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Lizenz zum Kuessen

Lizenz zum Kuessen

Titel: Lizenz zum Kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Maines
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schaute sich suchend um und übersah dabei geflissentlich die Empfangsdame, die sie beide argwöhnisch beobachtete.
    »Wir können in Lawans Büro gehen«, sagte Laura strahlend. »Hier entlang.«
    Sie führte sie am Empfang vorbei in den hinteren Teil des Gebäudes.
    »Was können Sie uns über Lawan erzählen?«, fragte Val.
    »Lawan tritt mit Leib und Seele für die Menschenrechte ein«, sagte Laura stolz.
    »Es ist also eher unwahrscheinlich, dass sie sich mit der Portokasse aus dem Staub gemacht hat?«, fragte Val. Nikki wusste, dass sie nur Spaß machte, merkte aber, dass Vals Ton Laura irritierte.
    »Wir versorgen hier über hundert Menschen am Tag - zumeist Frauen und Kinder -, und finanzieren uns ausschließlich
über Spenden und ehrenamtliche Arbeit«, sagte Laura. »Zu unseren Patienten zählen die Ärmsten der Stadt. Ihnen eine gute medizinische Versorgung zukommen zu lassen, sehen wir nur als einen Teil unserer Aufgabe an.«
    »Worin besteht der andere Teil?«, fragte Nikki, als Val nicht darauf einging.
    »Darin«, sagte Laura und öffnete die Tür zu einem weitläufigen Innenhof. Kinder rannten barfuß über den sandigen Boden oder kletterten auf Spielgerüsten herum. Auf der gegenüberliegenden Mauer stand in großen Buchstaben, auf Englisch und von bunt gemalten Blumen und Bäumen umgeben: Menschen hören nie auf, auf die Chance zu hoffen, die ihnen ermöglicht, das zu ändern, was ihr Leben nicht lebenswert macht .
    Für einen Slogan fand Nikki es recht sperrig, viel zu lang und zu wenig auf den Punkt gebracht, aber das zum Ausdruck gebrachte Ansinnen war durchaus zu begrüßen.
    »Kinder«, stellte Val fest.
    »Auch«, sagte Laura. »Meine Stipendienstiftung hat Lawan unterstützt. So haben wir uns kennengelernt. Sie war noch so jung damals, aber selbst da wusste ich, dass sie zu Großem berufen ist und viel verändern kann. Wir haben sie aufs Internat geschickt, was ihrem Leben eine ganz neue Wendung gegeben hat. Seit sie nach Thailand zurückgekehrt ist - und glauben Sie mir, das hätte sie nicht tun müssen -, hat sie sich ganz der Aufgabe verschrieben, anderen zu ermöglichen, was ihr gegeben worden war. Die Kinder kommen auch zu uns, weil sie etwas zu essen wollen, vor allem aber, weil sie hier sicher sind. Ohne Lawan wären viele von ihnen schon längst in Bordellen gelandet. Lawan ist überzeugt davon, dass Thailand eine bessere Zukunft haben kann. Eine solche Überzeugung lässt sich nicht vorspielen.
Um auf Ihre Frage zurückzukommen: Nein, ich glaube nicht, dass sie sich mit der Portokasse oder mit Stiftungsgeldern aus dem Staub gemacht hat.«
    Val nickte und schwieg. Nikki sah die Klinik nun mit ganz anderen Augen. Die spärliche Einrichtung schien ihr auf einmal kein Zeichen mehr für Armut, sondern Teil von Lawans Vorsatz, die knappen Mittel bestmöglich für ihr Ziel einzusetzen.
    Ein Takraw-Ball flog ihr vor die Füße und riss Nikki aus ihren Gedanken. Sie hob ihn auf und drehte ihn in den Händen. Er war etwas größer als ein Softball und aus Plastik, das aussah, als wäre es geflochtenes Rattan. Takraw wurde so ähnlich gespielt wie Volleyball - allerdings mit den Füßen -, das hatte Nikki in ihrem Reiseführer gelesen.
    »Hi«, sagte ein kleines Mädchen und näherte sich Nikki vorsichtig.
    »Hi«, sagte Nikki und hielt ihm den Ball hin. Das Mädchen kicherte. Bei genauerem Hinsehen stellte Nikki fest, dass das Mädchen vermutlich schon vierzehn war, aber so klein und zierlich, dass es viel jünger wirkte. Es hatte funkelnde schwarze Augen und makellose weiße Zähnen, die jedes Mal hell aufblitzten, wenn es lächelte, was ziemlich oft war.
    »Ich würde mir gern ihr Büro ansehen«, meinte Val und ging mit Laura voraus.
    »Spielen?«, fragte das Mädchen und hielt Nikki den Ball hin.
    »Sorry«, sagte Nikki und schüttelte den Kopf. Das Mädchen drehte sich achselzuckend um und kickte den Ball in hohem Bogen zu den anderen Kindern zurück. Mit Schrecken malte Nikki sich das Leben als Prostituierte aus, vor dem Lawan dieses Mädchen bewahrt hatte. Lawan gebührte wirklich Respekt.

    Dann eilte sie Val und Laura hinterher und hatte sie beinah eingeholt, als die beiden um eine Ecke verschwanden. Eine Sekunde später hörte sie Laura schreien. Nikki spurtete los, flitzte um die Ecke und sah, wie Laura einen Mann in weißem Kittel bei den Schultern packte. Er sah aus wie jemand vom Klinikpersonal. Ein weiterer Mann - ein stämmiger Weißer mit dunklem Haar und buntem Hemd -

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