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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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Traums, wenn Sie mich fragen, Joe.“
     
    „Dann sitzt der ganz normale amerikanische Traum jetzt drüben im Harper‘s und tötet Unschuldige.“
     
    „Ja.“
     
    „Warum?“
     
    „Möglicherweise hat ihm die Wettervorhersage heute morgen nicht gefallen. Oder die Aktien sind heute morgen wieder mal gefallen und er hat seine Altersversorgung verloren.“
     
    „Das ist kein Grund, Susan.“
     
    „Manchmal braucht man keinen Grund, Joe.“
     
    „Es gibt immer einen Grund, Susan.“
     
     
     
    04:47
     
    Lichtblitze vor seinen Augen.
     
    Schwer zu verfolgen. Schwer zu konzentrieren. Stimmen. So viele Stimmen. Wie doppelte und dreifache Tonspuren.
     
    Die Augen öffnen.
     
    Komm schon, ist gar nicht so schwer.
     
    Lichtblitze. Immer nur Lichtblitze. Er spürte seine Beine nicht mehr. Der Gedanke war überragend klar. Vielleicht der erste Gedanke, der nicht das Gefühl hinterließ, vorher durch ein Kartoffelsieb gedrückt worden zu sein, so daß am Ende nicht mehr als ein undefinierbarer Matsch zurückblieb.
     
    Seine Beine waren nicht mehr als nutzlose Klumpen Fleisch. Und sie waren kalt. Kälte, die bis zu seinem Bauch reichte, bis kurz unterhalb des Brustkorbs, wo sie sich in etwas glitschiges, heißes verwandelte. In seiner Kehle war es, als hätte sein Hals gerade eine neue Betondecke bekommen, die um einige Meter zu dick ausgefallen war. Er konnte nicht schlucken. Er war in dem Grau verschwunden gewesen, nicht wahr? War noch etwas eingestürzt? Ein weiterer Wolkenkratzer? War es das gewesen? Erinnerungen. Träume. Halluzinationen. Geister. In dem Grau.
     
    Hustenreiz.
     
    Nicht husten.
     
    Sein Bauch. Irgend etwas war mit seinem Bauch. Daran konnte er sich noch erinnern. Nicht husten. Kaltes floß seine Kehle herunter.
     
    Schlucken.
     
    Nicht auf den Schmerz achten. Schlucken.
     
    Charlie Foster wachte auf.
     
    „Sie halten sich gut“, meinte Julie Winters. Sie hatte ihre Hände hinter seinen Kopf und hielt ihn so hoch, daß sie ihm etwas Wasser einflößen konnte.
     
    Charlie schluckte langsam, aber das meiste der Flüssigkeit lief aus seinen Mundwinkeln wieder heraus, über sein Kinn, als ob er seibern würde.
     
    „Danke“, krächzte Charlie.
     
    Das Schlucken bereitete ihm sichtliche Probleme. Und nach einigen Momenten würgte er so schlimm, daß Julie Angst hatte, er würde seine Eingeweide selbst durch die neuen Windeln herausdrücken, die sie ihm erst vor ein paar Minuten angelegt hatte.
     
    „Das meine ich ehrlich. Sie hätten eigentlich schon tot sein müssen.“
     
    „Haben Sie Vertrauen, Julie.“
     
    „In was?“ Julies Angst war ihr anzuhören. Sie stand nicht nur kurz vor einem Nervenzusammenbruch, sie hatte den ersten schon längst hinter sich gebracht und war gerade bereit, den zweiten und dritten im Zuge der Rationalisierung gleichzeitig zu bekommen. „In die Kavallerie? Falls Sie es noch nicht bemerkt haben, Charlie, aber die Kavallerie hat ziemlich böse Scheiße gebaut. Und die Kavallerie ist tot. Ich kann ein paar ihrer Leute da drüben sehen, Charlie, und sie haben keinen Kopf mehr.“
     
    Er erinnerte sich. Verschwommen zwar, aber…jemand hatte versucht, den Supermarkt zu stürmen.
     
    „Turow…lebt noch“, meinte er dann.
     
    „Ja.“
     
    „Wieviele…wie viele Tote?“
     
    „Ich weiß es nicht.“
     
    „Wer ist noch am Leben?“
     
    Julie wischte ihm mit einem feuchten Lappen die Stirn ab.
     
    „Josh Dannerman“, sagte sie dann. „Gwen Nelson. Sie und Ich.“
     
    „Und Turow…“
     
    „…und Turow.“
     
    Charlie atmete zischend ein. Die Luft umspülte seine Zähne und sie schien kühl zu sein, alles schien kühl zu werden. Er konnte seine Beine immer noch nicht spüren.
     
    „Wie lange habe ich noch?“ fragte er.
     
    Sie wich seinem Blick aus. Das konnte er gut verstehen. Sie hatte Angst, ihm die Wahrheit zu sagen. Hätte er auch gehabt. So ergriff Charlie ihre Hand und drückte sie fest.
     
    „Ich habe nicht übertrieben“, war Julie Winters Antwort. „Sie müßten schon längst tot sein. Ich kenne keinen Fall, bei dem ein Mensch so lange mit einer Bauchwunde überlebt hat.“
     
    „Alles eine Frage des Willens.“
     
    „Vermutlich“, stimmte sie ihm zu, schien aber nicht ganz überzeugt zu sein.
     
    Beide schwiegen einen Moment lang, verlegen, ängstlich. Charlie nahm die Hand von ihrem Arm, weil er das Gefühl hatte, als könnte er nicht einmal mehr diese einfache Bewegung bis zu Ende durchführen. Er

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