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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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Tresen bestehen blieb, wie ein verwundetes Tier.
     
    „Bitte“, sagte Turow.
     
    „Isaac?“ meinte Susan. „Laß uns anfangen.“
     
     
     
    05:20
     
    „Ich kann nicht mit ihm reden“, sagte Vanessa Kesel zu Mike Roth in ihrer Wohnung. „Ich kann nicht. Sie würden das nicht verstehen. Ich kann es einfach nicht.“
     
    „Ihr Mann hat vier Geiseln, die er töten wird, wenn Sie sich nicht mit ihm unterhalten.“
     
    „Das wird er sowieso tun.“
     
    Die Frau griff zu einer silbernen Dose, die neben der Couch auf einem Tisch stand, klappte sie auf und holte ein schmales Zigarillo heraus. Ihr Stimme war ruhig.
     
    „Er wird es tun, und es ist egal, ob ich mit ihm spreche oder nicht. Das sollten sie wissen, Mister TV-Moderator, bevor Sie sich Hoffnungen machen. Er wird es tun.“
     
    Sie hatte das Zigarillo in ihren Mundwinkel gesteckt und versuchte, es mit einem kleinen Feuerzeug anzuzünden, aber ihre Hände zitterten so sehr, daß die Flamme an der Spitze des Zigarillos vorbeitanzte, zwei-, dreimal, bevor sie einen tiefen Zug nahm.
     
    „Es ist alles eine Frage der Wahrscheinlichkeiten, wissen? Leben. Tod. Alles nur eine Frage, wann man wo um wieviel Uhr steht. Zufall. Ist schon ironisch, wie Alanis Morissette singen würde.“
     
    „Miss Kesel“, sagte einer der Polizisten, die hinter Mike Roth in der Wohnung waren. „Wir können Sie nicht zwingen…“
     
    „Da haben Sie recht“, unterbrach sie ihn, „Sie können mich zu gar nichts zwingen, zu rein gar nichts, wenn ich nicht will. Ich könnte sie alle aus meiner Wohnung werfen lassen. Wie fühlt sich das an? Hm? Wie fühlt sich das an, wenn jemand anderes Herr über Leben und Tod ist? Und man betteln muß?“
     
    Mike Roth hob die Hand.
     
    Nicht, um beschwichtigend zu wirken. Das interessierte ihn nicht. Aber er hatte nicht vor wieder zu verschwinden, ohne diese Live-Schaltung gemacht zu haben. Auf gar keinen Fall. Das hier war Pulitzerpreis-Material und er würde in dem Team sein, der die Story gebracht hatte.
     
    Er lächelte, beruhigend, das Fernsehlächeln, wenn Roth sich von seinem Publikum verabschiedete und vom Sender ging. Und dann ließ er einen kleinen Teil seiner Zähne sehen, verwandelte das beruhigende Schmunzeln, das kaum seine Wangen erreicht hatte in ein gefährlich wirkendes Grinsen.
     
    „Das ist Ihre Entscheidung, Miss Kesel“, sagte er. „Sie haben vollkommen recht…aber wir haben nicht die geringste Möglichkeit, ohne ihre Kooperation diese Leute lebend aus dem Supermarkt herauszubekommen. Und ihr Ex-Mann ist doch nun wirklich nicht mehr Ihr Problem, richtig? Ich meine, Sie haben sich schließlich von ihm scheiden lassen, richtig?  Sie sind zu einem Richter gegangen, haben die richtigen Papiere unterschrieben und waren frei.“
     
    „Frei?“
     
    Vanessa Kesel lachte. Es war kein schönes Geräusch, bitter und voller tiefer Wunden.
     
    „Warum glauben Sie, ich wäre frei?“
     
    Sie nahm einen weiten, tiefen Zug, und mit einem Lächeln, das Roth bedeutete, daß die Frau vor ihm mehr wußte als sie jemals zugeben würde, ob nun vor der Kamera oder nicht, meinte sie, die Augen geschlossen, „Ich werde es machen.“
     
    „Gut“, meinte Roth.
     
    Er nickte den Kameraleuten zu, die letzten Vorbereitungen abzuschließen. Die beiden arbeiteten leise, effektiv und schnell. Roth zog sein Handy aus der Hosentasche. Schaute sich im Wohnzimmer um. Informationen, die von ihm aufgenommen werden wollten. um sie vielleicht später im Interview zu verwenden.
     
    Möbel, ein wenig zu alt und abgenutzt. Eine Flasche Wein auf dem Boden, leer. Einige Taschentücher auf dem Tisch, zusammengeknüllt. Und ein Familienfoto. Mann, Frau, Kind. Der amerikanische Traum. Donald Turows Traum. Alptraum? Der Junge auf dem Bild, nicht älter als siebzehn. Lächelnd. Roth drückte die Schnellwahltaste. Das Studio. Am anderen Ende der Leitung, Claire Weizak.
     
    „Wir können auf Sendung gehen, Claire.“
     
     
     
    05:23
     
    Das Fernsehen war da und die Situation wurde von Sekunde zu Sekunde, von Augenblick zu Augenblick unwirklicher.
     
    Gwen hatte sich neben Josh Dannerman gesetzt und ihren Arm um den zitternden Körper des Jungen gelegt.
     
    Julie kümmerte sich um Charlie Foster, legte einen neuen Verband an, während ihr Gesicht immer fahler wurde.
     
    Officer Charles Foster schrie auf. Er konnte nicht anders.
     
    „Halten Sie ihn fest, Gwen“, meinte Julie mit zusammengebissenen Zähnen. „Verdammt, Sie müssen

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