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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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hinweisen, daß die andere Frau, die er auf dem Überwachungsmonitor gesehen hatte, fehlte.
     
    „Guten Abend, Mrs…“
     
    „Miss…“, korrigierte Gwen ihn automatisch.
     
    Sie hatte halb erwartet, daß der Mann die Pistole nahm, die vor ihm auf dem Tresen lag, wie ein vergessenes Portemonnaie, kaum der Beachtung wert, die ihr all die anderen Kunden des Supermarktes entgegenbrachten.
     
    Nicht nur sie. Der junge Mann, der nur zwei Schritte neben ihr gestanden hatte, wich zur Seite aus. Seine Bewegungen waren dabei ganz, ganz langsam.
     
    Aber der Mann lächelte nur schief und neigte den Kopf zur Seite, um anzuzeigen, daß er einen Fehler gemacht hatte und sich nun mit einer kleinen Geste entschuldigen wollte.
     
    „Es tut mir leid, wenn ich Sie damit beleidigt haben sollte, Miss…“
     
    „Nelson. Gwendoline Nelson.“
     
    „…Miss Nelson“, fuhr er nach ihrer Unterbrechung fort. „Ah. Darf ich Sie Gwen nennen, Miss Nelson? So nennen Sie doch bestimmt Ihre Freunde, habe ich recht?“
     
    „Ich glaube nicht, daß ich Sie zu meinen Freunden zählen kann“, antwortete Gwen. Es zeigte sich ein trauriges Lächeln, das sich in dem linken Mundwinkel das Mannes eingenistet zu haben schien und sie mehr beunruhigte als alles andere.
     
    Er schien ihr die Antwort nicht übelzunehmen. „Weil ich Sie vielleicht heute nacht noch töten werde, Gwen? Das sollte uns nicht davon abhalten, das Beste aus unserer Situation zu machen. Das gilt übrigens auch für den Rest von Ihnen. Wir werden uns alle ein wenig unterhalten. Sie werden mir ein bißchen aus ihrem Leben erzählen, selbst wenn..“
     
    Der Mann ließ seinen Blick herüber zu dem Jungen schweifen.
     
    „…es bei einigen der hier Anwesenden nicht so lange dauern wird wie bei anderen. Ich werde Ihnen nichts tun. Sehen Sie? Meine Waffe liegt auf dem Tisch.“
     
    Der Mann rieb sich die Schläfe. Er biß sich dabei auf die Unterlippe, bis die dünne Haut unter dem Druck seiner Zähne nachgab und das Blut in kleinen Tropfen hervorquoll.
     
    „Stellen wir…stellen wir uns doch erst einmal gegenseitig vor“, fuhr er dann fort. „Die junge Dame hier drüben ist Gwen Nelson. Der junge Mann heißt…“
     
    Der Junge zuckte zusammen und schaute sich um, als würde er hoffen, der Mann könnte jemand anders gemeint haben
     
     „Ich möchte mich nicht wiederholen, Junge“, sagte der Mann und seine Finger schlossen sich wie beiläufig um den Griff seiner Pistole.
     
    „Ich…“, begann der Junge und verstummte. Tränen waren in seinen Augen. Er war eigentlich war er zu jung, um zu dieser Zeit noch wach zu sein, geschweige denn im Village rum zu laufen.
     
    Er trug ein langes T-Shirt, das mit einem Dämonenkopf bedruckt war. Das Gesicht war hager, die Augen nur noch schmale, kaum erkennbare Schlitze.
     
    Der Junge konnte nicht älter als höchstens 15 Jahre alt sein. Was machte er um diese Zeit in der Stadt? Gwen würde das ihrem Kind niemals erlauben. Sie würde ihr Kind nach Sonnenuntergang in ihrer Wohnung einschließen. Wie immer kam auch die zynische Stimme sofort mit einer Antwort.
     
    Erst einmal solltest du daran denken, wie du dein Kind überhaupt zur Welt kriegst, Gwen. Diese Nacht zu überleben, wäre kein schlechter Anfang. Über die Erziehung machen wir uns dann später Sorgen, okay?
     
    „Ich…“, wiederholte der Junge wieder. Und dann geschah alles sehr schnell. Der Mann hatte seine Pistole in der Hand, den Abzug gespannt und die Mündung auf den Kopf des Jungen gerichtet. Das Gesicht des Mannes war wutverzerrt.
     
    „ICH WILL DEINEN GOTTVERFLUCHTEN NAMEN, DU VERFICKTES ARSCHLOCH. ICH HABE DICH HÖFLICH GEFRAGT, ALSO GLAUBE ICH, DASS ICH EIN GOTTBESCHISSENES RECHT HABE, EINE ANTWORT VON DIR ZU KRIEGEN. ODER, DAS SCHWÖRE ICH, ICH WERDE DIR DEIN GEHIRN VON HIER BIS NACH SIBIRIEN BLASEN“, schrie er so laut, daß nicht nur Gwen zusammenzuckte. Auch die anderen Kunden waren bei dem plötzlichen Ausbruch von Irrsinn alle einen Schritt zur Seite gegangen. Der Junge stand alleine da, direkt vor ihm, nur durch das Holz des Tresen getrennt.
     
    „Joshua Dannerman“, flüsterte der Junge. „Bitte, Mann, erschießen Sie mich nicht. Bitte, ich habe Ihnen nichts getan, bitte, mein Name ist Josh Dannerman, erschießen Sie mich nicht…“
     
    Lächeln flammte auf dem Gesicht des Mannes auf.
     
    „Das werde ich nicht tun, Josh“, sagte er. „Du siehst, Höflichkeit ist doch nicht so schwer zu erreichen. Ein guter Junge. Ich

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