Lizenz zum Kuessen
gerade wieder ausgezogen hatte. »Und was ist mit ihrer Freundin?«
»Welcher Freundin?« Nikki sah auf und stellte fest, dass Val sie prüfend musterte. Sie schien ihr kein Wort zu glauben.
»Irgendwas führt sie im Schilde«, sagte Val.
»Mrs Merrivels Freundin?«, fragte Nikki entgeistert.
Val verdrehte die Augen. »Mrs Merrivel, du Dummchen. Neben Mrs Merrivels Intrigen verblasst Macchiavelli zu einem kleinen Gebrauchtwagenhändler. Ich weiß , dass sie irgendwas vorhat, ich weiß nur nicht, was. Sie hat dir nichts gesagt?«
»Ich glaube nicht, dass sie was vorhat«, verteidigte Nikki sie. »Und nein, sie hat mir nichts gesagt.«
»An ihrer Stelle würde ich dir auch nichts sagen.« Val ließ sich auf einen Stuhl plumpsen und zog die Stiefel wieder aus.
Nikki probierte ein Paar weiße Espadrilles mit Keilabsatz und Schnürbändern an und wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte.
» Ich glaube«, fuhr Val fort, lehnte sich zurück und spreizte ihre perfekt pedikürten Zehen, »dass sie es auf Lillians Job abgesehen hat.«
»Wer ist Lillian?«, fragte Nikki.
»Dr. Lillian Hastings, Leiterin der Sektion Westküste. Sie und Miranda sind wahrscheinlich länger verfeindet, als du auf der Welt bist. Bislang war das nie ein Problem. Aber jetzt ist Miranda in Lillians Territorium abkommandiert worden, um das Trainingscamp in Kalifornien auf Vordermann zu bringen. Lillian war nicht gerade begeistert.«
»Okay, du glaubst also, dass Mrs Merrivel es auf ihren Posten abgesehen hat. Aber was hat das mit mir zu tun?« Nikki betrachtete die weißen Espadrilles und war ganz entzückt, wie schlank ihre Fesseln darin aussahen.
»Das weiß ich auch nicht«, meinte Val. »Die solltest du nehmen.« Sie zeigte auf die Espadrilles. »Sehen bei dir richtig niedlich aus.«
»Ich habe schon ein Paar mit solchen Absätzen«, sagte
Nikki bedauernd. »Was ich wirklich bräuchte, sind ein paar coole Sneakers oder andere flache Schuhe. Eigentlich trage ich ja nie flache Schuhe, weil ich so klein bin und dann aussehe wie einer von Schneewittchens Zwergen, aber für unseren Auftrag bräuchte ich was, worin ich rennen kann.«
»Agentenschuhe.« Val nickte wissend. »Hier, probier mal die.« Sie hielt ihr ein Paar sneakerisch aussehende Schuhe hin. Schwarzes Leder mit Netzeinsatz und superflachen Sohlen - genau so was hatte sie gesucht. Begeistert probierte Nikki sie an. Dann warf sie einen Blick auf das Preisschild.
»So viel habe ich nicht dabei«, sagte sie und legte die Sneakers zurück in den Karton. Als der Verkäufer mit neuen Schuhstapeln zurückkam, warf auch Val ihre Stiefel in den Karton.
»Schon fertig«, verkündete sie, als er seine Kartons vorsichtig abstellte. »Wir nehmen die hier«, sie zeigte auf die Schlangenleder-Stilettos. »Und die.« Sie zeigte auf die schwarzen Sneakers.
»Nein. Nein, ich kann doch nicht …«, stammelte Nikki, aber Val schnitt ihr das Wort ab.
»Klar kannst du. Geht auf mich. Meine gute Tat für die nächsten zehn Jahre.«
Draußen ging bereits die Sonne unter und tauchte die ganze Anlage in goldenes Licht. Sogar die Town Center Plaza mit der Skulptur einer glücklichen Mutter und um sie herumtanzenden Kindern sah im milden Abendlicht nur noch halb so schlimm aus.
»Wirst du Dr. Hastings davon erzählen?«, fragte Nikki.
»Wovon?«
»Dass du glaubst, ich wäre Teil eines Komplotts, sie von ihrem Posten zu verdrängen«, sagte Nikki kleinlaut.
»Warum sollte ich?«, entgegnete Val. »Ist ja nicht meine
Angelegenheit. Lillian kann schon selbst auf sich aufpassen. Außerdem habe ich ja keine Beweise, oder?«
Nikki schüttelte den Kopf. Schweigend liefen sie zurück zum Auto, und gerade als Nikki sich irgendwelchen Smalltalk aus den Fingern saugen wollte, klingelte Vals Handy. Es spielte Another One Bites the Dust .
Sofort fing Nikki an mitzusummen, während Val sich die Nummer des Anrufers anzeigen ließ. Sie verzog das Gesicht, ging aber trotzdem ran.
» Isn’t no sound, but the sound of his feet. Machine guns ready to go «, sang Nikki leise vor sich hin.
»Ja?«, blaffte Val in ihr Handy und ging vom Auto weg. Nikki ließ ihre Tüte auf den Rücksitz fallen, lehnte sich an die Beifahrertür und summte weiter.
Wenig später klappte Val ihr Handy zu und runzelte die Stirn. »Sieht so aus, als meinte Mrs Merrivel es wirklich ernst«, sagte sie, als sie wieder beim Auto war.
Are you ready, hey, are you ready for this?
»Was ernst meint?«, fragte Nikki und stieg ein.
Are
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