter schwarz.
    Ich schaute auf meine Uhr.
    Es war fast halb acht.
    Es würde bald anfangen zu dämmern. Die warme Gewitterluft kühlte schon ab und es würde nicht lange dauern, bis die Temperatur kräftig absank. Schon jetzt merkte ich, wie ich in den klatschnassen Sachen und unter den tropfenden Haaren anfing zu zittern. Ich hatte noch immer Williams Jacke um meine Schultern liegen, doch als ich sie enger zusammenzog, um warm zu bleiben, merkte ich, dass sie genauso nass war wie alles andere.
    Ich überlegte, ein Feuer zu machen. Das konnte ja wohl nicht so schwer sein, sagte ich mir. William hatte ein Feuerzeug. Und genug brennbares Zeug lag hier doch überall rum …
    Dann hörte ich plötzlich etwas. Schritte … draußen im Hauptraum der Kapelle. Dann ein Rennen … ich erstarrte, horchte genau hin, als das Geräusch immer näher kam … und auf einmal sprang William in die Wandöffnung. Er stürzte mit dem Kopf voraus auf den Boden, dann rollte er zur Seite und schwang sich auf die Knie.
    »Verdammt, was ist?«
    »Pssst« , flüsterte er und legte den Finger an seine Lippen.
    »Was ist?«
    »Sei still «, zischte er und kroch zu mir rüber.
    Da hörte ich wieder ein Geräusch aus der Kapelle … neue Schritte … jemanden, der ging … schlurfte … hustete.
    Ich sah William an. Er saß jetzt direkt neben mir und fixierte die Wandöffnung. »Wer ist das?«, fragte ich flüsternd.
    »Der Mann, der abschließt …«
    »Was abschließt?
    »Den Friedhof … er guckt nur nach, ob hier auch keiner mehr ist, ehe er für die Nacht alle Tore absperrt. Halt still.«
    Ich beugte mich näher an William heran, spähte durch die Öffnung und erhaschte einen kurzen Blick auf eine schemenhafte Gestalt, die auf der anderen Seite der Kapelle entlangging. Der Mann war sehr klein, höchstens einen Meter fünfzig, und von Kopf bis Fuß in schwarze Regenkleidung gehüllt – Gummistiefel, knöchellanger Regenmantel und ein Südwester mit labberiger Krempe.
    Ich unterdrückte ein Kichern.
    »Pssst!« , machte William, aber ich sah, wie auch er grinsen musste.
    »Das ist der Gevatter Tod«, flüsterte ich.
    »Nein …«, flüsterte mir William ins Ohr. »Das ist Gott … er kommt dich holen, weil du in sein Haus gepinkelt hast.«
    Ich musste mir die Hand vor den Mund halten, um nicht loszulachen. Auch William mühte sich, keinen Laut von sich zu geben, aber seine Schultern ruckten …
    Ein paar Minuten später ging der Gott-Mensch in entgegengesetzter Richtung zurück, immer noch auf der anderen Seite der Kapelle, und dann, als er außer

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