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Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Titel: Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egmont R. Koch
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Ereignis an der Waterloo Bridge. Am Abend, zu Hause bei seiner Frau Annabelle, verschlechtert sich sein Gesundheitszustand rapide. Er bekommt Fieberanfälle, sein Blutdruck fällt in den Keller, er wird umgehend in ein Krankenhaus eingeliefert. Die Ärzte sind ratlos, haben keine Erklärung. Markow kann ihnen noch den Zwischenfall mit dem Schirm schildern, dann fällt er ins Koma. Drei Tage später ist er tot.
    Bei der Obduktion wurde die Kapsel in der Wade gefunden. Scotland Yard schickte sie zur Analyse an das Porton Down Centre , das Speziallabor ihrer Majestät für chemische und biologische Waffen, das schnell Rizin als Wirkstoff und das Edelmetall-Kügelchen als Mordwaffe identifizierte. Die Polizeibeamten setzten alles daran, das Attentat aufzuklären. Der Verdacht fiel sofort auf den bulgarischen Geheimdienst, der Schirmmörder konnte aber nicht identifiziert werden, vermutlich hat er das Königreich umgehend nach dem Anschlag verlassen. Irgendwann geriet auch der Anschlag als cold case in Vergessenheit, obwohl Scotland Yard immer wieder Anläufe unternahm, den Fall zu klären.
    Erst nach dem Niedergang des Sowjetimperiums ein Jahrzehnt später kam wieder Bewegung in die Ermittlungen. Im Keller des bulgarischen Innenministeriums wurden mehrere präparierte Regenschirme entdeckt, die über einen verborgenen Druckluftmechanismus verfügten. Beim Geheimdienst Darschawna Sigurnost (DS), der den politischen Umsturz relativ ungeschoren überstanden hatte, begann dasGroßreinemachen, die systematische Vernichtung inkriminierender Akten. 1992 erhielt der DS-General Wladimir Todorow eine kurze Freiheitsstrafe, weil er Markow-Akten geschreddert hatte. Dann meldeten sich Überläufer zu Wort, darunter Oleg Kalugin, ein früherer Generalmajor des KGB, der bis 1980 die sowjetische Spionageabwehr geleitet hatte und inzwischen in den USA lebte. Das Attentat sei nicht ohne Grund am 7. September durchgeführt worden, es sei ein Geschenk des DS an den Diktator gewesen, den Partei- und Staatschef Todor Schiwkow, der an diesem Tag Geburtstag feierte.
    Der habe sich über viele Jahre dermaßen über Markows scharfzüngigen Kommentar auf BBC , der Deutschen Welle und Radio Free Europe geärgert, dass er den Mord befohlen habe. Sein geheimes Todesdekret betraf überdies den in Paris lebenden Journalisten und Dissidenten Wladimir Kostow, bei dem der Giftanschlag mit einem Rizin-Kügelchen im August 1978 allerdings scheiterte. Schiwkow »bat seine russischen Freunde um technische Unterstützung«, erinnert sich Kalugin. Der damalige KGB-Chef Jurij Andropow habe das unter seiner persönlichen Kontrolle stehende operationstechnische Direktorat (OUT) angewiesen, den bulgarischen Brüdern technische Hilfe zu leisten. Aus dem Geheimlabor des KGB seien damals die Rizin-Kapseln beschafft und an die Kollegen übergeben worden.
    Die Giftmischer desselben KGB-Labors waren 1979 auch an einem geplanten Giftanschlag auf den afghanischen Präsidenten Hafizullah Amin beteiligt. Der Kreml plante die Besetzung des durch Bürgerkrieg und Putschversuche erschütterten Nachbarlandes, weil er befürchtete, das Regime Amin könnte sich dem Westen zuwenden und einer Stationierung amerikanischer Truppen zustimmen. Das wäre für Moskau ein ebenso großes Problem gewesen wie seinerzeit die Stationierung russischer Mittelstreckenraketen auf Kuba für dieAmerikaner. Das Politbüro beschloss daher, Amin zu liquidieren und die Macht in Afghanistan zu übernehmen. Diesmal sollte allerdings nicht Rizin zur Anwendung kommen, sondern ein unbekanntes Gift, das mit der Nahrung aufgenommen werden konnte. Dem KGB war es nämlich gelungen, einen Agenten als Chefkoch in den Präsidentenpalast zu schleusen. Am 17. Dezember 1979 erkrankte jedoch Amins Neffe und Schwiegersohn Asadullah Amin, der auch den Sicherheitsdienst leitete, an unerklärlichen Symptomen und wurde ironischerweise zur medizinischen Behandlung nach Moskau ausgeflogen. Möglicherweise war seine Mahlzeit mit der des Präsidenten vertauscht worden. Am Morgen des 27. Dezembers begann die sowjetische Invasion. Hafizullah Amin glaubte, die Truppen kämen zu seiner Unterstützung. Doch er irrte. Als die sowjetischen Spezialeinheiten seinen Palast erreichten, töteten sie zunächst seine Garde und zündeten danach im Zimmer des Präsidenten eine Handgranate. Bei der Explosion starb auch einer seiner Söhne.
    An den Auftraggebern der Markow-Liquidierung bestand also kein Zweifel mehr, wer aber war der ominöse

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