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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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Harper’s.
     
     
     
    01:27
     
    Schmerzen. Bewußtsein und Bewußtlosigkeit. Tage, Stunden, Minuten, Sekunden. Etwas Schweres war in ihm. Tief in ihm.
     
    Es tat weh, auch nur daran zu denken. Er mußte was tun. Er mußte…warum zum Teufel tat es nur so weh? Jede Atemzug tat weh. In der Dunkelheit. In der Dunkelheit, Schreie. Und nach den Schreien kam Stille, dunkel und voller Schmerzen.
     
    Er war nicht der erste gewesen, der zum Ground Zero gekommen war. Da waren andere gewesen, die an diesem Tag schneller gewesen waren, als die Türme noch brannten, die näher waren als Charlie Foster.
     
    Er war mehrere Straßen entfernt gewesen, an einer der Polizeisperren, aufgebaut in der irrigen Annahme, daß man den Schrecken einzäunen würde können, daß er bekämpft, besiegt werden könne. Hinter der Absperrung waren Menschen, die mit Interesse, mit ungeteilter Aufmerksamkeit auf die zwei stählernen Giganten am unteren Ende Manhattans starrten.
     
    In den Minuten als der Schrecken noch meßbar gewesen war. Kontrollierbar. Als die vielen Kameras gerade erst aufgebaut worden waren, und die Reporter mit ihren Funk-Knöpfen im Ohr sich mit ihren Fernsehstudios verbinden ließen, um vom Ort des Geschehens zu berichten, so wie von jeder anderer Katastrophe berichten würden.
     
    „Wir wissen noch nicht…“
     
    „Noch keine Informationen…“
     
    „Aus dem Pentagon…“
     
    „Noch keine Stellungnahme…“
     
    „Wir wissen noch nicht…“
     
    Das erste Flugzeug hatte Charlie nur gehört, so wie die meisten, die hier standen. Ein dunkles, röhrendes Geräusch über ihnen allen, dann das Kreischen von Stahl gegen Stahl.
     
    Gefolgt von einem Sekundenbruchteil, an dem die ganze Stadt den Atem anzuhalten schien, bevor die Explosion sie alle erschütterte.
     
    Und beim zweiten Flugzeug schaute die Welt zu. Charlie war die Straße runter gerannt, als seine Kollegen, seine Freunde genau das taten, was von ihnen erwartet wurde.
     
    Schnell. Professionell.
     
    Wenn es möglich gewesen wäre, wenn es gewollt gewesen wäre, dann wäre jeder Cop, jeder Feuerwehrmann, jeder Sanitäter dort unten gewesen, an dem Tag.
     
    Und noch mehr wären gestorben.
     
    Aber so wie die Dinge gelaufen waren, hatten Charlie und andere an Polizeisperren gestanden und den Verkehr geregelt, als der erste Turm des World Trade Centers einstürzte.
     
    Und Staub und Schutt und menschliche Überreste sich in einer Flutwelle durch die Straßen ergoß und dabei alles und jeden einhüllte.
     
    Bevor die Welt still wurde.
     
    In der Dunkelheit.
     
     
     
    Und in der Dunkelheit hörte Charlie Stimmen. In der Dunkelheit bewegte sich etwas. War er in einem Krankenhaus? Dieser Gedanke fühlte sich gut an, fühlte sich richtig an.
     
    Er mußte in einem Krankenhaus sein.
     
    Einer der Brocken vom Turm hat dich erwischt, Charlie, dachte er verschwommen, muß ein ziemlich großer gewesen sein, denn es tut verdammt weh. Der Brocken muß auf dir liegen.
     
    Er konnte sich nicht bewegen. Seine Augen brannten, obwohl sie doch geschlossen waren, und etwas war auf seinem Gesicht, etwas war auf seinen Lippen und in seinem Mund.
     
    Er konnte kaum noch atmen.
     
    In der Dunkelheit.
     
     
     
    Aus dem Grau waren sie gekommen – groteske Figuren aus Staub und Fleisch, offene Münde und aufgerissene Augen, Strichmännchen in allen Formen und Größen, die erst dann wieder zu Menschen wurden, als die Wolke weitergerollt war, an Charlie vorbei, weiter hoch ins Herz von Manhattan.
     
    Es waren hunderte, die gerannt waren, so lange sie ihre Beine noch hatten tragen können. Es waren nur noch wenige, die auf ihren Beinen waren. Viele waren auf der Straße, auf den Gehwegen zusammengebrochen oder hatten sich hingeworfen.
     
    Sie waren menschenähnliche Häufchen aus Kleidung und Haut, instinktiv zusammengekauert als die trockene, mit Dreck gefüllte Flut über sie gekommen war.
     
     
     
    Das ist nicht real! dachte ein Teil von Charlie. Der Teil, der in der Dunkelheit war. Der Teil, der zehn Jahre später auf einem Fußboden in einem Supermarkt lag.
     
    Es war der Teil, der darum kämpfte, aus der Dunkelheit aufzutauchen, der sich an was klammern wollte, ohne zu wissen, was es war. Der Teil, der immer schwächer wurde.
     
     
     
    Der Husten war schon direkt nach dem Einsturz des ersten Turms gekommen. Nasenhöhlen, die von Schmutz verklebt waren, eine Kehle, die sich anfühlte, als hätte jemand Tonnen von Sand in sie geschüttet, als

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