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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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holte ein halbes Dutzend von Patronen heraus.
     
    Josh fühlte sich plötzlich einfach nur elend.
     
    Sein Finger tat weh, er konnte den Abzug nicht mehr durchdrücken, sondern starrte einfach nur noch Turow an, mit weit geöffnetem Mund, mit Tränen in den Augen, die niemals zu versiegen schienen.
     
    Der Junge ließ den Revolver langsam sinken.
     
    „Tut mir wirklich leid, Josh“, sagte Turow. „Das war wirklich sehr mutig von dir. Wenn du mein Sohn wärst, dann wäre ich jetzt sehr stolz auf dich.“
     
    „Sterben Sie einfach. Fallen Sie tot um.“
     
    „Noch nicht.“
     
    „Halten Sie die Schnauze.“
     
    „Du kannst den Revolver gerne behalten, Josh. Als Andenken an mich. Vielleicht wirst du überleben. Und ich möchte, daß du dich an mich erinnerst. Daran, daß es alles nur eine Frage der Statistik ist. Glück. Unglück. Leben. Tod. Alles eine  Frage der Wahrscheinlichkeiten.“
     
    Josh weinte. „Seien Sie ruhig“, flüsterte er und der .38 entglitt seinen Fingern, während er zu Boden sank, auf die Knie
     

     
    fiel, die Hände vors Gesicht schlug und sich selbst zu wiegen schien, die Arme um seinen Schultern.
     
    „Großer Gott, seien Sie ruhig.“
     
    Dann weinte der Junge nur noch stumm.
     
     Turow steckte die Patronen in seine Hosentasche
     
    „Hallo, hallo“, sagte er leise, „tut mir leid, kann nicht stehen, kann nicht bleiben, ich muß jetzt gehen. Hallo, ich muß jetzt gehen.“
     
    Dann nahm er das Handy und wählte.
     
     
     
    04:49
     
    „Also ist er einfach nur verrückt.“ Das hatte Denise Kovacs in den letzten Minuten mindestens sieben oder achtmal gesagt. Seit sie am Harper’s angekommen war.
     
    „Das wußten wir schon vorher.“ Joseph Kovacs hatte beide Hände in den Hosentaschen und trat unruhig von einem Bein auf das andere. Zwischen Ehemann und Frau stand Susan Miller, aber die Reporterin hatte bisher noch nichts gesagt. Sie war eigentlich nur froh darüber, daß sie immer noch nicht wieder zurück hinter die Absperrung geschickt worden war.
     
    „Keine Forderungen.“
     
    „Bis auf Pizza und das chinesische Essen.“
     
    „Wir können ihm ja eine Rechnung schicken.“
     
    „Gute Idee.“
     
    Schweigen.
     
    „Wir müßten Turow erschießen, wenn wir die Geiseln haben wollen.“
     
    „Toll.“ Joseph Kovacs Stimme troff vor Sarkasmus. „Ich werde ihn einfach bitten, aus dem Laden herauszukommen und sich vor mir als Zielscheibe aufzubauen. Und wenn Turow das macht, dann erschieße ich ihn.“
     
    „Und wenn wir es ein zweites Mal über den Lagerraum versuchen?“ fragte seine Frau ihn. Das war eine rhetorische Frage und jeder, der hier stand, wußte das. „Vielleicht…“
     
    „Wir hatten unsere Chance gehabt“, antwortete Kovacs, „Die hat Sawyer weggeschmissen.“
     
    „Das heißt, wir können nichts anderes tun als warten?“ meinte Susan.
     
    Joseph Kovacs‘ Tanz ging weiter.
     
    Rechter Fuß. Linker Fuß. Rechter Fuß. Linker Fuß.

 
    „Ich bin für jede Anregung dankbar, Susan.“
     
    „Was ist mit den Scharfschützen?“
     
    Er schüttelte den Kopf.
     
    „Turow ist irgendwo in dem Laden, hinter den Regalen versteckt. Der Himmel allein weiß, wo genau er ist. Wir könnten aus Versehen eine der noch lebenden Geiseln erschießen. Das wäre wirklich ein passender Abschluß für diese Nacht, finden Sie nicht auch?“
     
    „Wir müssen doch irgendwas tun können.“
     
    „Beten“, war Kovacs‘ Antwort.
     
    Das Handy klingelte.
     
    Joe hatte es auf dem Sitz seines Wagens liegen lassen, als Denise gekommen war. Und es dort vergessen. Joe hörte das Klingeln zwar, brauchte aber mehrere Sekunden, um zu bemerken, daß das Handy nicht mehr an seinem Gürtel befestigt war. Seine Hand griff ins Leere und die Augenbrauen zogen sich mißmutig zusammen, während der hünenhafte Lieutnant darüber nachdachte, wo er es hingelegt hatte. Beim fünften Klingeln erinnerte er sich, sprintete die paar Meter hinüber zu seinem Wagen und holte den Apparat heraus.
     
    „Kovacs hier.“
     
    „Hallo, Joe. Hier ist Donald. Es ist beinahe Morgen. Der Beginn eines neuen Tages. War eine lange Nacht für uns alle. Vielleicht sollten wir Schluß machen. Ich werde müde.“
     
    „Geben Sie auf?“
     
    „Habe ich nicht gesagt.“
     
    Joe seufzte.
     
    „Was wollen sie, Turow?“ meinte er dann.
     
    „Vielleicht will ich nur die fünfzehn Minuten Ruhm, die mir zustehen. Die jedem Menschen zustehen. Hat zumindest Andy Warhol

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