Lizenz zum Kuessen
Kanada!«, rief Nikki. »Worüber haben wir denn die ganze Zeit geredet?«
»Na, mal wieder nicht aufgepasst, Jenny?«, sagte Jane und ließ eine Handvoll Popcorn zerkrachen.
»Noch ein Ton und ich komme rüber«, drohte Jenny, und Jane grinste. »Sorry«, fuhr Jenny an Nikki gewandt fort, »ich hatte keine Ahnung, dass Val nichts davon weiß. Dann würde ich es ehrlich gesagt auch dabei belassen.«
»Nein, du musst es ihr sagen«, meinte Ellen. »Ich fand sein Verhalten ja schon ziemlich verdächtig, als du uns zum ersten Mal von ihm erzählt hast, aber jetzt bin ich mir absolut sicher, dass da was nicht stimmt. Es wirkt sich auf eure Mission aus, also muss Val Bescheid wissen.«
»Nein, verdammt, muss sie nicht«, entgegnete Jenny. »Wenn Nikki es ihr sagt, zieht Val sie womöglich von dem Auftrag ab.«
»Wie wäre es denn, wenn sie es Val erzählt, aber nicht ins Detail geht?«, schlug Jane vor. »Sag ihr einfach, dass du mit diesem Typen mal essen warst und der andere hätte geglaubt, ihr wärt verheiratet. Stell es am besten so dar, als hättest du da einen wichtigen Kontakt - eine Spur, die ihr verfolgen solltet.«
»Keine schlechte Idee, könnte vielleicht funktionieren«, gab Jenny sich geschlagen, schaute kurz über die Schulter und sagte dann schnell: »Okay, ich muss aufhören. Schön, euch gesprochen zu haben, lasst euch nicht umlegen!«
Jennys Bildschirm wurde schwarz, und Nikki schaute erwartungsvoll zu Ellen.
»Ich sollte auch langsam aufhören.« Ellen wirkte nachdenklich. »Jane, diese Woche werde ich ziemlich viel am Computer zu tun haben. Könntest du mich auf dem Laufenden halten?«
»Ich …«, fing Jane an. Sie sah nicht gerade begeistert aus, dann zuckte sie die Schultern. »Ach, scheißegal. Ja, mache ich.«
»Pass auf dich auf, Nikki«, sagte Ellen. »Melde dich, wenn du Hilfe brauchst. Und an deiner Stelle würde ich es Val erzählen.«
»Mache ich«, versprach Nikki. Dann verschwand Ellen vom Schirm, und Nikki war mit Jane allein.
»Freu dich, dass du so gute Freundinnen hast«, meinte Jane. »Okay. Ich schaue mal, was ich über die drei herausfinden kann. Es wäre hilfreich, wenn du ein Bild von Sarkassian und diesem Victor hättest.«
»Mal sehen, was sich da machen lässt. Jetzt warte ich am besten erst mal darauf, dass Val wieder auftaucht.«
Jane nickte zustimmend.
»Hast du schon mal mit ihr gearbeitet?«, fragte Nikki. »Ist sie immer so?«
»Meistens«, sagte Jane. »Sie erledigt Sachen gern auf ihre Art.«
»Den Eindruck habe ich auch«, erwiderte Nikki trocken.
Gerade als sie die Verbindung mit Jane trennte, klopfte es an die Tür. Nikki holte tief Luft und stand auf. Angeblich sollte Beichten das Gewissen erleichtern, aber sie konnte sich Schöneres vorstellen.
Thailand VI
Scharfe Munition
Heute Morgen wollten sie Waffen shoppen gehen. Die Aussicht darauf war Nikki sehr aufregend erschienen, und als sie hinunter in die Hotellobby kam, schwamm sie auf einer kleinen Adrenalinwelle. Ihre Vorfreude legte sich aber schnell, als sie von Val in ein eher unaufregendes Taxi geschoben und dann beharrlich ignoriert wurde. In einem Taxi zu sitzen, das nach Hühnern roch und sich von ihrer übellaunigen Partnerin ignorieren zu lassen, war nicht gerade das Abenteuer, das Nikki sich erträumt hatte. Besonders, da Vals Schweigen ihr viel Gelegenheit gab, ihre Beichte abzulegen, vor der sie sich gestern Abend gedrückt hatte. Val war kurz hereingekommen, hatte ein paar knappe Ansagen gemacht und war wieder verschwunden. Nikki war kaum zu Wort gekommen. Weshalb sie sich sagte, dass es ja nicht ihre Schuld war, wenn sie Val noch nichts erzählt hatte. Und natürlich wusste sie, dass das eine faule Ausrede war.
Nun saß sie also im Taxi und warf verstohlene Blicke auf Val, die durch das Fenster nach draußen starrte. Auf der Straße drängten sich Autos dicht an dicht, dazwischen schlängelten sich Fahrräder, Motorräder und Tuk-Tuks.
»Ähm …«, sagte Nikki, was zwar kein toller Anfang war, aber besser als nichts.
»Ja?« Val seufzte, als ermüde es sie ganz furchtbar, mit Nikki reden zu müssen.
»Es gibt da etwas, was ich dir wahrscheinlich sagen sollte.« Val schnaubte auf eine Art, die Nikki als Aufforderung zum Weiterreden interpretierte. »Also … du erinnerst dich an die beiden Typen? Die von gestern Abend?«
Endlich wandte Val Nikki ihr Gesicht zu, und Nikki starrte in den dunklen Abgrund der schwarzen Gläser ihrer Sonnenbrille. Wie ein schwarzes Loch
Weitere Kostenlose Bücher