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Lizenz zum Kuessen

Lizenz zum Kuessen

Titel: Lizenz zum Kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Maines
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sich an, als wolle es ihr gleich zum Ohr hinausflutschen. Am Straßenrand verkün - dete eine riesige weiße Werbetafel: Eden. Das Paradies auf Erden . So sehr war sie in ihre Beobachtungen versunken, dass sie nicht darauf vorbereitet war, als das Taxi plötzlich vor einem ultramodernen Hotel hielt und sie erneut Val hinterhereilen musste.
    »Willkommen im Mandarin«, begrüßte der Hoteldiener
sie auf Englisch mit leichtem Akzent, hielt ihnen die Tür auf und machte eine dezente Verbeugung. Und zum allerersten Mal in ihrem Leben hatte Nikki das Gefühl, tatsächlich weit von zu Hause weg zu sein.

Thailand II
    Empfindliche Elefanten
    Nikki wachte mit Jetlag auf. Die Bettlaken klebten ihr am Körper. Sie war durstig, verschwitzt, verwirrt und fühlte sich wie am Morgen nach ihrer dreitägigen College-Sauftour. Ihre innere Uhr ging vierzehn Stunden nach und zeigte Schlafenszeit, aber Bangkok war schon hellwach.
    Val klopfte an die Tür und kam rein. Von ihrer üblichen Energie war wenig zu merken. Auch die Zigarette fehlte. Sie hatte einen Becher Kaffee in der Hand und ihre Sonnenbrille auf. Nur ihre Haare waren wie immer in Bestform.
    »Ich habe gerade Laura angerufen«, sagte sie und unterdrückte ein Gähnen. »Wir treffen uns nachher mit ihr in Lawans Klinik.«
    Nikki nickte und begann in ihrem Gepäck zu kramen. Vielleicht fand sie ja etwas, was dafür sorgen konnte, dass sie sich wieder menschlich fühlte.
    Val schlenderte aus dem Zimmer. »Klopf an, wenn du so weit bist.«
    Eine Stunde später verließen sie ihr komfortabel gekühltes Hotel und tauchten in die glühende Hitze Bangkoks ein. Nikki war im amerikanischen Nordwesten aufgewachsen und hatte schon das kalifornische Klima trocken, warm und unangenehm gefunden, wie einen ausgedörrten Mund, der immer nach Wasser lechzte. Aber nicht einmal Kalifornien hatte sie auf die brütende, brennende Hitze in Thailand vorbereiten
können. Sie lief Val hinterher und wagte kaum stehen zu bleiben - wie in der Hoffnung, dass es hinter der nächsten Straßenecke plötzlich angenehm kühl sein könnte.
    Nachdem sie ein Taxi gefunden hatten, sagte Val dem Fahrer, wohin sie wollten, öffnete das Fenster einen Spalt und zündete sich eine Zigarette an. Nikki sah dem Fahrer an, dass er davon wenig begeistert war, und sie konnte es ihm nachfühlen. Das Fenster hielt den Lärm und Gestank der Straßen wenigstens etwas aus dem Wageninnern fern, und Val ließ beides nicht nur herein, sondern hieß es mit einem aschesprühenden Schnippen ihrer Zigarette geradezu willkommen.
    Das Taxi schlängelte sich durch die Straßen, und Nikki konnte zusehen, wie die modernen Geschäftsviertel binnen Minuten armseligen Slums wichen. Vor einem kleinen, aus Betonplatten errichteten Gebäude hielten sie an. Wie bei vielen Wohnhäusern in Bangkok war vor dem Haus ein Hof, der von einer hohen, direkt an den Gehsteig grenzenden Mauer umfasst war.
    Ein kleines blaues Schild mit weißer Schrift war der einzige Hinweis, dass es sich um ein öffentliches Gebäude handelte. Am Tor stand ein Wachmann, der eine Schar kleiner Jungen vertrieb, Val und Nikki aber ohne weitere Fragen einließ. Mit gemischten Gefühlen sah Nikki ihn eine MP9-Maschinenpistole so lässig in der Hand halten wie andere Leute ihr Lunchpaket.
    In der Klinik herrschte verhaltener Optimismus und penible Sauberkeit. Schmutz und Staub waren rigoros verbannt worden, doch die spärliche Ausstattung, die zerschlissenen Vorhänge und von der Sonne ausgeblichenen Aufklärungsplakate mit glücklichen Thai-Paaren ließen vermuten, dass die Zeiten nicht gerade rosig waren.

    Kaum hatten sie den Empfang betreten, kam auch schon Laura Daniels aus dem hinteren Gebäudeteil herbeigeeilt, um sie zu begrüßen.
    »Gott sei Dank«, rief Laura und fiel ihnen um den Hals. »Ich bin ja so froh, dass Sie gekommen sind! Willkommen in der Chinnawat-Klinik!«
    Live war Laura noch blonder als in der Übertragung und ziemlich mollig, aber genauso freundlich. Sie hatte feine Lachfalten und schien ihr Lächeln niemals abzulegen, doch Nikki sah Angst in ihren Augen. Zu einer schlichten Leinenhose trug sie eine rosa Bluse, um die Haare hatte sie ein Tuch gebunden, das lang hinter ihr her flatterte. Nikki nahm an, dass Laura dieses Outfit für lässiges Understatement hielt.
    »Danke«, sagte Val und strich sich so irritiert über den Ärmel, als hätte Lauras überschwängliche Umarmung ernstlichen Schaden angerichtet. »Können wir irgendwo ungestört reden?« Sie

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