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Live

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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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können, das ihn live mit seiner Frau Vanessa Kesel verbinden soll…“
     
    Ein erneuter Schritt rückwärts.
     
    Die Kamera fuhr näher an die Frau heran. Unterhalb ihrer Augen war die Haut zu einem hellen Grau verblaßt, das nicht zu der ansonsten leicht ockerfarbenen Tönung passen mochte. Die Augen erschienen trotz der dünnen Gläser klein und gerötet, als hätte die Reporterin schon seit zwei oder drei Tagen kaum noch Schlaf gefunden.
     
    „Du siehst nicht gut aus“, meinte Turow. Und dann sah er sich in dem zerbrochenen Spiegel an, der seine Reflektion zurückwarf. Er sah auch nicht wesentlich besser aus.
     
    Er sah hoch und konnte die Frau draußen erkennen, wie sie näher kam, der Kameramann nur zwei oder drei Meter hinter ihr, mit einer der klobigen Kameras auf der Schulter abgestützt, die kaum zu tragen waren und an denen sogar ein Scheinwerfer angebracht, der trotz der Morgendämmerung eingeschaltet blieb und als kleiner Sonne in der Straße draußen strahlte.
     
    Auf dem Bildschirm sprach die Frau weiter. Der Sender blendete ihren Namen unterhalb eines schwarzen Balkens ein. Die weißlichen Buchstaben entwickelten in seinem Blick eine ganz eigentümliche, beinahe hypnotische Leuchtkraft. Susan Miller.
     
    „Für dieses Zugeständnis läßt Turow eine der schwerverletzten Geiseln frei“; meinte sie gerade auf dem Bildschirm. „Dennoch sind nach seinen eigenen Angaben immer noch vier weitere Menschen im Supermarkt, die sich in der Gewalt des Geiselnehmers befinden. Mein Kameramann und mich nicht eingeschlossen. Denn auch wir befinden uns in der Gefahr, von ihm vielleicht als Druckmittel gegen die Polizei eingesetzt zu werden, sobald wir durch diese Tür gehen.“
     
    Sie drehte sich jetzt um, nahm das Mikrofon herunter und ging auf die Tür zu.
     
    Turow starrte weiterhin auf den Fernsehschirm.  Alles wirkte so unwirklich. Das Blut, der Schutt, sein Leben…alles nicht mehr als ein paar elektronische Pixel, die in Millionen von Haushalten ausgestrahlt wurden.
     
    Die Türglocke klingelte.
     
     
     
    05:12
     
    Die Glasscherben knirschten und den Sohlen der Stiefel. Joe sah herüber zu der Eingangstür des Supermarktes. Susan Miller kam herein, das Mikrofon in der rechten Hand, die linke gegen die halb herausgefallene Scheibe der Tür gedrückt.
     
    Die Metallverstrebungen ächzten bei der ungewohnten Bewegung auf, als wäre der Rahmen verzogen. Sie zog ihre Hand schnell vom Glas weg.
     
    „Ich hab mich geschnitten. Scheiße.“
     
    Joe wandte seine Aufmerksamkeit von ihr weg, zurück zu dem Mann, der zwischen den Scherben und Splittern lag. Die beiden Notärzte hatten sich neben ihm gekniet und verbanden die Wunden notdürftig.
     
    „Wie schnell?“ meinte Joe mit einem Blick auf seine Armbanduhr.
     
    „Eine, vielleicht zwei Minuten“, meinte der ältere Arzt. Dann, zu seinem jüngeren Kollegen: „Wie sieht‘s mit der Wunde am Bein aus?“
     
    „Abgebunden…dürfte uns keine so großen Probleme beim Transport bereiten. Die andere Wunde an der rechten Hüfte ist schlimmer. Er hat eine Menge Blut verloren. Sie könnte trotz der Binden wieder aufbrechen, wenn wir ihn bewegen.“
     
    Die Ärzte hoben den Körper des Verwundeten auf die Bahre. Der Mann stöhnte auf, obwohl er bewußtlos war, sein Arm schwang herunter und wurde von Joe aufgefangen, bevor er sich vielleicht noch irgendwo verletzen konnte.
     
    Der Lieutnant legte den Arm wieder auf die Brust des Mannes.
     
    Die Bahre wurde aus dem zerstörten Schaufenster gehoben, langsam, vorsichtig, unter den Augen der Weltöffentlichkeit, als die Kamerateams der anderen Nachrichtensender ihre erbarmungslosen Augen auf die fünf Männer richteten, die zusammen mit dem Verwundeten heraus in das erste Licht des kommenden Tages traten.
     
    Joe warf noch einen Blick zurück, nachdem als letzter aus dem Laden verschwand. Susan Miller hatte begonnen, mit dem Irren zu sprechen. Er konnte die beiden nur noch als Schemen erkennen, die irgendwo hinten im Laden waren.
     
    Isaacs Scheinwerfer glühte als heller Stern durch die Ritzen der Regale, ein flackerndes Irrlicht, das niemals zur Ruhe zu kommen schien und die Höhe, die Intensität und den Platz andauernd wechselte.
     
     
     
    05:14
     
    Über New York ging die Sonne auf.
     
    Die Schatten an den Gebäuden wurden kürzer, das Schwarz verschob sich ins betonhafte Grau und wurde an einigen Stellen vom rötlichen Funken der morgendlichen Sonne abgelöst.
     
    In den Büros an der

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