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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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Stich gelassen worden zu sein, der er rückhaltlos vertraut hatte.
     
    Von den anderen Geiseln hatte er nicht erwartet, daß sie etwas tun würden. Von ihnen war keine Hilfe zu erwarten gewesen. Aber Julie. Julie war sein Freundin gewesen, seine…
     
    …Mutter…
     
    …allerbeste Freundin, und sie hatte ihn im Stich gelassen.
     
    Keiner würde Dir helfen, wenn ich Dich töte.
     
    Josh spürte, wie sich Gänsehaut auf seinen Oberarmen bildete. Es war ein Gefühl, das er mit klinischer Gelassenheit analysierte. Draußen war es noch fast 22 Grad. Die Hitze würde sich im Lauf der Nacht auch nicht mehr weiter abkühlen, und er hatte hier das Gefühl, als wäre er in der Arktis gelandet.
     
    Manchmal wehte ein leichter Hauch warmer Luft zu ihm herüber, durchdrang den Schild aus Kälte und ließ die Gänsehaut für einen Moment verschwinden, nur damit sie wenig später zu ihm zurückkam, ihn einhüllte wie der flüchtige Kuß eines Fremden in der Nacht.
     
    Nicht einmal deine Freundin Julie.
     
    „Nein“, flüsterte Josh sich selbst zu, „nicht einmal meine Freundin Julie.“
     
    Er weinte nicht. Er konnte es nicht.
     
    Statt dessen schaute er auf die anderen Geiseln, die sich um Turow und – viel wichtiger – um die geöffneten Pappschachteln Pizza und die mit Fett bespritzten Tüten des China-Restaurants verteilt hatten, in einem krummen Halbkreis, als ob sie alle zusammen das Essen anbeten wollten, eine Art heidnischer Götze, der sich wie das Abbild einer kleineren Gottheit auf dem dreckigen Boden befand.
     
    Josh starrte darauf. Die Szene sah aus wie eine von der Wirklichkeit bis in die Absurdität verzerrte Fassung von Da Vincis Das letze Abendmahl.
     
     
     
    03:23
     
    Denise Kovacs telefonierte.
     
    Der Hörer hatte einen Teil ihrer Körperwärme angenommen und fühlte sich von ihrem Schweiß feucht an, als sie ihn abhob und wieder das Archiv des Planungsamtes anrief. Es klingelte zweimal, dreimal, viermal, fünfmal, dann legte sie mit einem leisen Fluch auf.
     
    „Wo sind die ganzen Idioten?“ meinte sie laut, wischte den Telefonhörer in einem Anfall von hilfloser Wut von der Platte ihres Schreibtisches und kickte gegen eine der Schubladen, die mit einem metallischen Kreischen auf den Rollen zurückglitt und pochend einrastete. Das Telefon stürzte zu Boden, klingelte einmal kurz auf, wie ein abgebrochener, empörter Schrei, dann hörte Denise das leise Tuten des Freizeichens - das einzige Geräusch neben ihrem eigenen Atmen in dem Raum. Sie konnte nicht mehr warten.
     
    Die Geiseln konnten nicht mehr…
     
    Denise holte Luft, ging zum Kleidungsständer und schnallte sich ihren Schulterhalfter um, dann eine dicke Lederjacke, die ausgebeult genug wirkte, um ihren schmalen Körper und ein ganz Arsenal von Faustfeuerwaffen zu verstecken.
     
    Denise überprüfte das Magazin ihrer 9mm, als Jonessy ins Büro kam. Er hatte eine Hand auf den Waffengürtel gelegt, den Revolver aber noch nicht gezogen, während er mit einem raschen Blick den ganzen Büroraum durchsuchte.
     
    „Alles in Ordnung, Mama?“
     
    „Ist schon okay, Jonessy“, war ihre Antwort.
     
    Der junge Mann entspannte sich ein wenig, aber sein Blick blieb weiterhin wachsam.
     
    „Sie haben…telefoniert?“
     
    Denise zog eine Grimasse.
     
    „Könnte man so sagen“, war ihre Antwort. „Halten Sie die Stellung, Jonessy. Ich bin im Planungsamt.“ Ihre Hand glitt instinktiv zu der leichten Beule unter der rechten Schulter, dort, wo sich ihr Schulterhalfter befand.  „Ich werde die Ärsche einiger Bürokraten ein wenig auf Trab bringen.“
     
    Der junge Mann nickte.
     
    „Soll ich  mitkommen?“
     
    „Nein“, schüttelte Denise den Kopf. „Sie haben die Verantwortung hier, Jonessy. Wenn’s nicht der Commissioner oder der Bürgermeister selbst sind, lassen Sie sich nicht ans Bein pinkeln, nur weil Sie ein junger Hüpfer sind, okay? Wenn jemand Mist baut, dann stutzen Sie ihn auf die richtige Größe zurück.“
     
     „Jawohl, Ma’am.“
     
     
     
    03:25
     
    Das Telefon klingelte sofort, als Jonessy den Hörer wieder auf die Gabel aufgelegt hatte. Er erschrak sich und hätte den ganzen Apparat beinahe wieder zu Boden fallen lassen.
     
    „Officer Jones am Apparat“, meldete er sich am Telefon.
     
     „Kovacs“, meinte der Mann am anderen Ende der Leitung. „Ich muß mit Denise sprechen.“
     
    „Ihre Frau hat das Büro verlassen, Lieutnant.“
     
    „Wo ist sie hin?“
     
    „Planungsamt,

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