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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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fürchte, Sie werden dafür ein wenig zu spät kommen, Mister“, sagte eine ruhige Stimme. „Es tut mir ehrlich leid. Wenn ich gewußt hätte, daß dieser Gentleman so viele Bewunderer hätte, dann wäre ich etwas sorgsamer mit ihm umgegangen.“
     
    Jemand sprach zu ihm. Jemand war hier.
     
    David sah herunter auf das Zeitschriftenregal. Diesmal war wirklich Blut auf der Titelseite der New York Post . Nicht nur in den Artikeln, nicht nur als Wort, um irgendeine Tat auf den Straßen Manhattans in der bestmöglichen Art und Weise zu beschreiben. Nicht nur einige Blutstropfen, nein, dicke, rote Spritzer, die sich quer über den Stapel Zeitungen hinwegzogen und die Überschrift unleserlich machten. Franklin schaute ihn mit offenen, blicklosen Augen an. Sein Gesicht war immer noch in einem Ausdruck von Verwirrung eingefroren.
     
    Es schien so, als würde er David mit einem anklagenden Blick bedenken. Ein erstickter Laut kam aus Davids Mund.
     
    „Franklin…“, stöhnte er, dann sah er die zweite Leiche. Es war eine Frau, die er nicht kannte. Keine Stammkundin also. Er ekelte sich, wich einen Schritt zurück und versuchte in einer verzweifelten Anstrengung, das Blut von der Sohle seiner Schuhe herunterzubekommen.
     
    „Wir haben uns noch nicht vorgestellt, fürchte ich…“, sagte die Stimme hinter ihm. „Ich kenne alle anderen in diesem Raum und es wäre doch unhöflich von uns beiden, wenn wir uns nicht beim Vornahmen ansprechen würden, finden Sie nicht auch? Mein Name ist Donald Turow.“
     
    David drehte sich langsam um. Er hatte das unbestimmte Gefühl, daß er am nächsten Morgen selbst auf der Titelseite der Post landen würde. Später erzählte er Gwen, daß sich ein großer Teil seines Gehirn aus dem normalen Denkprozeß herausgelöst hatte und nur dieses imaginäre Foto beobachten konnte, das sich über sein geistiges Auge geschoben hatte. Das Foto zeigte den Eingang des Harper‘s und den von mehreren Kugeln durchschlagenen Körper David Rajineshs.
     
    Darunter war die kurze, prägnante Bildunterschrift: DAVID RAJINESH (33) WURDE VON DEM WAHNSINNIGEN BEI EINEM FLUCHTVERSUCH ERSCHOSSEN.
     
    Er sah dieses Bild. Und erst dann sah er, daß er nicht alleine war. Hinter dem Tresen stand ein hagerer Mann in einem eleganten Mantel. Hatte er den nicht schon gesehen, als er den Laden verlassen hatte? Der Mann zeigte ein trauriges Lächeln, als erwartete er etwas von ihm, wenn David auch nicht die geringste Ahnung hatte, was.
     
    Und um den Mann herum standen zehn andere Menschen. Die meisten davon kannte er, einige sogar mit Namen. Da stand Peter Davenport, Susan Wilkes und Gwen Nelson.
     
    Selbst der Junge Dannermans war da. Für einen absurd langen Augenblick fragte sich David, ob Josh schon wieder vor den Wutausbrüchen seines Vaters hierher geflüchtet war.
     
    Vom Regen in die Traufe. Auch die anderen kamen ihm bekannt vor, wenn er ihren Gesichtern auch keine Namen zuordnen konnte.
     
    „Hallo, Gwen. Hallo Josh.“
     
    David nickte ihnen zu. Er hatte das Gefühl, aufschreien zu müssen. Aber er tat es nicht. Und dann gelang ihm sogar etwas, was er bis zum Ende seines Lebens niemals verstehen sollte - er schaffte es, einen Teil seiner Fassung wieder zu bekommen.
     
    „Und da wir jetzt alle hier sind“, sagte er mit zittriger Stimme, „was machen wir mit der angebrochenen Nacht?“
     
     
     
    00:57
     
    Im 13ten Revier waren in der Zeit von 20:17 Uhr bis 1:15 Uhr zwölf Anrufe über 911 eingegangen, die sich über Lärm in ihrer Nachbarschaft beschwerten. Alle waren über das gesamte Village verteilt.
     
    Geraldo Peréz hatte im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun, um aufgeregte Bürger zu beruhigen, sie nach den genauen Grund der Ruhestörung auszufragen und dann – nur im geeigneten Fall -– eine Streife loszuschicken, die sich in der Gegend einmal umsehen sollte.
     
    Peréz war 58 Jahre alt. Die letzten 30 Jahre hatte er bei der Polizei verbracht, die Hälfte davon auf der Straße, die andere Hälfte hinter verschiedenen Schreibtischen. Nicht freiwillig.
     
    Ein Besucher des 13ten Reviers würde das zwar nicht bemerken, weil der Aufbau des Kommunikationscenters fast alles von seiner Figur verbarg und selbst den Kopf nur dann sichtbar werden ließ, wenn er sich streckte, um über den äußeren Rand des Tisches zu blicken, aber Peréz war querschnittsgelähmt.
     
    Alles unterhalb seiner Hüfte war schon seit fünfzehn Jahren nicht mehr zu gebrauchen und fühlte sich so

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