Lizenz zum Kuessen
Sorge«, sagte Rachel, als Nikki mit einem schweren Seesack über der Schulter und das monströse Beautycase in der Hand das Labor verließ. »Die Gebrauchsanweisungen habe ich dir auch eingepackt.« Was Nikki keineswegs beruhigend fand.
Auf dem Weg zum Fahrstuhl mühte sie sich mit ihrem schweren Gepäck ab und warf einen neidischen Blick auf
Vals handliche Tasche. Als Val eben auf den Knopf für die Lobby gedrückt hatte, kam Rachel in Windeseile den Korridor hinabgerannt.
»Warte! Das hätte ich fast vergessen«, rief sie atemlos. Val legte die flache Hand auf das Sensorenfeld, und die Tür glitt wieder auf.
»Dein Handy«, japste Rachel und drückte Nikki ein Handy samt Gebrauchsanweisung in die Hand. »Kaum zu glauben, dass ich das beinahe vergessen hätte. Ohne Carrie-Mae-Handy können wir dich natürlich nicht losschicken. Es hat alle gängigen Funktionen und natürlich noch ein paar Extras. Leider ist es nicht in Lila lieferbar.«
»Sonst würde ich es auch nicht benutzen«, kam es von Val.
»Aber dieses Silber ist doch auch ganz hübsch, oder?« Rachel tat, als hätte sie nichts gehört. Hatte sie vielleicht auch nicht.
»Ja, doch - sehr hübsch«, sagte Nikki.
»Es ist aktiviert, und ich habe schon alles eingestellt. Hier ist das Kabel zum Aufladen, Freisprechvorrichtung und die Anleitung - die ist wichtig. Aber wenn du ganz normal telefonieren willst, drückst du einfach da. Keine Sorge, der Rest steht im Handbuch.« Rachel drückte Nikki Kabel, Handbuch, Handy und Zubehör in den Arm, und Val nahm ihre Hand vom Sensor.
»Jetzt weißt du, warum wir Rachel im Keller verstecken«, sagte Val, als die Tür sich hinter ihnen schloss.
»Kann ich mich mit diesem Ding in die Luft jagen?«, fragte Nikki besorgt und hielt das Handy auf Armeslänge von sich.
»Gut möglich«, meinte Val.
»Das beruhigt mich jetzt nicht gerade.«
»Ich versuche nur, ehrlich zu sein«, erwiderte Val. »Meistens gelingt es mir nicht, aber zumindest versuche ich es.«
Kalifornien XV
Workout
Mittlerweile war es dunkel geworden, und sie fuhren durch düstere Straßen, in denen nur kleine Hondas mit bunter Unterboden-Neonbeleuchtung und aufgemotzte Cadillacs mit riesigen Stereoanlagen unterwegs zu sein schienen.
»Hast du deine Sportklamotten dabei?«, fragte Val plötzlich.
»Ja, klar. Irgendwo in meinem Rucksack.«
»Gut, dann gehen wir noch kurz ins Fitnessstudio. Ich brauche ein Workout.«
Nikki nickte, und Val bog scharf rechts ab. Vor einem großen, kastenförmigen Gebäude hielten sie an. Die Fenster waren mit Plakaten überklebt. Die ganze Gegend wirkte ziemlich heruntergekommen. Val hatte anscheinend etwas andere Vorstellungen von einem Fitnessstudio als Nikki.
Val sprang mit ihrer Sporttasche aus dem Auto, als fände sie es ganz normal, dass vor dem Eingang drei zwielichtige Gestalten mit Wollmützen herumlungerten. Die Typen nickten ihr kurz zu und musterten dann Nikkis Hintern mit Kennerblick. Nikki wünschte, sie hätte etwas an, das mehr bedeckte - am besten eine Burka. Dann war sie auf einmal genervt. Es war ihr Hintern. Er war absolut ausreichend bedeckt, und es gab überhaupt keinen Grund, warum ihr irgendetwas peinlich sein sollte. War es ihr aber trotzdem.
»Ähm … das ist ein Fitnessstudio?«, fragte sie, als sie das Gebäude betraten.
Val nickte. »Kickboxen.«
»Oh«, sagte Nikki.
»Kannst du doch, oder?«
»Ja, schon … wir hatten das mal im Training. Aber ich mag es lieber etwas moderater.« Mit ›moderater‹ meinte sie Judo, aber aus Vals verständnislosem Blick schloss sie, dass Val es nicht verstanden hatte. Eigentlich hatte es nur ein kleiner Scherz sein sollen, aber das hatte Val wahrscheinlich auch nicht kapiert.
»Interessant«, sagte Val. »Hier geht es eher rabiat zur Sache.«
»Okay, kein Problem«, erwiderte Nikki und kam sich ziemlich blöde vor. Wenn doch nur Jenny und Ellen bei ihr wären!
Durch eine Schwingtür kamen sie in den Hauptraum des Fitnessstudios. In der Mitte war ein großer Wettkampfring aufgebaut, entlang der Wände waren kleinere Boxringe abgeteilt sowie Trainingsbereiche für Gewichte und Sandsäcke. Ganz hinten drosch ein Typ auf einen Sandsack ein. Auf den ersten Blick wirkte er etwas pummelig, aber mit jedem Schlag hieb er den Sack waagrecht in die Luft. Ein paar durchtrainierte Typen machten ein sehr imponierendes Workout mit Gewichten. Nikki schaute einem kleinen, drahtigen Kerl dabei zu, wie er auf der Schrägbank Crunches machte. Das hatte er
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