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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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inzwischen?«, fragte ich. »Dein Vater … ich meine, ist er immer noch –?«
    »Er ist tot.«
    Joseph Bonney begegnete Nancy Dougan im November 1974. Sie war in Belfast geboren und aufgewachsen und arbeitete am Royal Victoria Hospital. Als Joseph eines Nachts mit akuter Blinddarmentzündung in die Notaufnahme gebracht wurde, war Nancy das erste Gesicht, das er sah, als er aus der Narkose erwachte.
    Für Joseph war es Liebe auf den ersten Blick.
    Aber Nancy hatte andere Vorstellungen.
    Sie kam auch aus dem Falls-Road-Bezirk, sie hatte dort ihr ganzes Leben verbracht, deshalb kannte sie sich aus … das heißt, sie wusste auch alles über Joseph Bonney. Sie wusste, was er war und was er tat, und es gefiel ihr ganz und gar nicht. In ihrem Job sah sie täglich die blutigen Folgen der paramilitärischen Aktionen. Sie sah die abgerissenen Gliedmaßen, die zerfetzten Kniescheiben, die verbrannten Gesichter … sie sah das alles. Und sie wollte nichts mit einem Mann zu tun haben, der solchen Schmerz und solches Leid verursachte.
    Also kümmerte sie sich um Joseph, pflegte ihn, sie war sogar verhältnismäßig freundlich zu ihm, denn das war ihr Job. Aber mehr war da nicht. Sie reagierte nicht auf sein vorsichtiges Lächeln, seine kleinen Scherze, seine liebenswürdige Art. Sie ließ sich durch sein stilles Wesen, seine Freundlichkeit und Nachdenklichkeit nicht bezaubern. Sie ließ auch nicht zu, dass seine erdrückende Traurigkeit ihren Blickvernebelte auf das, was er war … zumindest am Anfang nicht. Doch nach und nach, während er sich von der Operation – und einer Entzündung, die zu Komplikationen im Heilungsprozess führte – erholte, spürte Nancy, wie sie sich immer stärker zu ihm hingezogen fühlte. Sie wollte nicht, dass er ihr gefiel, und sie versuchte, sich dagegen zu wehren, aber es ging nicht. Und bis Joseph wieder vollends gesund war und seine Entlassung anstand, hatten Nancy und er unzählige Stunden miteinander geredet, oft spät in der Nacht, und sie wussten beide tief im Herzen, dass sie trotz all der scheinbar unüberwindlichen Schwierigkeiten füreinander bestimmt waren.
    So simpel war das.
    Sie gehörten einfach zusammen.
    Und als Joseph schließlich entlassen wurde, gingen sie daran, es möglich zu machen.
    Die erste Hürde war Josephs Mitgliedschaft in der IRA.
    »Ich kann nicht mit dir zusammen sein, wenn du bei denen bleibst, Joe«, erklärte ihm Nancy unumwunden. »Ich kann nicht mit einem Menschen zusammen sein, der willentlich andere verletzt und verstümmelt … ich kann nicht mit einem Mörder leben. Das geht einfach nicht. Und egal, welche Gründe es gibt, egal, welche Rechtfertigung du zu haben glaubst, ob richtig oder falsch … für oder gegen wen und was du kämpfst, es macht keinen Unterschied. Ich würde genauso empfinden, wenn du bei den protestantischen Milizen wärst … sie sind im Grunde alle gleich. Sie alle versuchen, Probleme mit Gewalt zu lösen. Und ich sage nicht, dass das grundsätzlich falsch ist, denn ich glaube, das kann man von nichts sagen, aber für mich ist es nicht richtig. Ich meine, ich weiß, dass Gewalt nie aufhören wird, und esgibt nichts, was daran etwas ändern kann, aber ich persönlich habe eine Wahl. Ich kann entscheiden, was in meinem Leben richtig und falsch ist. Verstehst du, was ich sage?«
    Joseph nickte.
    Nancy sah ihn an. »Ich kann dich nicht in meinem Leben haben, wenn du das tust, was du tust. Das ist ganz einfach. Du kannst entweder mich haben … oder du bleibst, wie du bist. Es ist deine Entscheidung.«
    Joseph antwortete nicht, sondern lächelte nur – ein Lächeln aus tiefstem Herzen –, dann nahm er sie in die Arme und küsste sie.
    Das nächste Hindernis, das es zu überwinden galt, war das ungeschriebene Gesetz der IRA, nach dem galt: »Einmal dabei, immer dabei« – was bedeutete, wenn du Mitglied der IRA wurdest, kamst du nie wieder raus. Egal wie viel du für die Sache erreicht oder geopfert hattest, ein Rückzug stand nicht zur Debatte. Deshalb wusste Joseph, dass er nicht einfach ein Treffen mit seinem Brigadekommandanten vereinbaren und ihm erklären konnte, er wolle aussteigen, denn nicht nur würde sein Anliegen abgelehnt werden, sondern er würde von da an auch als potenzielles Sicherheitsrisiko gelten. Und Joseph wusste genau, wie die IRA mit solchen Risiken umging.
    Also bestand seiner Ansicht nach nur die Möglichkeit, über seinen Gesundheitszustand zu lügen. Und genau das tat er. Er behauptete, die kürzliche

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