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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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Traubenzuckertabletten stürzte. Sie mußten hier irgendwo sein. Irgendwo. Gwen erinnerte sich daran, daß sie eines der billigen Produkte hier einmal gesehen hatte, nicht das Originalaspirin, sondern irgendein anderes Präparat, das in Lizenz in Newark hergestellt worden war.
     
    Sie konnte sich nicht mehr an den Namen erinnern, aber sie hatte die halbe, angebrochene Schachtel noch zu Hause in ihrem Küchenschrank.
     
    Das ist echt toll, Gwen , dachte sie. Ich mache dir einen Vorschlag. Du gehst nach vorne zu diesem Irren Turow und sagst es ihm: Oh, tut mir leid, daß ich kein Aspirin gefunden habe, Mister Turow, aber wenn Sie mich hier herauslassen, dann gehe ich nach Hause und hole Ihnen eine ganze Schachtel von diesem Zeug. Ich gehe von mir aus auch zur nächsten Apotheke und hole Ihnen etwas Härteres. Oder zum nächsten Drogendealer, wenn Sie wollen. Wie wär‘s mit einer Prise Kokain? Ich habe gehört, das soll Wunder bei Kopfschmerzen bewirken.‘
     
    Die Panik ließ sie eine Flasche mit Magentabletten herunter stoßen. Die braune Flasche flog vom Brett, herunter auf den Flur und zersplitterte in einem lauten Krachen.
     
    „Oh, Gott, Scheiße“, flüsterte Gwen. „Oh Gott.“
     
    Das Objektiv der Kamera war auf sie gerichtet. Sie brauchte nicht hochzusehen, damit sie es wußte.
     
    „Der große Turow sieht alles“, flüsterte sie sich zu. Wie hieß dieses Buch denn noch mal, das sie in der Schule lesen mußte und sie so sehr gehaßt hatte? Orwell hatte es geschrieben, aber es war nicht Animal Farm gewesen. Das Buch hatte sie immer gemocht. Es war witzig geschrieben gewesen, manchmal etwas sarkastisch, aber immer mit einer Geschichte, nicht nur ein politisch, sozialkritisch angehauchtes Pamphlet, das dem Leser vorlog, eine Geschichte zu sein, in Wirklichkeit aber nichts erzählte. Nein, es war das andere Buch gewesen. Irgendeine Zahl als Titel. Eine Jahreszahl. Warum mußte sie jetzt daran denken?
     
    1983? 1984? Ja, 1984 war der Titel gewesen „Oh, halt die Klappe“, fuhr sich Gwen selbst an.
     
    Der großer Bruder wacht über dich, Gwen. Er sieht dich, er hört dich und er hat eine Automatik in der Hand.
     
    „SIND SIE IN ORDNUNG, GWEN? ICH GLAUBE, ICH HABE ETWAS HERUNTERFALLEN HÖREN. ES WÜRDE MIR LEID TUN, WENN SIE SICH VERLETZT HABEN.“
     
    „Ist schon okay“, flüsterte sie, senkte den Kopf für einen Augenblick, um sich die dickliche, weiße Flüssigkeit zu betrachten, die halb über ihre Schuhe, halb über den Fußboden verteilt war. Dann sah sie hoch zur Kamera. Das blinde, gläserne Auge starrte sie an. Gwen zwang sich, ein müdes Grinsen aufzusetzen und winkte in die Kamera.
     
    America‘s Funniest Home Videos, Gwen. Lächeln, du bist auf Sendung.
     
    Wurden diese Aufnahmen aufgezeichnet? Gab es irgendwo einen Videorecorder, der jeden Tag, jede Nacht lief und die Bilder aller drei Überwachungskameras aufnahm? Wenn ja, dann würde sie sich vielleicht irgendwann in den Nachrichten sehen können. Oder auf YouTube. Oder Facebook.
     
    Großartig. Sie war nicht einmal geschminkt. Gwen fuhr sich unbewußt über das Gesicht und schob eine Strähne ihres Haares aus ihrer Stirn.
     
    „Mir ist nur eine Flasche heruntergefallen!“ schrie sie.
     
    „KOMMEN SIE DOCH BITTE ZURÜCK, GWEN. ICH MAG ES NICHT, WENN SIE GANZ ALLEINE DORT HINTEN SIND. ES KÖNNTE ETWAS PASSIEREN. UND DAS WOLLEN WIR DOCH ALLE NICHT.“
     
    „Wovor hast du Angst, du Arschloch? Daß ich abhaue?“ murmelte sie. „Wohin sollte ich verschwinden? In das wunderbare Land von Oz?“
     
    Dann fiel ihr Blick auf die einfache, schmale Holztür. Sie führte zum Lager. Das wußte sie. Sie hatte häufig genug gesehen, wie David Rajinesh und manchmal auch Janet durch diese Tür verschwunden waren und nur wenige Minuten später mit Paletten von Lebensmitteln zurück gekommen waren.
     
    Gwen stockte der Atem.
     
    Sie hatte niemals gesehen, daß es einen Lieferwagen vor der Eingangstüre des Ladens gegeben hätte. Woher bekam das Harper‘s seine Waren? Die Tür schien sie magisch anzuziehen. Es mußte dahinter einen Lagerraum geben. Einen Lagerraum mit einem zweiten Eingang, einem Lieferanteneingang, der irgendwo in eine der Sackgassen herausführte. Sie könnte vielleicht schnell genug sein, um die Tür zu erreichen. Sie konnte sich vielleicht in dem Lager verstecken und dann durch den Lieferanteneingang verschwinden.
     
    Über ihr war das gläserne Auge der Kamera.
     
    Verdammt. Wenn sie doch nur…wenn sie

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