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Liz Balfour

Liz Balfour

Titel: Liz Balfour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich schreib dir sieben Jahre
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ich.
    »Du musst ins Krankenhaus. Du hast dir nicht den Knöchel verstaucht – oder nicht nur , muss man wohl sagen –, du hast dir möglicherweise noch ein Band angerissen. «
    »Angerissen? Hast du Röntgenaugen?«
    »Nein, aber Erfahrung mit kaputten Knochen, Muskeln und Bändern bei Patienten, die nicht meine Sprache sprechen. Da lernt man, mit den Händen zu sehen. Aber um sicherzugehen, musst du eben in die Klinik. Da können wir auch nicht helfen. Wir können nur Tiere.«
    »Wir? Ist Keera auch Tierärztin?«
    Patrick bastelte aus den Geschirrtüchern eine Bandage, in die er die Eiswürfel füllte. Die Kälte tat zugleich schrecklich weh und wunderbar gut. »Ihr kennt euch wirklich noch nicht sehr lange, was? Ich meine nicht Keera. Sie hat ein Antiquariat in Cork, ganz in der Nähe der Uni. Eoin ist der Tiermediziner.«
    »Ich dachte die ganze Zeit, er hätte irgendwas mit Theater zu tun«, murmelte ich.
    »Theater?« Er lachte. »Wie kommst du denn darauf?«
    »Keine Ahnung«, behauptete ich und dachte an die Party vor sieben Jahren, bei der ich Eoin kennengelernt hatte. Richtig, er war damals meinen Fragen, ob er etwas mit Theater zu tun hatte, ausgewichen. Aber ich hatte ihn so eingeordnet, weil die meisten anderen auf der Party am Theater gearbeitet hatten: als Schauspieler, Bühnenbildner, Tänzer, Techniker … Damit, dass er Tiermediziner war, hatte ich gar nicht gerechnet. Obwohl es das Naheliegendste war.
    Mir fiel noch etwas anderes ein: »Sag mal, sind hier eigentlich auch die Pferde meiner Mutter untergebracht? «
    »Alle zehn, ja. Aber die zeigen wir dir, wenn du wieder aufrecht gehen kannst.« Patrick legte mir eine Decke in den Schoß.
    »Zehn Pferde!«, wiederholte ich beeindruckt. »Wow.«
    »Sie hat viele der armen Biester adoptiert, die wir einsammeln. Gute Frau, deine Mutter. Bestimmt geht’s ihr bald wieder gut.« Er lächelte mich aufmunternd an. Dankbar breitete ich die Decke über meine Beine und lächelte zurück. Er war noch nicht richtig zur Tür hinaus, als ich schon tief und fest schlief.
     
    »Wie geht es dem Schimmel?«, war das Erste, was ich fragte, als Patrick mich wieder weckte.
    »Hervorragend. Besser als je zuvor. Das Schlimme ist, wir kennen das Tier.«
    »Ach, ist es eins von Eoins Pferden?« Das würde erklären, warum das Tier so schnell Vertrauen zu ihm hatte.
    »Nein, ich habe es vor einiger Zeit behandelt. Es gehörte einem Immobilienmakler. Er hatte sich ein riesiges
Anwesen etwas außerhalb von Cork unter den Nagel gerissen. Er kaufte sich Pferde, ausschließlich Schimmel. Irgendwie war das so ein Tick von ihm. Dann kam die Krise, er musste alles verkaufen und in eine kleine Wohnung ziehen. Tja. Die Tiere ist er nicht losgeworden. Die meisten ließ er einfach laufen, ein paar verschenkte er, und eins nahm er mit in seine Wohnung.«
    »Wie bitte?«
    »Er stellte es auf dem Balkon ab. Die Nachbarn alarmierten den Tierschutz, aber er brachte das Pferd aus der Wohnung, bevor sie ihm einen Besuch abstatten konnten. « Er zuckte die Schultern. »Erst zahlen sie jeden Preis, um die schönsten Tiere zu bekommen, und dann, wenn es hart auf hart kommt, sind sie nur noch lästig. Da werden sie vom Lebewesen, ja vom besten Freund, plötzlich zu einem störenden, sperrigen Gegenstand, der unnötig Geld kostet.«
    »Und dann kommt ihr ins Spiel?«
    »Wir versuchen es«, klang Keeras Stimme durch den Raum. Hart und kalt wie ein Messer. »Paddy, wir sind fertig. Lohnt sich fast nicht mehr, schlafen zu gehen. Die Sonne ist schon vor zwei Stunden aufgegangen.« Sie ließ sich auf das Sofa fallen und strich sich eine verschwitzte Strähne aus dem Gesicht. Ich betrachtete sie: kohlschwarzes Haar, helle, makellose Haut, stahlblaue Augen. Sie war beneidenswert schön, die Idealbesetzung für jedes Schneewittchen.
    Eoin kam herein. »Kümmern wir uns um den letzten Patient der Nacht«, sagte er und zeigte auf mich.
    »Ich muss los«, sagte Patrick mit einem Blick auf seine Armbanduhr. »Hab ein paar kranke Kühe, die der Bauer
bei mir untergestellt hat. Die müssen noch gemolken werden.«
    »Keera? Was ist mit dir? Du musst doch auch nach Cork.«
    Keera hob die Augenbrauen. »Darling, ich brauche eine Dusche und ein Frühstück. Du kannst sie ja absetzen und dann bei mir vorbeikommen.« Sie stand vom Sofa auf, ging zu Eoin, umarmte ihn eine Spur zu intensiv, als dass es noch als freundschaftlich durchgehen konnte, und gab ihm einen sanften Kuss.
    »Ich ruf dich an«, sagte Eoin und

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