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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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die Daunendecke über den kleine, fragilen Körper des Babys legte, nachdem er einen Kuß auf die Stirn gehaucht hatte und die dünnen, durchscheinend wirkenden Haare beiseite schob.
     
    „Wenn du aufgibst“, wiederholte er und wunderte sich, ob seine Stimme wirklich so schwach und leise klang, „dann kannst du am besten gleich eine Kugel in den Kopf jagen. Oder du gehst zu dem Irren und fragst ihn, ob er es nicht doch noch für dich machen kann.“
     
    „Ich will nicht sterben.“
     
    „Gut. Damit können wir doch arbeiten, oder?“
     
    Josh Dannermans Ausdruck war stocksteif.
     
    „Hast du je eine Waffe benutzt, Josh?“
     
    „Ein Messer“, war die Antwort. „Ein Küchenmesser. Ich habe es einmal gegen meinen Vater benutzt, als er meine Mom geschlagen hat. Da war ich sieben. Ich habe ihn ziemlich bös geschnitten. Er hat die Narbe heute noch.“
     
    „Eine Pistole?“
     
    „Nein, Sir.“
     
    „Meinst du, du kannst damit umgehen? Mit einer Pistole oder einem Revolver?“ fragte Charlie. Vier Überlebende. Julie Winters. Gwen Nelson. Josh Dannerman. Und er. Der Junge war die beste Chance, die sie hatten. Möglicherweise die einzige Chance, die sie hatten.
     
    „Ich weiß es nicht, Sir. Ich habe es natürlich mal im Fernsehen gesehen. Und mein Dad hat eine Winchester, mit der ich als kleines Kind mal gespielt habe. Aber das war nur eine .22 und die war eigentlich nicht mehr als ein Spielzeug. Aber ich hab‘s öfter im Fernsehen gesehen.“
     
    „Gut.“
     
    Gut. Ein Revolver war einfach.
     
    Eine Automatik schon schwieriger. Da gab‘s Hebel und Sicherungsschalter und man mußte das Ding durchladen. Charlie hatte schon Leute gesehen, die sich versehentlich den halben Daumen durchschnitten hatten, nur weil sie zu dumm gewesen waren, den Abzugschlitten einer automatischen  Pistole nach hinten zu ziehen.
     
    Andere hatten sich den halben Fuß weggeblasen, weil sie gedacht hatten, die Pistole war noch gesichert. Und wiederum andere – meistens Kinder – erschossen beim Spielen auch schon mal ihre besten Freunde.
     
    Aber ein Revolver war einfach. Keine großen Sachen, die beachtet werden mußten. Wenn er geladen war, dann hielt man einfach in die entsprechende Richtung und drückte ab. Ein Kind konnte es tun.
     
    Ein Kind mußte es tun.
     
    „Paß auf, Josh“, meinte Charlie. „Ein .38 Chief Special der Polizei ist wirklich einfach. Aber er ist nur effektiv auf einer Entfernung von fünf bis zehn Metern. Alles, was drüber hinaus geht, könnte auch in Alaska liegen, okay? Man muß ziemlich nahe an sein Ziel herangehen. Aber das dürfte hier kein Problem sein. Julie, wo steht Turow?“
     
    „Drüben an einem der Regale.“
     
    „Entfernung?“
     
    „Sieben, vielleicht acht Meter“, meinte die Krankenschwester. „Ich war noch nie sehr gut im Schätzen.“
     
    Charlie dachte nach. Ziemlich weit weg. Der Junge mußte vielleicht näher ran, wenn er eine echte Chance haben wollte.
     
    Vielleicht fünf Meter, vielleicht noch näher.
     
    Die beste Chance hat er, wenn er sich neben den Irren stellt, den Revolver direkt unter die Kinnlade drückt und dann den Abzug durchzieht , dachte der junge Cop mißmutig. Egal, das mußte reichen. Improvisieren.
     
    Man konnte beinahe mit allem improvisieren.
     
    „Die MacGyver-Lösung“, flüsterte Charlie.
     
    Die beiden um ihn herum sahen den Polizisten an, als hätte er gerade den letzten Funken Verstand verloren, den er sein eigen nennen durfte.
     
    Man mußte das Beste aus dem machen, was man hatte, dort, wo man sich befand. Hatte das nicht einmal Teddy Roosevelt gesagt?
     
    Natürlich bezweifelte Charlie, daß der gute Präsident der Vereinigten Staaten jemals daran gedacht hatte, mit einem Wahnsinnigen in einem Supermarkt eingesperrt zu sein.
     
    Die MacGyver-Lösung. Gott, wie sehr hatte seine Frau diese Serie geliebt. Ihn immer dazu gezwungen, die Wiederholungen auf den hinteren Kabelkanälen zu sehen.
     
    Und sie hatte immer wieder mit Erstaunen zugeschaut, wenn Richard Dean Anderson aus den unmöglichsten Sachen etwas zusammenbastelte, das ihm ermöglichte, seinen Verfolgern zu entkommen. Es war doch ziemlich einfach. Man mußte nur improvisieren können. Einfach.
     
    „Weiß Du, wo die Waffe meines Partners ist, Josh?“
     
    Der Blick des Jungen ging rüber zu Turow.
     
    Dann beugte er sich zu Charlie herunter, mit einem Funkeln in den Augen, das den Cop unter anderen Umständen ziemlich beunruhigt hätte. Es war ein

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