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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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aufhalten.«
    »Kein Problem«, sagte er. »Geh und schlaf dich eine Weile aus.«
    Ich sah ihn mit einem leichten Zögern an. »Seh ich dich …?«
    »Ja, klar. Ich ruf dich morgen an, okay?«
    Ich lächelte. »Okay.«
    Er beugte sich über den Sitz und küsste mich. »Dann bis bald, Mrs Stardust.«
    »Ja …«
    Als ich die Tür öffnete und aus dem Taxi stieg, fühlte ich mich so benommen und wunderbar, dass ich glaubte davonzuschweben.

32
    In den nächsten Wochen traf ich mich ziemlich oft mit William. Wir sahen uns zwar nicht täglich, was ich anfangs merkwürdig fand, denn mit Curtis war ich ja mehr oder weniger ständig zusammen gewesen. Doch nach einer Weile merkte ich, dass auf die Art die Zeiten, die wir gemeinsam verbrachten, nur umso schöner waren.
    Und es war wirklich jedes Mal wunderbar.
    Am Tag nach der Vertragsunterzeichnung zum Beispiel rief William an und wir verabredeten uns für später in Camden Town. Als ich hinkam, hatte ich keine Ahnung, was wir tun würden, und ich machte mir auch keine Gedanken … es war einfach schön und aufregend, mich mit ihm zu treffen. Ich hatte mich schon seit einer Ewigkeit nicht mehr zu einem richtigen Date verabredet und fast vergessen, wie das war – zu überlegen, was ich anzog, mit meiner Frisur rumzumachen, ein bisschen nervös zu sein …
    Ich fühlte mich, wie man sich normalerweise eben so fühlt in meinem Alter.
    Aufgeregt und dumm …
    Aber auf eine positive Weise dumm.
    Auch William wirkte etwas ängstlich, als ich ihn draußen vor der U-Bahn-Station traf. Doch das war okay. Es gefiel mir, dass wir beide ein bisschen nervös waren, es war ganz natürlich, so wie es sein sollte … und abgesehen davon hieltes auch nicht lange an. Nachdem wir uns angelächelt und etwas verlegen geküsst hatten – war alles gut.
    Und wir hatten einen einmalig schönen Tag.
    Wir waren im Zoo, verdrückten vor dem Seelöwengehege kalte Hotdogs und tranken Kaffee.
    Wir gingen im Regent’s Park spazieren, aßen Eis und fütterten die Enten.
    Wir fuhren zurück nach Camden, stöberten in Geschäften … und William kaufte mir in einem verstaubten Antiquitätenladen eine kleine Spieldose. Ich merkte gar nicht, dass er sie kaufte, er schlich sich noch mal in den Laden zurück, während ich in ein Café ging, um die Toilette zu benutzen, und als ich wieder herauskam, drückte er mir schüchtern das Kästchen in die Hand und sagte: »Ich dachte, vielleicht gefällt’s dir.«
    Es war nur ein kleines Teil – ein Holzkästchen, nicht größer als eine Streichholzschachtel – mit einem kleinen hölzernen Vogelkäfig drauf. In dem Käfig befanden sich drei winzige bunt angemalte Vögelchen, und wenn man die Kurbel an der Seite des Kästchens bediente, drehte sich der Käfig zur Melodie von Stille Nacht . Ich hatte Stille Nacht schon immer geliebt, die Musik berührte mich jedes Mal ganz tief, aber als ich an jenem Tag mit dem kleinen Kästchen in der Hand dastand und langsam an der Kurbel drehte, war der Klang, der herauskam, so unglaublich schön und ergreifend traurig, dass ich tatsächlich anfing zu weinen.
    »Das ist wunderschön …«, murmelte ich unter Tränen. »Vielen Dank …«
    Es war bestimmt ein bisschen peinlich für William, mit mir auf dem Bürgersteig zu stehen, während ich zu dem Klang der kleinen Spieldose schluchzte, und womöglich nochpeinlicher, als ich meine Arme um seinen Hals schlang und mein verrotztes Gesicht an seine Schulter drückte …
    Aber es schien ihn nicht zu stören.
    Und danach …?
    Na ja, das war es eigentlich so etwa. Wir gingen nicht zusammen nach Hause, wir verbrachten nicht die Nacht miteinander, sondern bedankten uns nur gegenseitig für den wunderschönen Tag, umarmten uns, küssten uns, verabschiedeten uns und gingen unsere getrennten Wege. Und als ich an jenem Abend nach Hause kam – und mich selig erschöpft und zufrieden fühlte –, konnte ich kaum erwarten , William wiederzusehen.
    Und so ging es mehr oder weniger immer weiter.
    William rief jeden zweiten Tag an, wir machten aus, wann wir uns treffen wollten, und dann verbrachten wir den Rest des Tages zusammen. Manchmal hingen wir bloß rum, ohne viel zu unternehmen, manchmal stiegen wir in einen Bus oder Zug und fuhren irgendwohin … es war eigentlich nicht wichtig, wohin. Alles war okay. Einmal waren wir im Epping Forest, ein andermal gingen wir ins Naturkundemuseum … einmal fuhren wir sogar bis nach Southend-on-Sea und verbrachten den Tag am Meer, aßen Zuckerwatte und

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