Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Live

Live

Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
Vom Netzwerk:
Kaffee macht, dann erwartet man einfach nicht, daß irgendwo in der Nachbarschaft die anderen guten Amerikaner umgebracht werden. Live. Das ist das Problem. Live. Wissen Sie, was ich am 11. September gelernt habe? Und bei Katrina? Die Leute wollen, daß es vorbei ist, wenn sie die Nachrichten einschalten. Sie wollen, daß es eine Lösung gegeben hat. Dann können Sie damit umgehen. Kaffee, Katastrophe, zwei Löffel Zucker, ein bißchen Milch und ein Sandwich. Dann können sie zur Arbeit gehen, ins Büro und sage, was auch immer für ein Mist passiert ist, es ist aufgeräumt worden.“
     
    „Ich verstehe, Sir.“
     
    Breitbaum lachte.
     
    „Nein, tun sie nicht, Kleines. Aber Toby wird’s verstehen.“
     
    Draußen, im Nachthimmel, hörte das laute Geräusch eines Hubschraubers im Landeanflug. Toby Rehle. Gut. Sehr gut. Sie hatten ein kleines Zeitfenster. Und es wurde kleiner mit jeder Minute.
     
    Zeit, an die Arbeit zu gehen.
     
     
     
    03:40
     
    In dem Gebäude gab es gerade einmal die Notbeleuchtung, alle vier oder fünf Meter eine schwache Neonröhre, die mit flackerndem Licht kleine Inseln aus Helligkeit auf den Boden projizierten, gerade einmal auffällig genug, daß die Dunkelheit in dem Gang stärker zum Vorschein kam.
     
    An den Wänden waren Stapel von Bauplänen, alten Zeitungen, Architekturmodellen aufgestapelt und bildeten kleine Türme aus Papier, Keramik und kleineren Stücken aus Metall.
     
    Es war kalt hier unten, und Denise Kovacs fröstelte. Jemand hatte die Klimaanlage eingeschaltet, und zwar in etwa auf zehn oder zwölf Grad über Null. Der Schweiß schien sich in dem Moment in Eis verwandelt zu haben, als sie das altertümliche Haus des New Yorker Planungsamtarchivs betrat, nachdem sie sich am Nachtwächter mit ihrem Polizeiausweis Einlaß verschafft hatte.
     
    Es war schon oben in der Eingangshalle und in dem Aufzug unangenehm kalt gewesen, aber hier unten wirkte die eisige Luft wie kleine Nadelstiche.
     
    „Hallo?“ rief sie in die Einsamkeit. „Jemand da?“
     
    Der Nachtwächter hatte gesagt, daß einer der Archivare seit über einer Stunde in dem Gebäude ist, also mußte er auch irgendwo sein. Vielleicht hatte er sie nicht gehört.
     
    D da meldete sich eine Stimme am Ende des Korridor.
     
    „Hier drüben“, meinte die Stimme, „dritte Tür von links.“
     
    Die Stimme wurde durch Husten unterbrochen.
     
    „Lassen Sie sich nicht durch die Unordnung stören. Sieht hier unten aus wie in Pearl Harbour nach dem Angriff der Japse, ich weiß, aber die Stadt gibt mir nicht genügend Geld, um das Chaos auf Vordermann zu bringen.“
     
    Denise machte die paar Schritte zu der angegebenen Tür und öffnete sie.  Der Raum sah schlimmer aus als der Flur.
     
    Irgendwo hier mußten einmal ein Schreibtisch, natürlich auch ein oder zwei Stühle und eine Regalwand  gewesen sein, aber jedes Möbelstück, das sich einmal in diesem Zimmer befunden hatte, war durch eine Lawine aus Dokumenten, Papieren und Konstruktionsplänen begraben worden, die sich wie ein riesiger Berg angehäuft hatten und durch nicht mehr als den guten Willen des Mannes, der hier arbeitete, beisammen gehalten wurden.
     
    Hinter einem der Papierhügel bewegte sich etwas, raschelte jemand, dann hob sich ein Schopf weißer Haare nach oben, gefolgt von einem Gesicht, das sich in sorgenvolle Falten gelegt hatte, während dunkle Augen hinter dünnem Brillenglas ruhelos über verschiedene Akten huschten.
     
    Der Kopf ruckte herum. Der Mann verzog den Mund zu einer Karikatur eines Lächelns, dann folgten die Augen irgendwelchen Bauplänen, die er aus dem chaotischen Wust des Stapels herauszog, sie kurz überflog und dann wieder wegwarf, ohne sich darum zu kümmern, wo sie landen würden.
     
    „Guten Morgen, junge Lady“, meinte er mit seiner rauhen, irgendwie angenehm klingenden Stimme.
     
    „Hätten den ganzen Mist schon vor Jahren digitalisieren sollen“, sagte diese Stimme. „Hätte man tun sollen, dann wären wir heute nicht hier, Sie und ich.“
     
    Der alte Mann zog ein reich verziertes, gesticktes Taschentuch aus seiner Hosentasche aus schneuzte sich die Nase.
     
    „Aber dazu hätt‘s Geld gebraucht. Geld, das die Stadt nicht ausgeben wollte, nicht für so etwas wie Blaupausen.“
     
    Er nickte sich selbst zu.
     
    „Is ‘ne böse Sache. Hab‘s im Fernsehen gesehn. Böse Sache. Gibt‘s Neues von dem Kerl in dem Haus?“
     
    „Nein“, meinte Denise.
     
    „Hrmmph“, war die Antwort ihres

Weitere Kostenlose Bücher