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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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nach oben, in einer so schnellen Bewegung, daß der Schorf an seiner Brustwunde aufplatzte und ein dünner Strahl Blut direkt aus ihm herausschoß.
     
    „Hör auf!“ brüllte er und feuerte. Einmal. Zweimal.
     
    Der Fernseher implodierte in einem Funkenregen, als der Bildschirm zersplitterte, die Bildröhre platzte.
     
    Vanessas Gesicht flackerte wie ein Schatten auf dem Schirm, verschwand aber schnell und wurde von Rauch abgelöst.
     
    „Hör auf!“
     
    Die Schüsse hallten so laut, daß Joe Kovacs im Lagerraum zusammenzuckte und einen Sekundenbruchteil brauchte, um zu begreifen, was eigentlich passiert war, was passiert sein mußte.
     
    „Jetzt“, meinte er zu den anderen Polizisten neben sich.
     
     
     
    05:47
     
    Der Revolver wog mindestens einen Zentner, möglicherweise auch zwei. Er war kaum hochzuheben. Und seine Sicht wurde schwächer.
     
    Turow schrie etwas. Egal.
     
    Charlie versuchte sich zu konzentrieren. Versuchte zu zielen. In seinem Blickfeld waren die Ränder so verschwommen, als würde er durch den Boden einer Cola-Flasche sehen. Figuren, die sich ausdehnten, wieder zusammenzogen, wenn sie sich bewegten. Und alle konnten Turow sein. Charlie konnte nichts mehr richtig erkennen.
     
    Oh Gott, bitte.
     
    Jemand bewegte sich weg, zur rechten Seite.
     
    Charlie folgte dieser Bewegung mit dem Revolver, rein instinktiv, bevor er darüber nachdachte, was er eigentlich tat.
     
    Es war nicht Turow. Es war eine Frau.
     
    Aus seinen Augenwinkeln sah Charlie eine andere Bewegung. Mehr, er sah eine Waffe.  Er riß sich herum, achtete nicht darauf, daß einer seiner Därme unter dem Druck riß und sich ein andere Darmschlinge aus der Windel herausdrückte und wie ein halb aufgepumpter Radreifen aus seiner Seite hing.
     
    „Turow“, flüsterte er.
     
    Und schoß
     
     
     
    05:48
     
    Donald Turow brüllte nur noch. Es waren keine artikulierten Lauten, die über seine Lippen kamen. Nicht einmal Vanessas Namen. Nicht einmal Seans Namen. Er brüllte und er richtete seine Automatik auf Gwen Nelson, die neben dem Polizisten saß, die Arme angezogen, auf die Knie gelegt, die ihn ansah, als wüßte sie genau, daß sie sterben mußte.
     
    Und dann hörte er jemanden flüstern.
     
    Das war unmöglich.
     
    Und doch hörte er es.
     
    „Turow“, flüsterte jemand. Es war der Polizist. Und er hatte…Turow brauchte einen Moment, einen irrsinnig langen Augenblick, um zu begreifen, was in den hoch erhobenen Händen des Mannes stählern aufblitzte.
     
    Und dann explodierte etwas knapp unterhalb seinen Rippen, mit einer solchen Wucht, daß er zurücktaumelte, daß ihm der Atem wegblieb und er nichts anderes als Blut in seiner Luftröhre, egal, wie sehr er sich bemühte, nach Luft zu schnappen.
     
    „Was?“ gurgelte er, taumelte noch weiter zurück und fiel gegen den Regal. Er konnte seine Brust nicht mehr spüren.
     
    „Was?“
     
    Seine Pistole fiel herunter.
     
    „Was?“
     
     
     
    Später, in eine der unzähligen Wiederholungen, die auf CBS gezeigt wurden, wurde die Szene in Zeitlupe wiederholt. Es wirkte wie ein langsames Ballett. Charlie Fosters Kugel hatte so tiefe Einkerbungen gehabt, daß das Geschoß den halben Brustkorb Turows wegfetzte. Auf dem Bildschirm sah man, wie sich der Geiselnehmer nach vorne krümmte, in dem Moment, als ihn die Kugel traf, dann von der Wucht nach hinten geschleudert wurde, während sich hinten in seinem Rücken der Körper öffnete und eine Blutwolke sich langsam, wie feiner, roter Nebel ausbreitete.
     
    Als diese Szenen abends in dem Special der Abendnachrichten über den Sender liefen, wurden sie von Mike Roth mit einer Anmoderation eingeleitet, die Kinder und Jugendliche warnte, sich dieses Material anzusehen.
     
    Natürlich kümmerte sich niemand darum.
     
     
     
    05:48
     
    Lieutnant Joseph Kovacs und Officer Mark Cohen waren die ersten, die ins Harper‘s kamen. Später, wenn sich Joe Kovacs zurückerinnerte, dann würde sich vor allem ein Bild in sein Gedächtnis eingebrannt haben.
     
    Die Uhr, die vorne im Laden an der Wand hing.
     
    Sie zeigte 5:48 Uhr morgens.
     
    Und die einzelnen Fragmente des Fernsehers, die wie Glasschnee auf dem Regalbrett herumlagen, zwischen den Stücken verkohlten Gummis und verschmorten Plastiks.
     
    Das alles sah er noch in dem Augenblick, in dem er sein Sturmgewehr hochriß.
     
    In dem er Turows Gestalt sah, die versuchte, sich auf den Beinen zu halten, während sein Blick glasig wurde und der linke Fuß

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