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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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müsse so reagieren, aber mir war klar, dass sie nicht mit dem Herzen dabei wäre. Fünf Minuten nachdem ich es ihr gesagt hätte, würde sie fragen, ob ich Lust hätte, mit ihr shoppen zu gehen.
    Das heißt, wenn sie nichts dagegen und ich kein Interesse hatte … wieso ging ich dann hin?
    Um ehrlich zu sein, ich wusste es nicht genau. Ich wusste nur, dass ich nicht umdrehte, verschwand und nach Hause ging, sondern weiter durchs Schultor lief und mich in den Gemeinschaftsraum der Oberstufe begab.
    Ich hatte gedacht, mich würde der ganze Klatsch nach den Ferien langweilen – dieses Wo-warst-du und Was-hast-du-im-Urlaub-gemacht –, und in gewisser Weise war es auch so. Ich fand es wirklich ziemlich langweilig. Die Ferienromanzen, die Streitereien mit Eltern, dass man den Freund sitzen gelassen hatte, betrunken gewesen war … alles schien so fad und vorhersehbar. Doch nach einer Weile merkte ich zu meiner Überraschung, wie mir das Ganze immer mehr gefiel. Was ich zuerst nicht verstand. Es war ja nicht auf einmal weniger fad und langweilig geworden – was also gefiel mir plötzlich daran? Allmählich wurde mir klar, dass ich es genau deshalb schön fand, weil es so fad und langweilig war. Es war banal. Es war normal. Es hatte nichts mit der IRA zu tun, nichts mit Plattenverträgen, nichts mit Sex, Drugs & Rock ’n’ Roll …
    Und ich glaube, das hatte ich irgendwie vermisst.
    Doch so glücklich ich war, einfach nur dazustehen und dem Klatsch zuzuhören – wer geht mit wem, wer ist von wem getrennt, wer hat’s mit wem getrieben –, so sehr vermied ich es, selbst Teil des Ganzen zu sein. Ich wollte einfach nicht von meinem Sommer erzählen. Ich wollte nicht über die Band, über Curtis, über William reden … doch es war schwierig, es nicht zu tun. Auch wenn Curtis die Schule bereits vor fast einem Jahr verlassen hatte, war er doch für viele immer noch eine Art Legende, und weil die meisten aus meinem Jahrgang von unserer Beziehung wussten, würde ich natürlich ständig nach ihm gefragt werden. Und genauso war es.
    Wie geht’s Curtis?
    Ist er schon berühmt?
    Spielst du noch in seiner Band?
    Seid ihr noch zusammen?
    Ich hielt meine Antworten so knapp wie möglich.
    Nein, wir haben uns getrennt …
    Kein bestimmter Grund … es lief einfach nicht.
    Ja, ich spiel noch in der Band.
    Es war nicht allzu schwer, das Thema Band zu vermeiden, weil die meisten Jugendlichen an der Schule ziemlich brav und angepasst waren und entweder einfach keine Ahnung von Punk hatten oder nichts davon wissen wollten. Sie schwärmten noch für David Bowie, für Roxy Music, Led Zeppelin oder Status Quo … was mir nichts ausmachte. Aber es gab doch ein paar Mädchen in meinem Jahrgang, die irgendwie punkig waren, und die waren natürlich zu einigen unserer Auftritte gekommen, deshalb hatten sie viele Fragen zu Naked … aber das war okay. Ich erzählte ihnen trotzdem nicht viel, nur dass es gut lief, sehr gut sogar, alles sei bestens …
    Von dem Plattenvertrag erzählte ich ihnen allerdings nichts.
    Ich weiß gar nicht genau, wieso … ich meine, es war ja nichts, was man geheim halten musste. Ich hatte nur keinen Bock, drüber zu reden.
    Komischerweise war ich ausgerechnet mit einem dieser Punkmädels zusammen, als ich an jenem Nachmittag die Schule verließ. Sie hieß Mo. Ich war ihr zufällig begegnet, als ich aus dem Hauptgebäude ging, und sie hatte mich angesprochen, deshalb liefen wir zusammen über den Schulhof in Richtung Tor. Und es war Mo, die als Erste William entdeckte.
    »Hey«, sagte sie, »das ist doch der Typ aus deiner Band, nicht?«
    »Wo?«
    »Da drüben am Tor.«
    Zuerst dachte ich, sie meinte Curtis, und einen Moment lang spürte ich ein panisches Flattern, doch als ich zum Tor sah und William erkannte, verschwand die Panik schnell wieder. Er lehnte lässig an der Mauer und rauchte, und als er merkte, dass ich ihn ansah, lächelte er und hob die Hand. Ich winkte zurück.
    »Das ist doch der, den sie Billy the Kid nennen, oder?«, fragte Mo, während wir auf ihn zugingen.
    »Ja.«
    Sie grinste mich an. »Der ist echt cool.«
    »Find ich auch.«
    »Und süß.«
    Ich sah sie an. »Du findest ihn süß ?«
    »Wer nicht?«
    Ich lächelte und schaute wieder hinüber zu William.
    Mo fragte: »Bist du mit Billy …?«
    »Was?«
    »Du weißt schon …«
    Ich grinste sie an. »Warum fragst du?«
    »Na ja«, sagte sie, warf einen Blick zu William und senkte die Stimme. »Ich meine, wenn nicht … und er auch nicht mit

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