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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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waren, um uns zu helfen … was letztlich alles nur noch schlimmer machte …« William seufzte. »Jedenfalls hatten wir am Ende unserer Straße eine Barrikade errichtet, die auch zu funktionieren schien, und obwohl jede Menge Leute von der Royal Ulster Constabulary da waren, mischten die sich nicht wirklich ein. Die Polizisten hingen nur so im Hintergrundrum – nah genug, um die Situation im Auge zu behalten, aber nicht so nah, um einen von den Molotowcocktails abzukriegen. Eine Weile schien es also, als ob nicht viel passieren und das Ganze mal wieder in der üblichen Pattsituation enden würde. Doch irgendwann gegen Mitternacht tauchten ein paar Typen von der Protestantenmiliz in einem JBC auf – du weißt schon, so einem von diesen großen Straßenbaufahrzeugen mit Frontschaufel – und fuhren mit dem Teil voll durch die Barrikade, und danach brach die Hölle los.«
    William saß jetzt ganz still da. Seine Augen waren blind auf die Steinmauer des Durchgangs gerichtet und sein Gesicht war bleich und leer. Als er weiterredete, war seine Stimme die des fassungslosen Zehnjährigen, der er in jener Nacht gewesen war.
    »Sie drangen einfach ein … rammten nur die Tür nieder, stürmten in unser Haus und fingen an, alles zu zerstören. Ich war mit Joe oben in meinem Zimmer … wir hörten es alles geschehen – die stampfenden Stiefel, das Brüllen und Krachen, meinen Dad, der sie anschrie aufzuhören … und Joes Weinen. Ich versuche ihn zu beruhigen, aber dann hören wir Mums schluchzende Stimme unten – »Lasst ihn in Ruhe!« – und auf einmal rennt Joe aus dem Zimmer, ruft nach unserer Mum und ich lauf hinter ihm her und brülle, er soll zurückkommen, aber da ist er schon die Treppe runter … und als ich hinter ihm herrase, sehe ich all diese Männer in unserem Haus – große Männer mit Mützen und schwarzen Mänteln – und ein paar von denen haben Hämmer und Knüppel dabei, Holzknüppel, Äxte, und sie schlagen alles kurz und klein – Möbel, Fenster, Lampen …«
    William schwieg einen Moment und schluckte schwer, dann sprach er weiter. »Sie standen im Wohnzimmer, diebeiden Männer von der RUC. Sie hatten schwere Mäntel an, aber ich konnte die Polizeiuniform darunter sehen. Einer von ihnen hatte so einen Axtstiel, der andere eine Pistole. Als ich ins Zimmer kam, war Joe schon zu Mum gelaufen und sie drückte ihn ganz fest an sich. Beide haben geweint wie verrückt, als sie mitbekamen, wie der Polizist mit der Pistole auf Dad einschlug. Dad wurde von zwei Loyalisten im Rücken festgehalten und der RUC-Typ brüllte ihm Fragen ins Gesicht – » WO SIND SIE ? LOS , SAG SCHON , DU IRISCHES ARSCHLOCH ! VERDAMMTE SCHEISSE , WO SIND SIE ?« Dads Gesicht war total kaputt, Blut rann ihm aus der Nase, und als der Cop wieder anfing, auf ihn einzubrüllen, schniefte Dad schwer, zog den Kopf zurück und spuckte dem Kerl Blut ins Gesicht. Da drehte der Cop durch, rammte seine Pistole immer wieder in Dads Kopf – und das war der Moment, als Mum auf ihn losging. Sie stieß einen stechenden Schrei aus, schnappte sich einen schweren Kerzenständer vom Kaminsims, stürzte damit auf den Cop zu, der Dad schlug, und schwang den Kerzenständer gegen seinen Schädel … doch der andere Cop, der mit dem Axtstiel, der wartete nur auf sie. Zuerst hat er sie bloß aus dem Weg gestoßen, sie einfach nur gepackt und nach hinten gegen die Wand geworfen, doch das hielt sie nicht auf. Ich meine, sie war stark, meine Mum … sie war eine Kämpferin. Sie stand … sie stand einen Moment lang bloß da, schüttelte sich die Benommenheit aus dem Kopf und dann ging sie wieder auf die beiden los, schrie wie am Spieß und schwang den Kerzenständer über dem Kopf … und plötzlich … dieser Cop … das Arschloch, das sie weggestoßen hatte …« William schluckte wieder und wischte sich eine Träne aus dem Auge. »Er hat auf sie eingedroschen, einfach so. Dieses widerliche Arschloch … hat den Axtstiel geschwungen wie einen Baseballschläger und ihn in ihren Kopf gerammt … und ich hab es gehört … verdammte Scheiße, ich hörte es, … dieses schreckliche knackende Geräusch … und Mum … sie … sie stürzte zu Boden, verstehst du? Wie ein Sack … sie stürzte zu Boden, der Schädel ganz aufgeplatzt … und es war einfach nichts mehr da. Kein Leben … einfach so …«
    William schwieg danach eine Weile, saß nur stumm da, atmete, dachte nach … versunken in seine Erinnerungen. Und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich

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