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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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kam nie zurück. Zuerst dachte ich … keine Ahnung. Vielleicht glaubte ich, er wär noch auf einen Drink in den Pub gegangen, aber als er um sieben immer noch nicht zurück war, rief ich Nancy an, um zu fragen, ob sie wisse, wo er war, doch sie hatte ihn den ganzen Tag nicht gesehen. Als ich ihr erzählte, dass er seit Stunden weg war, begriff sie sofort, dass etwas nicht stimmte. Sie kam zu uns rüber und wir telefonierten die nächsten paar Stunden herum und versuchten herauszufinden, ob ihn jemand gesehen hatte. Dann, gegen zehn Uhr, tauchte die Polizei bei uns auf. Da wussten wir alle Bescheid … in dem Moment, als wir sie sahen, wussten wir, was passiert war.« William schüttelte den Kopf. »Sie sagten, wir sollten nach oben gehen«, fuhr er fort und seine Stimme klang jetzt belegt vor lauter Verbitterung. »Die Polizei … sie wollten nicht, dassJoe und ich dabei waren, als sie Nancy die Nachricht überbrachten, deshalb schickten sie uns nach oben, wo wir im Schlafzimmer warten sollten. Aber das taten wir nicht. Wir gingen nach oben, schlichen uns dann wieder runter und horchten hinter der Tür. Die Polizei wusste anhand der Art, wie die Leichen gefunden wurden, dass es eine IRA-Hinrichtung gewesen war. Und nachdem sie Nancy gesagt hatten, was passiert war, fingen sie sofort an, jede Menge Fragen über Dad zu stellen … sie warteten nicht mal, bis sie aufhörte zu weinen, diese Arschlöcher. Und da drehte ich durch. Ich jagte ins Zimmer, brüllte sie an und sagte, sie sollten verschwinden und uns in Ruhe lassen … und dann kam Joe reingerannt und fiel auch über sie her …« William lächelte traurig. »Er hat dem einen sogar ins Bein gebissen … ist einfach auf den Scheißkerl los und hat ihn gebissen . Danach sind sie nicht mehr lange geblieben.«
    Er schwieg einen Moment, nahm einen Schluck aus der Weinflasche, dann seufzte er wieder tief und erzählte weiter.
    »Auch wir sind nicht mehr lange geblieben. Sobald die Polizei weg war, setzte sich Nancy mit Joe und mir hin und wir heulten uns erst eine Weile aus, aber dann, als die Tränen langsam zu trocknen begannen, tat Nancy, was sie tun musste.«
    Obwohl Joseph nicht wusste, dass Franky Hughes ihm etwas anhängen wollte, war er sich doch im Klaren gewesen, dass die IRA irgendwann nicht nur die Sache mit seiner Gesundheit rausfinden würde, sondern auch seine Beziehung zu einer protestantischen Frau, und auch wenn das allein wohl nicht reichen würde, um sein Leben zu gefährden, war er sich doch des Risikos stets bewusst.
    »Und wenn sie irgendwann den Verdacht haben, dass ich sie betrüge«, hatte er Nancy erklärt, »werden sie garantiert unterstellen, dass du etwas damit zu tun hast. Und du weißt, was das heißt.«
    Nancy nickte. Sie wusste genau, was das hieß.
    »Vielleicht wird es ja nie so weit kommen«, fuhr Joseph fort, »aber für den Fall, dass mir irgendwas zustößt, musst du mir ein Versprechen geben.«
    Nancy nickte bloß wieder.
    »Du musst mir versprechen, Belfast so schnell wie möglich zu verlassen, ja? Halt dich nicht mit Packen oder Verabschieden auf, warte nicht ab, sondern verlass nur so schnell wie möglich das Land. Okay?«
    »Aber –«
    »Kein Aber, tu’s einfach. Versprichst du mir das?«
    »Ja … ja, ich versprech’s.«
    »Und ich will, dass du William und Joe mitnimmst.«
    »Warum?«, fragte Nancy. »Die IRA wird doch ihnen nichts antun.«
    »Darum geht es nicht.«
    »Worum dann?«
    »Um William«, sagte er. »Wenn sie mich töten und er bleibt hier, kann es gut sein, dass er denen was antut. Und wenn er das macht, endet er mit einer Kugel im Hinterkopf. Und dann wächst Little Joe in dem Wissen auf, dass sein Vater und sein Bruder von der IRA umgebracht wurden … verstehst du, was ich meine? Ich will nicht, dass meine Söhne so enden wie ich.«
    »Das werden sie nicht«, sagte Nancy.
    »Versprichst du es mir? Dass du sie mitnimmst?«
    Sie nickte. »Ich hab eine Freundin, die in –«
    »Erzähl’s mir nicht«, unterbrach sie Joseph. »Erzähl’s niemandem. Wenn es je so weit kommt und du gehen musst, dann geh einfach.«
    »Okay …« Sie lächelte. »Aber so weit wird es nicht kommen … oder, Joe?«
    »Nein«, versicherte er ihr. »Alles wird gut.« Er erwiderte ihr Lächeln. »Ehrlich, es würde mich nicht wundern, wenn wir zwei ewig leben.«
    Am Morgen, nachdem Williams Vater getötet worden war, nahmen Nancy und die beiden Jungs die erste Fähre nach Liverpool, die sie erreichen konnten. Von Liverpool aus

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