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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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mit Turow wartet.“
     
    „Susie“, meinte Isaac.
     
    Sie reagierte nicht.
     
    „Susie.“ Diesmal lauter.
     
    Immer noch nichts.
     
    „Wir sind auf Sendung.“
     
    Und dann sah Susan, wie sich das Bild auf dem Fernseher teilte, ein zweites, kleineres Bild in die linke, untere Ecke eingeschoben wurde, mit einem golden glänzenden Rand, der um es herum aufgebaut worden war.
     
    Und sie sah sich selbst an, wie sie über die Schulter in den Raum blickte, ihre Aufmerksamkeit auf Turow gerichtet, der direkt neben dem Bildschirm war und mit seinen blutigen Fingerspitzen rote Striemen auf dem Glas hinterließ, im Versuch, das elektronische Bild seiner Frau zu berühren.
     
    Dann drehte sich die Reporterin endlich zur Kamera um, hob das Mikro vor ihr Gesicht und begann zu sprechen.
     
    „Hallo, Mike. Kannst du mich hören?“
     
    Die Antwort vom Fernseher.
     
    „Klar und deutlich, Susan. Wie sieht es aus?“
     
    „Wir leben alle noch, Mike“, antwortete sie.
     
    „Die Geiseln?“
     
    „Ebenfalls.“
     
    „Gut“, meinte der Moderator im Fernsehen. Er schlug die Beine auf eine andere Weise übereinander. Verdammter Bastard. „Ich möchte mit Donald Turow sprechen, Susan.“
     
    „Ist okay, Mike“, meinte Susan, ging zu Turow und drückte dem Mann das Mikrofon in der Hand. Dann stellte sich ein paar Schritte entfernt von ihm, hinter Isaac, der jetzt so nahe mit seiner Linse an Turow heranging, wie es mit der Kamera überhaupt möglich war.
     
    „Donald? Donald Turow?“ sagte Mike Roth auf MSNBC.
     
    …dies ist ihr Leben, führte Susans innere Stimme Roth gedanklich fort. Setzen Sie sich hin, genießen Sie es. Wir haben eine Menge Überraschungsgäste, die Sie seit Jahren nicht mehr gesehen haben, die ihr Leben aber in einer Art und Weise bestimmt haben, ohne die Sie heute nicht dort wären, wo Sie gerade sind. Und zwar hier und live auf Sendung.
     
    „Ja, hier ist Turow“, antwortete der Analyst.
     
    „Ihr Frau möchte mit Ihnen sprechen, Don“, sagte Mike Roth.
     
    „Vanessa.“
     
    „Sie möchte mit Ihnen über das sprechen, was heute nacht passiert ist und…“
     
    „Vanessa.“
     
    Turow schmierte mit seinen Fingern über den Bildschirm. Es war kaum noch etwas auf dem Monitor zu erkennen. Das Blut lief über das Glas herunter.
     
    „Hallo, Vanessa“, flüsterte er in das Mikrofon, „Du siehst gut aus.“
     
    Auf dem Bildschirm ging die Kamera näher an Vanessa Kesel heran. Sie sagte nichts. Ihr Blick ging starr an dem Objektiv vorbei.
     
    „Hallo, Don“, meinte sie schließlich.
     
    Sie versuchte ein Lächeln. Und nach einigen Augenblicken gelang ihr das sogar. Der Mann erwiderte das Lächeln.
     
    „Es tut mir leid“, antwortete er und zog die Linien ihrer Lippen auf dem Fernseher nach. „Tut mir wirklich leid…“
     
     
     
    05:35
     
    „Die Waffe, Gwen“, meinte Charlie Foster, als er wieder aufwachte. Wenn er bewußtlos war, schien er kaum noch zu atmen.
     
    „Was wollen Sie, Charlie?“
     
    „Den Revolver“, wiederholte er. „Kommen Sie Gwen, wir haben nicht mehr viel Zeit. Scheiße, ich habe nicht mehr viel Zeit.“
     
    „Wir haben keine Kugeln“, war ihre Antwort. „Josh hat es doch versucht, Charlie. Sie haben es doch gesehen, Josh hat es versucht und Turow hat die Patronen aus dem Revolver genommen und Sie haben es doch gesehen und…“
     
    Er packte sie an der Schulter, so hart, daß sie sich fragte, woher  der sterbende Mann die Kraft noch nehmen konnte.
     
    „Lassen Sie los“, murmelte Gwen.
     
    „Den Revolver.“
     
    „Lassen Sie los.“
     
    Der Polizist ließ los. Sie war wütend, wenn sie auch nicht so genau wußte, warum. Vielleicht war Foster nicht mehr in der Lage, vernünftig zu denken. Blutverlust konnte das bewirken.
     
    Der zweite Irre in diesem Raum , dachte sie, schämte sich aber sofort.
     
    Gwen beugte sich nach vorne und nahm den .38 Special in die Hand. Der Revolver fühlte sich nicht schwer an. Erschreckend leicht.
     
    „Hier, Charlie“, meinte sie, nahm seine Hand und legte ihm den Griff des .38ers in seine Handflächen. Er würde den Revolver nicht einmal hochheben können, dachte sie.
     
    „Danke, Gwen“, flüsterte der Mann.
     
    Dann schwiegen sie beide.
     
     
     
    05:36
     
    „Okay“, flüsterte Charlie Foster einige Augenblicke später mit zusammengebissen Zähnen, mehr ein unartikuliertes Entweichen von Luft. Er ballte seine Faust um den Revolver und erhob sich langsam, preßte seinen

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