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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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aufgepaßt hätten, wir hätten es verhindern können.“
     
    „Donald…“
     
    „Wenn wir bessere Eltern gewesen wären, dann hätten wir es verhindern können. Du weißt das. Ich weiß das.“
     
    „Nein, das weiß ich nicht.“
     
    „Ich kann ihn manchmal sehen, Vanessa. Ich kann es mir vorstellen. Wenn ich die Augen schließe. Dann kann ich ihn sehen. Wie er heute wäre. Was er heute tun würde. Ich kann es mir vorstellen, Vanessa.“
     
    „Er ist tot, Donald. Unser Sohn ist tot.“
     
    „Es ist Statistik, Vanessa. Es ist alles eine Frage der Statistik. Wußtest du das? Einer in zwanzig. Das ist die Statistik. Und es stört keinen. Einer in zwanzig.“
     
    „Was zum Teufel?“ wisperte Susan Miller ihrem Kameramann zu. Isaac Brings zuckte mit den Schultern . Ich habe keine Ahnung, wovon der Kerl hier redet, Kleines. Ist auch nicht unser Job, das rauszufinden.
     
    „Es sind die Pillen, Donald“, sagte Vanessa Kesel ihrem Ex-Mann von dem Bildschirm aus. „Wir beide haben darüber gesprochen, du weißt, das sind nur die Pillen.“
     
    Donald Turow holte das orangen-farbige Röhrchen aus seiner Hosentasche. Drehte es zwischen seinen Fingern hin und her. Schaute es an.
     
    „Isaac?“ flüsterte Susan Miller.
     
    „Bin schon dabei“, sagte ihr Kameramann.
     
    Der Zoom war lautlos, war digital. Und gut genug, um die Verschreibung auf dem Zettel des Röhrchens gut erkennbar zu machen. Turow spielte mit dem Röhrchen, wie ein Magier, ließ es zwischen den Fingern hervorkommen, verschwinden und wieder hervorkommen. Sie würden das im Studio später als Standbild anschauen müssen, dachte sich Susan.
     
    Sie konnte es nicht lesen. Nicht hier.
     
    Turow mußte Luft holen, mußte sich festhalten, während er seinen Rücken krümmte und das Gesicht vom Fernseher abwandte. Weil er nicht wollte, daß Vanessa ihn so sah. Oh Gott, es war so schwer, Atem zu holen.
     
    Vielleicht sollte er Julie fragen.
     
    Julie war Krankenschwester.
     
    Sie würde wissen, was zu tun war.
     
    Aber sie würde nichts tun.
     
    Sie würde ihn sterben lassen.
     
    „Warum, Vanessa?“, flüsterte. „Warum hast du das getan? Ich habe doch nie…habe dich doch nie…enttäuscht…immer getan, was von du mir…was alle von mir erwartet haben…“
     
    Sie antwortete ihm nicht. Nicht direkt. Und als Turow endlich ihre Stimme als quäkenden Laut aus den Boxen des Fernsehers hörte, da zuckte er zusammen. Weil er wußte, genau wußte,  was sie sagen würde.
     
    „Wir haben das schon besprochen, Don“, sagte seine Ex-Frau vom Bildschirm. „Wir haben das vor drei Jahren schon einmal im Gericht besprochen und es hat sich nichts geändert…“
     
    „Falsch“, unterbrach er sie, „…es hat sich etwas verändert…es hat sich sogar eine ganze Menge verändert, Vanessa…“
     
    Er hob die Pistole.
     
    „Don, du solltest das nicht tun…“
     
    „Jeder Mann sollte das Recht auf eine Familie haben, findest du nicht auch? Ich glaube, das ist sogar irgendwo in der Verfassung dieses Landes geschrieben worden. Das Recht auf Glück, das ist es. Ich hatte auch das Recht auf mein Glück, Vanessa.“
     
    „Don…“
     
    „Scheiße, Don!“ brüllte er.
     
    Susan Miller hatte sich so weit von ihm zurückgezogen, wie es in dem engen, verschachtelt wirkenden Laden überhaupt möglich war und selbst Isaac Brings hatte die Kamera einige Millimeter gesenkt, zitterte, während Turow um die eigene Achse wirbelte und mit der Faust auf das Gehäuse des Monitors hieb.
     
    „Don…“
     
    „Es war unser Sohn, Vanessa! Dein Sohn! Nicht nur meiner! Dein Sohn! Unser Sohn! Was hätte ich denn tun sollen? Was? Was? Sage es mir! Was?“
     
    Sie antwortete ihm nicht, sondern sah hilfesuchend herüber auf der Couch in ihrem Wohnzimmer, zu Mike Roth, der diesem Blick auswich.
     
    „Du bist krank, Don“, sagte sie schließlich.
     
    Turow stockte der Atem. Der Mann grinste schwach, bleckte dabei die Zähne und nahm seine Pistole. Er wandte sich vom Fernseher ab, drehte den Kopf ein letztes Mal zurück, um Vanessa anzusehen.
     
    Das Grinsen verstärkte sich.
     
    „Ich werde jetzt jemanden hier töten, mein Schatz. Ich weiß noch nicht wen, ene mene mu, ich weiß es noch nicht, aber ich werde jetzt jemanden töten und dann werde ich dich erneut fragen und dann will ich eine Antwort haben, oder ich werde weitermachen, das ist versprochen und wir beide wissen ganz genau, was Versprechen sind, Vanessa, wir haben einmal in einer

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