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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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dieser Chris da gesagt – oder besser nicht gesagt – hat, war mir klar, dass vieles ziemlich windig ist.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel, wer alles bezahlt – das Aufnahmestudio, die Techniker, den Produzenten … Transport, Unterkunft, Löhne, was weiß ich … meinst du, Polydor zahlt das?«
    »Keine Ahnung …«
    »Sicher nicht, glaub’s mir. Wir werden in schicken Autos rumgondeln, in stinkfeinen Hotels wohnen und glauben, wir haben’s geschafft … aber selbst wenn wir’s schaffen, selbst wenn wir Tausende Platten verkaufen, verdienen wir kein Geld, bis wir alles zurückgezahlt haben, was Polydor für uns investiert hat, einschließlich der £40 000 Vorschuss. Und das kann Jahre dauern.«
    »Wieso hast du das nicht vorher gesagt?«, fragte ich. »Ich meine, wenn du wusstest, dass sie uns abzocken, wieso hast du kein Wort gesagt ?«
    »Glaubst du wirklich, Curtis und Jake hätten auf mich gehört?«
    »Hm, nein … wohl eher nicht.«
    »Curtis hätte mich wahrscheinlich sofort aus der Band geworfen. Und das hätte bedeutet …« William sah mich an. »Also, um ehrlich zu sein, Lili … ich brauche das Geld. Was immer aus der Band wird, egal ob wir Platten verkaufen oder nicht, im Moment habe ich £200 in der Tasche, was bedeutet, wir können ein paar Wochen länger die Miete bezahlen, und wenn es unser so wunderbar erfolgreicher Jake dann noch hinkriegt, ein Konto zu eröffnen, bekomme ich meinen Anteil am Rest von den £20 000, und wenn wir Glück haben, reicht das vielleicht gerade, um Nancy einen neuen Ausweis zu besorgen.«
    »Und was ist, wenn wir es doch schaffen?«, fragte ich. »Die Band, meine ich. Wenn wir Massen an Platten verkaufenund unsere Fotos in allen Zeitschriften sind … du kannst doch dein Gesicht nicht ewig verbergen?«
    Er zuckte die Schultern. »Na ja, warten wir’s ab …« Er lächelte. »Wahrscheinlich gehen wir sowieso spurlos unter.«
    »Das glaub ich nicht«, sagte ich und schüttelte den Kopf. »Dafür sind wir zu gut.«
    »Meinst du?«
    »Ja.«
    Er nickte nachdenklich. »Also, ich könnte mir immer noch massenweise Make-up ins Gesicht kleistern, weißt du, so wie Kiss zum Beispiel.«
    »Ja«, sagte ich lächelnd. »Oder du könntest dich Billy Stardust nennen und dir einen fetten orangen Streifen übers Gesicht malen.«
    Er grinste. »Ja, die Idee gefällt mir … ich könnte Hotpants anziehen und schenkelhohe Stiefel und so tun, als wär ich Ziggy Stardusts verschollener Sohn.«
    »Oder seine lange verschollene Tochter.«
    »Noch besser.«
    »Du könntest eine Solokarriere starten …«
    »Oder wir verlassen beide die Band und gründen ein Duo. Du könntest so tun, als wärst du meine Schwester.«
    »Oder dein Bruder.«
    »Mein Mann?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Deine Frau vielleicht.«
    »Okay, dann Frau. Und du musst natürlich auch diese ganzen Glam-Rock-Sachen tragen … das ganze Make-up, den Glitzerkram und alles.«
    »Wie würden wir uns nennen?«
    »Billy und Lili?«
    »Wieso nicht Lili und Billy? Oder Lili und Willy?«
    »Ich hasse es, wenn einer mich Willy nennt.«
    »Okay, dann eben Lili und Billy. Oder einfach Lilibilly.«
    »Wie wär’s mit Mr and Mrs Stardust?«
    Ich musste auf einmal lachen.
    »Was ist?«, sagte William mit gespieltem Ernst. »Gefällt dir der Name nicht?«
    »Doch, ich bin begeistert … Mr and Mrs Stardust … klingt echt prickelnd .«
    »Okay, dann müssen wir jetzt nur noch ein paar echt prickelnde Songs schreiben.«
    »Nein, warte mal, mir ist gerade was eingefallen …«
    »Was denn?«
    »Ziggy Stardust hatte gar keinen fetten orangen Streifen überm Gesicht, das war Aladdin Sane.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja, Ziggy hatte einen großen silbernen Kreis auf der Stirn.«
    »Nein, das glaub ich nicht.«
    »Doch.«
    »Echt?«
    »Ja …«
    Bis wir in Hampstead ankamen, fühlte ich mich schon viel besser. Ich konnte zwar kaum mehr die Augen aufhalten und mein Kopf war so matschig, dass meine Worte ganz undeutlich klangen, aber ich fühlte mich längst nicht mehr so down wie bei Polydor, als wir den Vertrag unterzeichnet hatten. Es schien viel reizvoller, mit William übers Berühmtsein zu blödeln, als in der Realität den ersten Schritt in diese Richtung zu tun …
    Was irgendwie merkwürdig war.
    Doch ich war zu müde, um darüber nachzudenken.
    Als das Taxi vor dem Haus anhielt, sagte ich zu William: »Macht es dir was aus, wenn ich dich nicht noch reinbitte? Ich bin im Moment einfach zu müde, ich kann schon kaum mehr die Augen

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