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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Sommer war inzwischen endgültig vorbei und die ersten Anzeichen von Herbst machten sich bemerkbar. Die Blätter an den Bäumen färbten sich langsam gelb, die ersten waren schon gefallen. Die Sonne stand fahl und hoch am Himmel, doch die Luft besaß nur noch wenig Wärme, und das bisschen, das noch zu spüren war, schien sich beim kleinsten Windstoß sofort zu verflüchtigen. Aber das störte mich nicht. Ich mochte dieses Gefühl von Herbst in der Luft. Es war erfrischend… dämmrig … irgendwie hoffnungsvoll, als stünde etwas bevor. Es war ein gutes Gefühl.
    William wartete schon am Friedhofstor, als ich ankam, und sah so gut aus wie immer. Er trug einen Mantel, den ich noch nie gesehen hatte. Der Mantel wirkte relativ teuer, sah nach guter Qualität aus, und ich überlegte, ob er sich von dem Geld aus dem Plattenvertrag etwas gegönnt hatte.
    Wahrscheinlich nicht, nahm ich an.
    Wahrscheinlich war der Mantel eher geklaut.
    »Hi«, sagte er und kam auf mich zu. »Alles okay?«
    Ich nickte. »Schöner Mantel.«
    »Findest du?«
    »Ja … siehst aus wie ein echter Rockstar.«
    Er lachte.
    Ich küsste ihn.
    Und wir betraten den Friedhof.
    »Tja«, sagte William. »Dann treten wir jetzt also in Top of the Pops auf.«
    »Hm.«
    »Aufgeregt?«
    »Ja, schon …«
    Er sah mich an. »Aber?«
    »Keine Ahnung … ist toll und so, klar … aber es gibt ein paar Dinge, die mir trotzdem Probleme machen.«
    »Zum Beispiel?«
    Wir saßen auf einer Holzbank an dem Weg, an dem wir auch beim letzten Mal gesessen hatten. Weiter rechts, halb versteckt hinter ein paar hohen Bäumen, sah ich den Turm der verfallenen Kapelle. Als ich hinüberschaute und mich an die Nacht mit William erinnerte, flatterte eine Taube vomDachvorsprung der Kapelle auf, flog einen Bogen um den Turm und kehrte wieder dorthin zurück, wo sie gestartet war.
    Ich sah William an. »Guckst du eigentlich Top of the Pops ?«
    »Doch, ja, hab’s ein paarmal geschaut … ich meine, nicht ständig oder so.«
    »Wusstest du, dass es Regeln gibt, wer dort auftreten darf?«
    »Was denn für Regeln?«
    »Na ja, erstens musst du eine Single in den Top 20 haben. Und die Single muss in den Charts hochgehen, nicht runter …« Ich sah ihn an. »Verstehst du, was ich meine?«
    Er nickte. »Unsere Single ist nicht in den Top 20.«
    »Genau. Vor Freitag ist sie noch nicht mal auf dem Markt …« Ich runzelte die Stirn. »Wieso schmunzelst du?«
    Er lachte leise vor sich hin. »Ich hab mitgekriegt, wie Curtis gestern Nacht Jake darauf angesprochen hat … er konnte das auch nicht verstehen. Curtis hat vor allem nicht kapiert, wieso sie überhaupt eine Band wie Naked in der Show haben wollen.«
    »Ja, genau«, sagte ich. »Das hab ich mich auch gefragt. Ich meine, wir sind doch keine Popband, oder? Wir gehören überhaupt nicht in Top of the Pops .«
    William lächelte wieder. »Tja, anscheinend kennt Jake dieses Mädchen, das mal mit dem Typen gegangen ist, der bei Top of the Pops für das Anheuern der Bands zuständig war, und sie hat Jake gesagt, dass diese Woche eigentlich eine amerikanische Band kommen sollte, dass die aber Schwierigkeiten mit ihren Visa oder so hätten … ich glaube, es hatte irgendwas mit einer Verurteilung wegen Drogen zutun. Jedenfalls konnten sie nicht kommen und Jake hat das mitgekriegt und dann … na ja, er hat keine Einzelheiten genannt, aber wenn ich es richtig verstanden habe, hat ihm das Mädchen gesagt, dass sie was von dem Top of the Pops -Typen wüsste, was Privates, und er würde alles tun, damit sie die Klappe hält – deshalb könnte sie für entsprechendes Geld so ungefähr jeden in die Show bringen.«
    »Indem sie ihren Exfreund erpresst ?«
    »Im Grunde genommen ja.«
    »Das heißt, Jake hat sie bezahlt?«
    William nickte. »Glaub schon.«
    »Mit welcher Summe?«
    »Keine Ahnung.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Na ja, zumindest erklärt das die Sache …«
    »Yep.«
    Ich sah William an. »Ist trotzdem irgendwie schäbig , findest du nicht?«
    »Schäbig?«
    »Schmutzig, anrüchig … du weißt schon.«
    Er nickte. »Na ja … klar. Aber ist bloß Geschäft, verstehst du, so wie jedes andere Geschäft. Geschäfte machen ist immer schmutzig.«
    »Dann stört es dich also nicht?«
    »Nein. Dich? «
    »Ehrlich gesagt, ich weiß nicht so recht …« Ich zuckte die Schultern. »Und ich fürchte, es ändert sowieso nichts. Ich meine, selbst wenn es mich stören würde, könnte ich wohl kaum was dagegen tun, oder?«
    Er grinste mich an. »Du

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