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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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Untertitel in weißer Schrift auf dem unteren Drittel der Leinwand ins Englische übersetzt wurden. Eine Deutsche? Eine Touristin? Gwen wollte die Frau fragen, aber ihr fiel kein Satz ein, der nicht absolut lächerlich geklungen hätte : Ihr erster Besuch in New York, Fräulein Keller? oder Tja, das ist der Big Apple. Manchmal fängt die Scheiße an zu fliegen, Fräulein Keller. Sie hätten besser in ihrem Reiseführer reinschauen sollen.
     
    Turow sagte neben ihr: „Ich möchte mir die Pistole unter mein Kinn ansetzen, den Abzug durchdrücken und dann nur noch darauf warten, daß es dunkel wird. Aber ich kann es nicht tun. Ich möchte so gern, aber ich kann nicht. Ich will nicht sterben. Klingt feige, nicht wahr?“
     
    Gwen blickte ihn ungläubig an.
     
    Was? Was hatte er gesagt?
     
    Der Mann sah sich seine Pistole an, befühlte den Abzugshahn, dann stand er auf und ging quer durch den Raum nach vorne zur Kasse. Er blickte nicht zurück.
     
    „Willkommen im Club, Mister Turow“, flüsterte sie. Soviel Angst in den Gesichtern um sie herum. Soviel unterdrückte Panik.
     
    „Willkommen im Club“, wiederholte Gwen.
     
     
     
    01:25
     
    Bill Jarvinen beugte seinen Oberkörper zur Seite, so daß er das Telefon erreichen konnte. Er nahm den Hörer, hörte das tuuuuuuut der Leitung und legte wieder auf.
     
    Bill schüttelte den Kopf. „Wird mir nich‘ glauben“, flüsterte er, „bin nur ein alter, verdammter Narr, der jeden Abend anruft, um ‚nen bißchen Dampf abzulassen. Wird mir nich‘ glauben. Verdammte Scheiße.“
     
    Er nahm den Hörer wieder in die Hand und drückte die Wahlwiederholung. Es gab nicht die klackernden Geräusche, die früher im Telefonnetz noch anzeigten, daß die Verbindung aufgebaut wurde, indem mechanische Schalter irgendwo tief unter der Erde in grauen Kästen gegeneinander klackerten, um Stromkreise zu schließen und zu unterbrechen.
     
    Heute blieb die Leitung einen Sekundenbruchteil lang vollkommen ruhig, bevor die Stille von dem Freizeichen  abgelöst wurde.
     
    Ein erneutes Klicken und Geraldo Peréz Stimme meldete sich: „911. Officer Peréz.“
     
    „Peréz? Hier ist Bill Jarvinen. Es gab zwei neue Schüsse. Das ist kein Scherz, Peréz, das müssen Sie mir glauben. Bitte. Ich habe die Schüsse gehört. Ich war in ‘Nam, verdammt nochmal. Ich weiß, wie sich Schüsse anhören. Das hier ist keiner meine normalen Anrufe, Peréz. Bitte.“
     
    Es gab einen Moment Stille in der Leitung. Bills Herz verkrampfte sich. Er befürchtete, daß der Polizist am anderen Ende vielleicht aufgelegt hatte.
     
    Aber dann war da wieder die tiefe Stimme. Sie klang beunruhigt: „Wo waren die Schüsse, Bill? Sie wohnen in der 9ten Straße, richtig? Warten Sie eine Sekunde. Ich muß mir meinen Stadtplan…ah, ja, hier. Welche Hausnummer haben Sie, Bill?“
     
    „233 East 9th Street. Ich habe die Schüsse gehört, Peréz. Ich habe…“
     
    Peréz unterbrach ihn: „Ich glaube Ihnen, Bill. Verdammte Scheiße, ich glaube Ihnen jedes einzelne Wort.“
     
    „Hätte ich früher anrufen sollen?“
     
    „Nein. Ist schon okay. Mein Fehler“, meinte Peréz am anderen Ende der Leitung. Er legte auf und Bill fragte sich, was der Officer wohl  damit meinte.
     
     
     
    01:26
     
    Geraldo Peréz hatte eine Straßenkarte auf seinen Knien, die detaillierter war als das abstrakte Schaubild, das wie ein mit übermäßig Schmuck beladenen Weihnachtsbaum wirkte. Auf dem Papier waren sogar die einzelnen Hausnummern angegeben, etwas, das auf der elektronischen Karte völlig fehlte.
     
    Nachdem er die Verbindung zu William Jarvinen unterbrochen hatte, starrte auf ein kleines Viereck auf dem Papier, das in rosarot gehalten war und beinahe am Rande der 9ten Straße zur Ecke Fifth Avenue lag. In einem kleinem, weißen Kästchen stand eine Hausnummer: 233 E 9th.
     
    Geraldo biß sich auf die Lippen, fluchte leise und sah dann auf das elektronische Schaubild. Lichter flackerten auf, ein Quadrat für eine Fußstreife, die sich draußen befand, ein Kreis für einen Streifenwagen. Die einzelnen Symbole hatte auch eine verschiedenartige Helligkeit. Ein helles Gelb für eine Streife, die im Einsatz war, ein helles Orange für Polizisten, die gerade draußen Pause machten. Geraldo Peréz verglich die beiden Karten miteinander, sah auf das Schaubild und bemerkte – nicht zum ersten Mal – das orange leuchtenden Viereck auf der 8ten Straße, Ecke University Street.
     
    Das

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